Kapitel 24

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Er war es. Es war Nolens Stimme gewesen, die ich gehört hatte. Er war mit verantwortlich dafür, dass Severus eingesperrt wurde.

Unauffällig berührte ich Lucius Bein mit meiner Hand, der daraufhin das Gespräch mit Minerva einstellte und sich mir zuwandte.

„Ich weiß, wer der Mann war", hauchte ich so leise, dass ich befürchtete, Lucius hätte mich nicht gehört. Aber lauter reden wollte ich nicht. Zu groß war die Angst, dass Nolen mich hören konnte.

Als Erwiderung erhielt ich dann aber doch eine hochgezogene Augenbraue, woraufhin ich nur den Kopf schüttelte. Hier war es zu riskant.

„Folge mir."

Beinahe zeitgleich standen wir auf und verschwanden unter den Blicken aller Anwesenden nach draußen.

„Nun?", kam er direkt auf den Punkt.

Mit zittriger Stimme sagte ich: „Es ist Professor Nolen Cantrell."

„Was weißt du über ihn?", fragte Lucius mich geschäftig.

„Er ist seit letztem Jahr der Professor für Verteidigung gegen die dunklen Künste und wurde vom Ministerium eingesetzt. Aber ich glaube nicht, dass er viel Sagen dort hat. Und er war nicht sonderlich gut auf Severus zu sprechen und hat mich immer verbal angegriffen, was ich nur durch Severus nicht so häufig mitbekam, da er wohl Respekt vor ihm hatte", zählte ich auf.

„Noch etwas?"

Ich schüttelte mit dem Kopf. Mehr wusste ich nicht über ihn.

Er legte überlegend einen Zeigefinger an die Lippen und schwieg. Ich dachte nicht einmal daran, jetzt seine Überlegungen zu unterbrechen, indem ich etwas sagte.

„Gut. Ich werde schauen, was ich machen kann", meinte er schließlich und stolzierte so schnell es ihm möglich war davon, ohne dass er dabei seine anmutige Haltung verlor. Wie Severus mal gesagt hatte. Wie ein Pfau.

Leicht lächelte ich, als ich an damals zurückdachte. Er hatte mich vor Draco und seinen Freunden beschützt. Zu dem Zeitpunkt waren wir noch keine Freunde. Und da hatte Severus eine spitze Bemerkung über die Malfoys fallen lassen, woraufhin ich es mir bildlich vorgestellt hatte. Es war wirklich schön, an solche Augenblicke zurück zu denken.

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Am nächsten Tag wunderte ich mich über den leeren Platz von Nolen. Es war nicht normal, dass er fehlte.

„Minerva?", richtete ich mich an die Einzige, von der ich glaubte, dass sie mir Auskunft darüber geben konnte. Als sie mir zunickte, fuhr ich fort. „Weißt du, wo Professor Cantrell ist?"

Milde lächelnd, sagte sie: „Wegen eines familiären Vorfalls musste er für ein paar Wochen fort. Aber ich denke, ich habe einen adäquaten Ersatz. Nachdem ich Lucius Malfoy geeult habe, hat er sich bereit erklärt, den Posten zu vertreten. Der Schulrat hat dies ebenfalls abgesegnet."

„Hm", machte ich. „In Ordnung. Wer soll eigentlich Severus Fach Zeitweise übernehmen?", fragte ich weiter, um mein Interesse an Nolen zu kaschieren und es allgemein zu halten.

„Ich hatte an Horace gedacht, aber ich bin mir wirklich nicht sicher, ob er nach dem Krieg jetzt noch einmal seine alte Stelle wieder haben möchte", antwortete sie mir nachdenklich.

Ich wusste, was sie meinte. Harry hatte mir damals von seinem Besuch bei Slughorn mit Dumbledore erzählt. Schon da hatte er sich nur sehr widerwillig davon überzeugen lassen.

„Wenn du ihm sagst, dass es nur für ungefähr einen Monat ist, solange Severus wieder frei ist, wird er wohl zustimmen."

Sie hob ihr Glas, um einen Schluck zu trinken und nickte dann lächelnd. „Danke."

Überrascht sah ich sie an. „Wofür?", fragte ich verwirrt. Es ergab in meinen Augen keinen Sinn, dass sie sich bei mir bedankte.

„Für den Tipp mit Horace. Das könnte funktionieren. Ich hatte schon die ganze Zeit überlegt, wie ich ihn überzeugen könnte", meinte sie und nun verstand ich es auch.

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In den nächsten Tagen stellte sich heraus, dass Slughorn, wenn auch mit viel Murren, wieder Zaubertränke unterrichten würde. Lucius bekam ich nur selten zu Gesicht, auch wenn er unterrichtete. Er war immer nur da, wenn er unterrichten musste. Ansonsten war er wieder Zuhause.

Auch wusste ich nicht, wie er vorhatte, etwas über Nolen herauszufinden. Aber ich wusste genau, dass er daran arbeitete. Immerhin wollte auch er, dass Severus frei käme. Und es könnte in gewisser Weise helfen, wenn wir wüssten, wer dahinter steckte, damit wir dies dann gegen sie verwenden konnten.

Eigentlich wollte ich weiter recherchieren, aber Minerva zwang mich dazu, ihrem Unterricht beizuwohnen und so saß ich mit meinen Gedanken in einer Ecke ihres Klassenraumes und versuchte verzweifelt meine Konzentrazion auf das Buch vor mir zu lenken, welches sich mit dem Animaguszauber beschäftigte.

Ein lauter Apparationsknall hallte plötzlich durch den Raum und ließ alle zusammenzucken. Eigentlich konnte hier niemand apparieren außer Minerva und diese sah genauso verwirrt durch das Klassenzimmer.

„Mrs. Snape?", fragte eine piepsige Stimme und ich machte eine kleine Haushelfe in einem alten Bettlaken mitten im Raum aus, die nach mir Ausschau hielt.

Ich runzelte die Stirn. Wer hatte sie geschickt und vorallem, was wollte dieser jemand von mir?

„Was suchst du hier?", verlangte Minerva zu wissen.

„Yunis Meister, Lord Malfoy schickt Yuni, um Mrs. Snape auszurichten, dass Master Malfoy Mrs. Snapes Anwesenheit wünscht und Master Malfoy hat Yuni aufgetragen dafür zu sorgen, dass Mrs. Snape wohlbehalten zu Master Malfoy gelangt."

Also steckte Lucius dahinter. Aber wieso sollte ich zu ihm kommen, wenn er doch eh bald wieder hier in Hogwarts war? Was war so dringend, dass es nicht warten konnte?

„Hat Lucius dir gesagt, was er von mir will?", sprach ich sie an, aber erhielt nur ein wildes Kopfschütteln. Dabei schlackerten ihr die Ohren wild um den Kopf.

„Master Malfoy hat Yuni lediglich gesagt, es sei wichtig Mrs. Snape schnellstens zu Master Malfoy zu bringen", antwortete sie mir.

„In Ordnung. Ich komme mit", sagte ich schließlich, da ich wusste, dass Lucius mich nicht ohne Grund tu sich rufen würde, wenn es nicht wichtig wäre.

„Aber deine Recherchen...", wandte Minerva ein.

„Die können warten", unterbrach ich sie einfach. Es gab jetzt wichtigeres, als mich mit meinen Recherchen über Animagi zu beschäftigen. Das konnte ich auch wann anders erledigen.

„Yuni wird Mrs. Snape direkt zu Master Malfoy bringen", sagte sie und reichte mir eine ihre dünnen Ärmchen, die nur noch abgemagerter wirkten durch den verdreckten Lumpen, den sie trug.

Mit einem letzten Blick auf Minerva, die missbilligend etwas einwenden wollte, ergriff ich Yunis Hand und schon spürte ich den Sog der Seit-an-Seit Apparation, der mich in einen engen Schlauch presste und mir jegliche Luft zum Atmen nahm.

A Changing Kiss 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt