Weihnachtlicher Zauber Teil 1

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Endlich war wieder nachts an Schlaf zu denken und ich konnte mich vollends auf Weihnachten freuen. Was sollte ich Benni zu Weihnachten schenken? Wintersportsachen bekam er vom Verband gestellt und ein Kochbuch hatte er schon zum Geburtstag geschenkt bekommen. Schnell kam mir zum Glück ein anderer Einfall: ein Fotobuch über unsere ersten Monate mit Sprüchen, die ich miteinfügen konnte. Wir hatten sehr, sehr viele Bilder gemacht. Benedikt war neben seinen Kochkünsten auch ein hervorragender Fotograf und so musste ich nicht viel an den Bildern machen. Jedoch erschien es mir etwas wenig. Etwas musste noch hinzu kommen. So wichtig wie er für mich war. Hemd würde immer gehen. Glücklicherweise war Benni ein Typ, dem alles gut stand. Neben dem Fotobuch und dem einem schönen roten Hemd bekam er noch einen Gutschein von unserem Lieblingsitaliener hier im Ort.


Währenddessen stabilisierten sich Bennis Leistungen im Weltcup. Noch immer durfte man nicht vergessen, dass es seine erste richtige Saison von Anfang an im A-Kader war. Schwankungen gehörten dazu und waren miteinkalkuliert. Mark sah das alles gelassen, wie Benni meinte. Die interne Qualifikation für die WM 2016 hatte er schon mit dem Sprint von Östersund erledigt. So waren Platzierungen unter den Top 15 mehr als gut und darauf ließ sich aufbauen. Ich hatte sowieso keinen Zweifel an seinem Können. Jedoch sah ich auch seine Schwächen klar und deutlich. Er hatte oft zu viel im Kopf und wollte alles auf einmal machen. Auch vergaß er manchmal Sachen mit auf die Strecke zu nehmen. Da waren schon lustige Geschichten bei raus gekommen. Aber all das machte ihn aus und für mich zu etwas ganz Besonderen.

Unsere Planungen für Weihnachten behielten wir so bei, wie wir sie Anfang Oktober geplant hatten. Nachdem letzten Weltup würde er zuerst nach Hause fahren und am 2. Weihnachtstag zu mir. Die Rennen waren sehr anstrengend gewesen und er kämpfte ein wenig mit Müdigkeit. Dies schlug sich im letzten Massenstart-Rennen mit Platz 25 und 5 Schießfehlern nieder. Anders als Anfang Dezember ging er diesmal gelassener damit um und war einfach nur erleichtert, dass es für ein paar Tage zurück nach Deutschland ging.

Mit meiner Mama machte ich mich derweil an die Vorbereitungen für unser Weihnachtsessen mit der Familie. Tanja und Markus würden bei uns sein, ebenso meine Oma und Opa von Mamas Seite. Dazu noch mein Onkel mit seiner Freundin. So war es schon seit Jahren Tradition. Weihnachten war wirklich eine unendlose Abfolge von Essen bei uns. Jedes Weihnachten gab es an Heiligabend mehrere Gänge - Gruß aus der Küche, Suppe und oder Salat, Hauptspeise und zum Abschluss eine Dessertvariation. Nie gingen uns die Ideen, denn jedes Mal gab es etwas anderes zum Essen. Schließlich sollte es ein Festmahl werden.

Am 24. Dezember kümmerte ich mich erstmal um Penny, da ab dem Nachmittag nicht mehr so viel Zeit bleiben würde. Gegen fünf Uhr sollte es bei uns wie immer losgehen und ich wollte mich noch in Ruhe fertig machen. Zeitlich stellte dies nie ein Problem für mich dar, da ich schon immer gerne früh aufgestanden war und es mir nie etwas ausgemacht hatte. Mit Benni wollte ich mittags nochmal telefonieren, bevor der ganze Wahnsinn losging. Auch bei ihm ging es Nachmittags mit der Familienfeier los. Nur noch zwei Tage waren es bis zu unserem Wiedersehen. Ich freute mich so sehr ihn endlich wieder bei mir zu haben.

Der Ausritt mit Penny war eine Wohltat. Über Nacht hatte es etwas geschneit und so trabten wir nur vorsichtig über die Wege oder blieben nur im Schritt. Sie sollte nicht wegrutschen und sich verletzen. Schnee war bei uns in den vergangenen Jahren Mangelware gewesen. Nach unserer Rückkehr wurde Penny langsam und intensiv von mir gestriegelt. Zudem bekam sie eine extra Portion Möhren von mir.

Danach fing ich an mich langsam fertig zu machen. Hektisch würde es nachher noch geng werden. Bennis und mein Telefonat ging weit über eine halbe Stunde. Schließlich sollte es bis zum nächsten Tag reichen.

Nach kurzem Blick in meinem Kleiderschrank entschied ich mich für einen grauen Rock mit einem rosa Pullover. Meine Haare ließ ich bei solchen Gelegenheiten wieder einmal offen. Da noch Zeit blieb, bis ich rüber gehen wollte, setzte ich mich in meinen Sessel und fing noch ein wenig zu lesen.

Hierüber verging die Zeit sehr schnell und ich sah erst von meinem Buch auf, als es an meiner Türe klopfte. Es war kurz vor fünf. Wer konnte das nur sein? Niemand hatte sich vorher bei mir angesagt. Im Hof war das Licht angegangen. Durch das Fenster konnte ich niemanden sehen. So blieb mir nichts anderes übrig als zu öffnen.

Vorsichtig öffnete ich die Türe einen Spalt und mein Herz drehte vollkommen durch. Vor der Türe stand kein Fremder, sondern Benni. Träumte ich das?

Mit Schwung öffente ich nun der Rest der Türe.

"Benni..", jubelte ich und schmiss mich in seine weit geöffneten Arme.

"Caro..." Fest drückte er mich an sich.

Schnell stellte ich mich auf die Zehenspitzen und begann unter Freudentränen Benni leidenschaftlich zu küssen. Mein ganz persönliches Weihnachtsgeschenk war da und ich war so glücklich ihn endlich wieder zu haben!

Liebevoll streichelte er mein Gesicht. Nun sahen wir uns tief in die Augen. Mein Herz spielte vollkommen verrückt und vollzog eine regelrechte Party.

"Ich freue mich so sehr dich wiederzusehen... oh Benni, du bist die beste Überraschung zu Weihnachten...", sagte ich freudestrahlend.

"Das war der Plan dahinter.." Ich sah ihn in der Dunkelheit grinsen. "Ich habe es ohne dich nicht mehr ausgehalten.. ich hatte schon etwas länger vor dich an Weihnachten zu überraschen. Mit meinen Eltern habe ich heute Mittag gefeiert und bin danch direkt zu dir gefahren. Ich bin besser durchgekommen als erwartet und so konnte ich dich hier oben noch erwischen. Deine Mama weiß von meinem Kommen."

Benedikt strahlte nur so.

"Das ist mein schönstes Geschnenk zu Weihnachten... du..."

"Das kann ich nur zurückgeben, Kleines."

Schon hatte er sich runtergebeugt und begann mich sehr stürmisch zu küssen.

"Jetzt sind wir wieder vereint und können endlich wieder was Zeit zusamen genießen...", konnte ich zwischen zwei Küssen los werden.

"... und die werden wir auch mehr als ausnutzen, bevor der nächste Weltcup kommt", ergänzte Benni.

Jetzt nahm ich die Chance wahr und strich durch Bennis blonde Haare. Im Anschluss nahm Benni eine meiner Hände und küsste diese zärtlich.

"Ich liebe dich sehr, Benni...", eröffnete ich ihm.

"Ich liebe dich mehr..", sagte er.

Ich musste schmunzeln.

"Wenn du meinst..."

"Nein, wir lieben uns beide gleich..."

Um ihn zu bestätigen folgte ein liebevoller Kuss meinerseits.

Die folgenden Tage konnten kommen und ich war so glücklich über mein eigenes kleines Weihnachtswunder.

Liebe auf der ÜberholspurWo Geschichten leben. Entdecke jetzt