Schatten

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Es waren durchweg perfekte Tage, die wir zusammen verlebten. Benni würde mir die schönen Seiten von einer Beziehung zeigen können.

Wir machten schon Pläne für weitere Treffen. Im Mai sollte ich ihn nochmal im Schwarzwald besuchen kommen. Dort sollte ich seine Eltern und Stefanie, seine Schwester,  besser kennenlernen. Nach einem Lehrgang mit der Männer-Biathlonnationalmannschaft  würde  mich Benni zur Hochzeit von Markus im Juni begleiten. Zum Glück passte es vom Datum her und ich würde nicht ohne Begleitung sein. Markus Wunsch war in Erfüllung gegangen. Seine kleine Schwester hatte einen festen Freund und war im Moment wie auf Wolken. Alles war stimmig und keine Wolke war am Horizont zu sehen. Endlich würde ich die Chance haben meine Vergangenheit hinter mir lassen zu können und mit Benedikt komplett neu anfangen zu können.

Am vorletzten Tag von Bennis Besuch bekamen wir eine neue Futterlieferung für unsere Pferde. Wie selbstverständlich half Benni beim Abladen und brachte alle Säcke mit uns in die Vorratskammer. Lächelnd betrachtete ich Benni von der Seite. Lucas hatte so was nie gemacht. Er stand nicht auf Pferde und hatte mich nie gerne in Pennys Nähe gesehen. Wie blind hatte ich damals nur sein können. Dieses liebevolle Umwerben von Benni, der mich immer um meine Meinung fragte, seine Umarmungen, seine Küsse und sein Lächeln, wenn er mich ansah.

Während des Ausladens blieb das Tor die ganze Zeit offen. Nach einer halben Stunde waren wir mit allem fertig.

Anschließend wollte Benni eine Runde mit seinen Rollskiern raus, während ich mit Penny ausreiten wollte. Ich hatte ihm einige Routen genannt. Langsam wollte Benni wieder mit seinem Sommer-Taining anfangen. Anderthalb  bis zwei Stunden sollten es für den Anfang sein. Beide zogen wir uns schnell um. Am Abend wollten wir noch zusammen ins Kino gehen mit vorherigem Abendessen. Bevor wir getrennt unserem Sport nachgingen gab es eine lange mit Umarmung mit einem zärtlichen Kuss.

Beschwingt von all dem absolvierte ich meinen Ausritt mit Penny im Gelände. Benni war noch nicht soweit, um mit mir auszureiten. Ich genoss die Frühlingsluft in vollen Zügen und ließ Penny sehr lange Galoppieren. Es gefiel ihr sichtlich. Nach fast zwei Stunden kehrte ich nach Hause zurück. Von Benni war noch nichts zu sehen. Mit Schwung sprang ich aus dem Sattel, nahm Penny Trense und Sattel ab. Ich hatte sie vor dem Stall angebunden. Als ich ihre Sachen weggebracht hatte, wollte ich sie noch trocken reiben. Gerade als ich damit beginnen wollte, drang eine alt bekannte Stimme an mein Ohr.

"Na, sieh mal einer an. Bekomme ich dich doch nochmal zu packen." 

Schnell wirbelte ich herum und sah in ein paar schwarzer Augen. Lucas stand vor mir. Wie war er nur hier rein gekommen?! Ich bekam es mit der Angst zu tun. Alles kam wieder hoch. Keiner war hier, um mir beizustehen. Wenn nur Benedikt hier wäre.

"Was willst du hier?!"fragte ich hasserfüllt. "Ich will dich nicht mehr sehen... verschwinde von hier..."

"Ach Caro, gib uns noch eine Chance.. ich liebe dich." Ertrat näher zu mir zu.

"Liebe... du weißt gar nicht, was das bedeutet. Mich bekommst du nicht mehr." Ich wich vor ihm zurück.

"Wir gehören zusammen. Ich kann dir soviel bieten...", setzte er an.

"Ja, Lug und Betrug mit Schlägen... nicht mehr mit mir....", erwiderte ich.

"Ich habe mich verändert..." Noch näher kam er auf mich zu.

"Lucas verschwinde, ich will dich nicht mehr. In meinem Leben will ich so einen wie dich nicht mehr haben..." Ich versuchte zur Seite auszuweichen, aber er verstellte mir den Weg.

"Das ist nicht dein Ernst... Caro, so einen wie mich..."

"Hände weg von Caro. Fass sie bloß nicht an. Sie will nichts mehr von dir" , kam es von hinten. Zu meiner großen Erleichterung hatte ich Bennis Stimme gehört.

Lucas drehte sich rum. "Wer bist du?", fragte er mit Hass in der Stimme.

"Dein schlimmster Alptraum, wenn du nicht die Hände von meiner Freundin lässt!", erwiderte Benni wütend.

Mein Ex sah ihn verwirrt und zweifelnd an. Das gab Benni die Gelegenheit sich schützend vor mich zu stellen. Schnell hatte Lucas seine Sprache wiedergefunden.

"Du hast einen neuen Freund... diesen Kerl..." Lucas betrachtete Benedikt geringschätzig von oben bis unten. Mein Ex war um die einsneuzog groß und überragte Benni um gut einen Kopf.

"Ja, einen der treu zu ihr steht und immer für sie da ist... Du hast diese Frau nicht verdient", knurrte Benni.

"Er ist der Mann, der du nie sein wirst.. verschwinde aus meinem Leben. Lass mich endlich in Ruhe, Lucas. " Mit Benni an meiner Seite war ich stärker geworden.

"Du wirst mich niemals los werden... wenn du nicht die Finger von Carolin lässt...", fing Lucas an.

"Willst du uns etwa drohen. Du wirst mich nicht von ihrer Seite bekommen. Ich liebe sie und sie liebt mich. Deine Drohungen..." Benni stand kurz davor zu explodieren.

"Ihr beiden werdet noch sehen.. Ich werde euch das Leben zur Hölle machen. Caro, du wirst dir noch wünschen, dass du dich anders entschieden hättest...Genießt euer Glück, solange ihr es noch könnt..." Hasserfüllt sah er uns beide an.

"Verschwinde von hier... du wirst nicht gewinnen." Bennis Stimme war voller Hass.


"Das werden wir noch sehen..." Mit diesen Worten verließ Lucas den Ort des Geschehens.

Kaum war er weg, traten mir Tränen in die Augen. Ich kannte ihn. Lucas würde seine Drohungen wahr machen. Plötzlich bekam ich große Angst. Was würde er planen?!

So gleich hatte sich Benni umgedreht. Ich hatte angefangen zu schluchzen. Ohne zu zögern trat er auf mich zu und schon hatte er mich in den Arm genommen. An seiner Schulter ließ ich meinen Tränen freien Lauf. Liebevoll streichelte Benni über meinen Rücken.

"Er wird uns nicht trennen können.. ich bin an deiner Seite, Kleines.... Shhh..."Er küsste meinen Haaransatz.

"Benni...er ist gefährlich..." Verweint sah ich ihn an.


"Das habe ich gemerkt..aber wir beide zusammen werden ihm die Stirn bieten..." Er drückte mich sehr fest an sich.

"Mit dir an meiner Seite habe ich weniger Angst. Wenn du nicht morgen schon fahren müsstest...."

"Ich weiß.. auch ich wünschte es wäre anders... wir müssen mit deinen Eltern reden...."

Auch Benni schien besorgt zu sein. So hatte also Benni meine Vergangenheit kennengelernt. Mit voller Wucht waren wir in der Wirklichkeit angekommen. Lucas hatte uns offen gedroht.

An Kino und essen gehen war nicht mehr zu denken. Zusammen erzählten wir meinen Eltern von dem Vorfall. Beide waren sehr geschockt über den Zwischenfall. Das Tor sollte in Zukunft nicht mehr offen stehen. Wir informierten die Polizei über den Zwischenfall, da Lucas gegen das Näherungsverbot verstoßen hatte. Sie nahmen es zu den Akten und wollten ihn nun im Auge behalten. Jetzt mussten wir Vertrauen haben.

Den Abend verbrachten Benni und ich zu Hause. Nachdem gemeinsamen Essen mit meinen Eltern hatte ich mich mit Benedikt in den Garten zurückgezogen. Arm in Arm standen wir da und sahen uns den Mond an.

"Wir schaffen das zusammen...", durchbrach ich die Stille.

"Ja, das werden wir..."

Wir hatten uns einander zu gewandt. Benni hatte es mit einer solchen Selbstverständlichkeit ausgesprochen, dass ich nicht anders konnte als ihn wieder stürmisch zu küssen.

Egal, was kommen würde, wir beide zusammen würden Lucas die Stirn bieten und ihn niemals gewinnen lassen. Trotz dieser Tatsache war die Angst wieder zurück gekommen in mein Leben. Was plante Lucas? Wie würde er versuchen Benni und mich zu trennen? Ihm war alles zu zutrauen. Mit Sicherheit würde er vor nichts zurück schrecken. Nicht nur um mich hatte ich Angst, sondern auch um Benni. Meine Angst um Benni war viel, viel größer als um mich!



Liebe auf der ÜberholspurWo Geschichten leben. Entdecke jetzt