Kapitel 34

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Ich wachte auf und wusste, dass ich alleine war. Mein erster Gedanke: Wo ist Severus?

Dann blickte ich mich um und bemerkte, dass ich in einem altmodischen Bett lag. So eines, das meine Eltern in ihrem Zimmer gehabt hatten. Nur sah es recht heruntergekommen aus. Ich hatte die Vermutung, dass Severus mich herauf in sein Zimmer gebracht hatte.

Ich stand auf und ging direkt zur Tür. Als ich diese öffnete, hörte ich leise Stimmen von unten heraufdringen, doch ich konnte nicht verstehen, worum es ging. Ich stieg die, zu meinem Übel, knarzende Treppe hinab und bevor ich ankam, war das Gespräch verstummt.

Severus, Minerva, Draco und Lucius standen sich gegenüber und sahen mich mit unschuldiger Miene an. Wenn man mich fragen würde, viel zu unschuldig.

„Hermine", sagte Draco und umarmte mich, sodass ich nicht dazu kam, etwas zu fragen.

„Ich brauche deine Hilfe. Es geht um Ginny."

Ich runzelte leicht die Stirn. Was war es, was Draco mit mir über Ginny besprechen wollte und dann ausgerechnet jetzt? Aber ich war eine zu hilfsbereite Person, als das ich einem Freund in Not nicht helfen würde.

Ich löste mich von ihm und ging zu Severus, der alles stumm verfolgt hatte.

Er zog mich leicht in seine Arme und küsste mich sanft auf den Mund und hauchte: „Geh ruhig mit ihm." Er lächelte mich an und ich lächelte etwas verlegen zurück, da ich es nicht gewohnt war, dass wir so viel Publikum hatten, wenn wir uns näher kamen.

„Sehen wir uns nacher?", fragte ich.

„Sicher", sagte er kurz angebunden. Dann entließ er mich wieder und ich kehrte zu Draco zurück, der mich direkt am Arm packte und mit mir von dort disapparierte.

Ich stolperte leicht, da ich wirklich nicht damit gerechnet hatte, dass er mich so unvorbereitet da raus reißen würde.

Nachdem ich mich gefangen hatte, sah ich mich neugierig um, doch die Umgebung war mir fremd. Ich war noch nie hier gewesen, stellte ich fest.

„Das ist eines der Sommerresidenzen meiner Familie", erklärte Draco mir, als er meinen neugierigen Blick bemerkte.

„Wieso hast du mich hergebracht?", brachte ich es auf den Punkt.

Seufzend fuhr er sich durch sein platinblondes Haar und setzte sich auf einen Sessel. „Weißt du, wie Ginny reagieren würde, wenn ich ihr jetzt einen Antrag mache? Oder wäre das noch zu früh?"

Er wirkte angespannt, als er auf eine Antwort von mir wartete.

Kurz musste ich mich fangen, da es für mich eine große Überraschung war, dass er ihr einen Antrag machen wollte, aber ich fand es wirklich süß. „Zu früh ist es nicht. Erinnere dich doch nur daran, wie schnell Severus und ich geheiratet haben. Und ich glaube, dass Ginny sich riesig freuen wird, wenn du ihr einen Antrag machst. Aber was hat das hiermit zutun?" Dabei deutete ich um mich und umfasste damit den Raum.

„Ich hatte die Idee, sie hierher einzuladen, aber ich weiß nicht, wie ich es am besten anstellen sollte. Weißt du, was ich machen soll?", fragte er mich verzweifelt und man sah ihm an, dass er keine Ahnung hatte, aber er wollte auch alles richtig machen. Es war ihm wirklich ernst mit Ginny.

„Gib mir ein wenig Bedenkzeit und ich werde sehen, was ich machen kann."

Ich hatte sehr viele Ideen und ich würde genau das Richtige für die beiden herausfinden. Wenn ich schon nicht mehr Severus heiraten durfte, dann sollte wenigstens meinen Freunden dieses Glück gewährt werden.

Ich blieb noch eine Weile bei Draco und erzählte ihm von den verschiedensten Ideen, bis ich auf die Uhr sah und beinahe erschrak, wie viel Zeit schon vergangen war.

„Ich muss solangsam mal zurück", sagte ich darauffhin und verabschiedete mich von ihm, mit dem Versprechen, dass ich ihm eulen würde.

Ich apparierte diesmal direkt in Severus Haud und rief: „Bin wieder da!" Doch es kam keine Antwort.

Ich ging hoch ins Schlafzimmer, doch auch das war leer. Um ehrlich zu sein fast schon als verlassen zu bezeichnen. Überall war es so. Ich fand niemanden. Weder Severus, noch den Auroren. Ich bekam Panik.

Ich setzte mich unten auf die Couch und als ich auf den Holztisch sah, fand ich einen Brief, mit meinem Namen drauf, dort liegen. Es war Severus Handschrift.

"Hermine.
Ich musste gehen. Es ist zu gefährlich, wenn du dich momentan in meiner Gegenwart aufhält. Verstehe, es ist zu deinem Schutz. Suche mich nicht. Ich bin weit weg. Frage nicht nach mir. Niemand weiß, wo ich bin. Bleibe in Sicherheit. In Hogwarts. Ich kehre zu dir zurück. Versprochen.
S.S."

Eine Träne tropte auf das Pergament. Er hatte mich verlassen. Erneut war er verschwunden. Unerreichbar für mich. Er wollte, dass ich nicht nach ihm suchte. Aber ich konnte nicht. Musste ihn suchen. Ich wollte ihn nicht schon wieder verlieren.

Ich drückte den Brief an meine Brust und wisperte: „Es tut mir Leid, Severus. Aber ich kann dir dieses Versprechen nicht geben. Nicht dieses Mal."

Ich war ratlos. Er musste doch irgendwo sein. Aber wo? Wo könnte er sich versteckt haben? Und vor wen oder was versteckte er sich überhaupt? Er wurde doch freigesprochen.

Ich schickte meinen Patronus zu Harry. Er würde mir sicherlich helfen können. Er arbeitete doch immerhin im Ministerium. Und die mussten wissen, wo Severus sich aufhielt. Immerhin war doch ein Auror immer bei ihm.

Kurze Zeit später flohte Harry durch den Kamin und klopfte sich den Ruß von der Kleidung.

„Was gibt es so Dringendes?", fragte Harry direkt und ich war dankbar, dass er jetzt nicht erst noch Small-Talk führen wollte.

„Severus. Er ist gegangen. Und ich brauche deine Hilfe."

Er runzelte die Stirn. Scheinbar wusste er nicht, wie er mir helfen sollte.

Ich deutete auf die Couch und dort erzählte ich ihm alles bishin zu meiner Bitte, dass wir zusammen diese Informationen aus dem Ministerium beschaffen mussten.

Ungläubig schüttelte er den Kopf. „Du bist wirklich verrückt, Hermine. Du willst ins Ministerium einbrechen?"

Ich verzog keine Miene. „Tu nicht so, als hätten wir das noch nie getan. Wir sind sogar schon zwei mal da rein. Also bitte. Und du weißt, um was es geht. Severus ist gegangen, weil er denkt, es wäre in seiner Gegenwart zu gefährlich. Was wenn die Gefahr vom Ministerium ausgeht?"

Er sah mich neugierig an. „Was weißt du? Ich weiß, dass du etwas verheimlichst. Worum geht es?" Sein Blick sagte ganz eindeutig, dass ich jetzt bloß nicht mit irgendeiner Lüge um die Ecke kommen sollte.

Seufzend erzählte ich ihm dann schließlich von Ellis. Er war immerhin mein bester Freund und wenn ich wollte, dass er mir half und mir dabei bedingungslos vertraute, sollte er wenigstens die Wahrheit kennen. Das Einzige, was ich ausließ, war der Part mit Lucius, da ich ihn nicht in Schwierigkeiten bringen wollte.

„Oh", sagte Harry und sein Gesicht verzog sich vor Entsetzten. „Okay. Ich verstehe es. Snape scheint wirklich in Gefahr zu sein. Du musst wirklich zu ihm. Wann sollen wir los legen?"

Da war er. Genau diesen Harry hatte ich gesucht. Den Harry, der keine Angst hatte, für die richtigen Dinge alles mögliche zu tun. Ich war so froh, dass ich mich mit ihm wieder vertragen hatte und wir wieder so wie früher mit einander reden und uns aufeinander verlassen konnten.

A Changing Kiss 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt