Die letzten Wochen waren ohne besondere Vorkommnisse vergangen und heute würden die Champions die letzte von drei Aufgaben bewältigen. Ein spannender Tag. Nicht nur für sie. Vor allem meinem Vater war es wichtig, dass heute alles glatt lief, und somit auch mir. Leider hatte ich auch große Angst. Ich hatte keine Ahnung, was mit mir geschehen würde, wenn Potter starb. Ich hatte lange Nächte hinter mir, in denen ich meist nur kurz schlief, bis mich die schrecklichen Albträume wieder in die Realität brachten.
Mit jeder Nacht waren meine Ängste größer geworden, mit jeder kam ich diesem abschreckenden Tag näher und niemand wusste davon.
Wahrscheinlich wäre ich mehrere Male im Unterricht eingeschlafen, aber ich verhinderte es mühevoll. Ich wollte nicht träumen. Schon gar nicht im Unterricht. Ich wollte nicht vor aller Augen lauthals schreiend aufspringen und die ganze Aufmerksamkeit auf mich ziehen. Das wollte ich nie.
Draco merkte schnell, dass es mir nicht gut ging. Schuld daran waren wohl mein zerzaustes Haar und die tiefen Ringe, die unter meinen Augen prangten. Aber auch er wusste nicht Bescheid. Ich fühlte mich so furchtbar. Die eine Person, der ich so sehr vertraute, hatte keine Ahnung von dem, was mir schon seit Monaten die Nerven raubte.
Ich atmete einmal tief ein und aus. Mein Vater würde nicht zulassen, dass seine eigene Tochter starb. Nein! Das würde er nicht tun.
Wieder stiegen die Ängste mir in den Kopf. Ich belog mich selbst. Natürlich würde Lord Voldemort das Leben seiner Tochter dafür in Kauf nehmen. Es war schließlich nicht seines...Wild atmend stieg ich aus der warmen Dusche und schnappte mir eines der samtenen, grünen Handtücher, die auf einem mit Leder überzogenen Hocker neben der Tür lagen, und trocknete mich ab.
Als ich meine Schuluniform angezogen hatte warf ich einen skeptischen Blick in den Spiegel an der Innenseite meines Schranks und riss überrascht die Augen auf. Ich sah in meine eigenen, sturmgrauen Augen, die im morgendlichen Sonnenschein funkelten, wie Saphire. Nichts mehr war von der matten Blässe übrig, die meinen Blick die letzten Wochen durchflutet hatte. Auch die tiefen Augenringe waren verschwunden und die vom Weinen geröteten Wangen nahmen allmählich auch wieder die übliche Farbe an. Nur meine Haare waren noch etwas zerzaust, was mir allerdings doch sehr oft geschah.
Überwältigt, ob des plötzlichen Wandels tapste ich ins Bad und band mir die grünen Locken zu einem festen Pferdeschwanz, der beim Gehen leicht hin-und herwippte.
Zufrieden hinsichtlich meiner Erscheinung verließ ich den Schlafsaal und betrat lächelnd den Gemeinschaftsraum. Die Jungs sahen mich fasziniert an, die Mädchen hingegen schienen nicht sehr begeistert zu sein, dass ich meine angeborene Schönheit (bescheiden) wieder zu zeigen wusste.
Besonders Pansys Gesichtsausdruck machte mich glücklich. Sie hatte die letzte Zeit mal wieder voll ausgenutzt, um ungestört Draco anzuschmachten. Umso mehr gefiel mir der Moment, in dem dieser sich von dem kleinen Ledersofa erhob und breit lächelnd auf mich zu kam. Pansy drehte sich beleidigt weg und schmollte, aber Draco beachtete sie gar nicht. Er setzte seinen Weg zu mir zielsicher fort. Als er direkt vor mir stand, beugte er sich hinab und drückte mir einen intensiven Kuss auf die Lippen. Ich erwiderte leidenschaftlich und ignorierte gänzlich, dass uns fast das ganze Haus beobachtete. Ich war zu glücklich, als dass mich das hätte davon abhalten können, endlich mal wieder die Freiheit und das Vertrauen in Draco zu spüren.
"Schön, dich zurück zu haben!", unterbrach Draco grinsend den Kuss und obwohl mir der Moment etwas zu schnell zu Ende ging, konnte auch ich ein breites Grinsen nicht zurückhalten...
*Zeitsprung*
Laute Musik ertönte den Hof, auf dem die Champions warteten. Auf den Tribünen saßen die gespannten Schüler und jubelten ihren Schulkameraden zu. Alle vier Kandidaten standen nervös vor den Eingängen des riesigen Labyrinths und warteten darauf, endlich beginnen zu dürfen.
Ich hatte schreckliche Angst. Konnte ich wirklich zulassen, dass Potter zum Friedhof kam? Könnte ich nicht verhindern, dass er umgebracht wurde?
Sofort stoppte ich den Gedanken. So würde ich nur noch eher sterben. Wenn mein Vater herausfinden würde, dass ich ihn daran gehindert habe, sein Lebenswerk zu beenden, würde er mich in aller Öffentlichkeit zu Tode foltern. Und schon sah ich die Szenerie, die sich unfassbar schnell vor meinem inneren Augen breit machte:
"Was hast du getan?", schrie mein Vater wutentbrannt. Alle Todesser waren anwesend. Bellatrix, Rodolphus, sogar Lucius.
Panik machte sich in mir breit und ließ keinen Platz für Widerstand. Ich sah beschämt zu und Boden und traute mich nicht, zu antworten. Augenblicklich spürte ich, wie eine kalte, raue Hand auf meine Wange zu schoss und ein lautes Klatschen ertönte. Mein Kopf schleuderte zur Seite und ich blickte geschockt auf. Als ich meine Wange vorsichtig mit den Fingerspitzen betasten wollte, holte mein Vater erneut aus und wieder schleuderte mein mittlerweile leicht geröteter Kopf zur Seite. Jetzt blickte ich ungläubig in die Augen meines Vaters. Sie hatten sich zu engen Schlitzen geformt und ich konnte nur noch Hass darin erkennen. Hass allein! Er steuerte die Handlung meines Vaters und ich stand ehrfürchtig vor ihm. Ich war mindestens einen Kopf kleiner als er. So betrachtete er mich nur herablassend und schien dann, einen Schluss zu ziehen."Hock dich hin!", wies er mich an und sein überlegener Blick sprach Bände. "Nein! Vater, bitte!" "Sei still!", schrie er wieder laut,"Hock dich hin!" Ich zögerte kurz. Dann hockte ich mich widerwillig in das kalte Gras des Friedhofs, das schon feucht vom Tau war. Ich wusste, dass ich hier bleiben würde und kniff die Augen zu. Lucius sollte mich nicht weinen sehen. Er sollte seinem Sohn nicht sagen müssen, dass mein Vater mich gebrochen hatte, bevor er mir das Leben nahm.
Kaum hatte ich diesen Gedanken beendet, hörte ich die unerbittliche Stimme meines unanfechtbaren Vaters. "Crucio"
Ich verlor die Beherrschung. Noch immer hielt ich die Augen zusammen gekniffen. Nur die lauten Schreie, deren Echo noch lange zu hören war, zeugten meines Schmerzes. Er kroch mir durch den ganzen Körper. Ich krümmte mich auf dem feuchten Boden und versuchte verzweifelt, mich zu wehren. Aber ich kannte den Fluch. Und ich kannte meinen Vater. Er würde den Stab erst abwenden, wenn ich zerstört war. Das war klar.
Plötzlich zog mich ein stechender Schmerz in meinem Oberarm wieder in die Realität zurück. Ich sah mich kurz flüchtig um. Die Champions waren verschwunden, aber die Diva aus Beauxbatons, die sich selbst die nächste war, saß schon am Rand der Tribüne und schien ebenfalls zu warten.
Ich blickte noch einmal in die Runde und erblickte auch den komischen Bulgaren. Kaum hatte ich den Blick abgewandt, tauchte Potter auf. Warte! Was? Der Moment verging wie in Zeitlupe und mein Blick hing fest an Potter. Das war mein Ende...
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Hey, Leute!
Dieses Kapitel war vielleicht ein bisschen brutaler und hatte ein offenes Ende. Aber irgendwie kamen diese Ideen schnell und waren auch voll easy zu verarbeiten, also wünsche ich euch viel Spaß beim Lesen!
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Der Eisprinz und seine Prinzessin
FanfictionLord Voldemort hat eine Tochter. Sie ist so alt wie Draco und ebenfalls in Slytherin, wie man es von einer wahren Voldemort nunmal erwartet. Gemeinsam mit Draco ärgert sie in ihrer Freizeit gerne Harry und seine Freunde. In Hogwarts kennt man sie un...