Wunden der Zeit

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Scheiße!
Ich saß aufrecht im Bett und sah zu Draco, der schlafend neben mir lag und sein Anblick beruhigte mich. Die verstrubbelten Haare sahen wirklich süß aus. Schade, dass er sie immer zurück geelte (?). Nach einer Weile begann er, sich zu bewegen und öffnete langsam die Augen. "Rebecca?", fragte er verwundert und seine Stimme klang rau. "Alles okay? Es ist", er warf einen kurzen Blick auf die Armbanduhr auf dem Nachttisch,"Zwei Uhr nachts!? Rebecca, was ist los?" Er wusste, dass etwas nicht stimmte. "Nichts", log ich dennoch und Draco rieb sich verschlafen über das Gesicht. Dann seufzte er. "Draco?" "Ja?" "Wenn ich dir was erzähle, versprichst du, es niemandem zu sagen?" "Natürlich!", er setzte sich auf und war mit einem Mal hellwach. "Ich-", sollte ich es ihm wirklich sagen? Dass ich Angst hatte? Dass ich jede Nacht vor mich hin grübelte, ohne recht zu wissen wo das alles enden sollte? Dass ich mich davor fürchtete, meinem Vater in die Augen zu sehen? Dass ich mir meine Kindheit zurück wünschte, in der dieser nie eine Rolle spielte?

"Draco! Wo bist du?", ich lief durch das ganze Manor, sah unter jedem Tisch nach, aber ich konnte ihn nicht finden. Mit kleinen Kinderfüßen tapste ich die Treppe hoch, in der Hoffnung, etwas übersehen zu haben, doch als ich um die nächste Ecke düste, lief ich mit voller Wucht gegen Lucius' Bürotür, die genau im falschen Moment geöffnet wurde. Mit einem Plums landete ich auf dem Po und während ich mir die schmerzende Nase hielt, stiegen mir Tränen in die Augen. "Autsch!", murmelte ich. Lucius hatte mich nicht bemerkt. Er war mit einem seiner 'Geschäftspartner' in die andere Richtung verschwunden. Dafür tauchte aber plötzlich Draco hinter der Tür auf. "Rebecca!", bemerkte der fünfjährige Malfoy und hockte sich neben mich.

~

So hockten wir nebeneinander im Garten des Manor und lehnten mit geschlossen Augen an der rauen Steinmauer. Irgendwann nahm der neunjährige Draco meine Hand in seine und drückte sie fest. Ich öffnete die Augen, um ihn anzusehen. Unsere Blicke trafen sich. "Versprich mir, dass wir immer zusammenhalten! Egal, was kommt! Du musst immer bei mir bleiben!" "Versprochen!", erwiderte ich sofort und legte meinen Kopf auf seine Schulter.

~

Gemeinsam saßen wir im Gemeinschaftsraum der Slytherins und starrten in das Feuer. Zusammensitzen und Dösen gehörte mittlerweile seit acht Jahren zu unseren Lieblingsbeschäftigungen. Wie schon vier Jahre zuvor nahm der nun dreizehnjährige Draco meine Hand, verschränkte diesmal aber unsere Finger miteinander. "Ich hab mal gesagt, wir würden immer zusammen bleiben! Weißt du das noch?" Und wie! Ich hatte seine Worte noch genau im Kopf. "Was, wenn mir das nicht reicht?" Ich sah meinen besten Freund fragend an. "Was, wenn ich mehr will?" Sein Blick hatte etwas flehendes und ich sah ihn abwartend an. "Rebecca!", er schluckte schwer. "Willst du meine Freundin sein?"

Der Eisprinz und seine PrinzessinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt