Kapitel 18

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Ich vertraute Severus wieder. Und auch wenn ich ihm noch nichts gesagt hatte, wollte ich wieder zu ihm ziehen. Ich vermisste ihn nachts. Aber am meisten erhoffte ich mir davon, dass er die Albträume von mir fernhalten würde. Denn egal wie gut es mir tagsüber ging, nachts suchte mich der gleiche Albtraum heim, wie schon die letzten Monate. Und ich wollte dies nicht mehr. Konnte dies nicht mehr.

Es war schon recht spät abends und ich wurde immer müder. Ich hatte mich mit einem Buch über Verwandlung auf Severus Sofa gesetzt, während er nebenan einige Ausarbeitungen und Aufsätze korrigierte. Oder vielleicht plante er auch den morgigen Unterricht. Ich wusste es nicht so genau, da ich ihn schon seit einigen Stunden nicht mehr gesehen hatte.

Ich stand auf und ging ihn suchen. Letztendlich fand ich ihn, über ein Buch gebeugt, in dem er etwas reinschrieb, in seinem Privatlabor. Neben ihm befanden sich ein Kessel und reichlich Zutaten, die er alle offensichtlich benutzen wollte.

„Severus?", fragte ich vorsichtig, da ich nicht wusste, ob ich ihn störte. Ich wusste, wie sehr er es hasste in seiner Arbeit gestört zu werden. Ich konnte da manchmal genauso eigensinnig sein, wie er.

„Hm?", brummte er nur, aber sah nicht auf. Dennoch wusste ich, dass er mir zuhörte. Das war nun einmal seine Art, wenn er beschäftigt war. Deswegen nahm ich ihm das auch nicht übel.

„Ich wollte jetzt schlafen gehen."

Ohne aufzusehen, sagte er monoton: „In Ordnung. Schlaf gut. Bis morgen."

Anstatt wie sonst in meine eigenen Räume zu gehen, blieb ich stehen und sagte zögerlich: „Ich möchte gerne hier bleiben."

Mir gerunzelter Stirn sah er auf. „Wie bitte?", entkam es ihm.

„Ich würde gerne heute bei dir bleiben", gestand ich und knetete nervös meine Finger. Dabei huschte mein Blick unsicher durch sein Labor.

Er stand kurz darauf direkt vor mir und seine Arbeit war vergessen. Er fing meinen Blick ein und schien etwas zu suchen.

„Bist du dir sicher? Du musst nicht hier bleiben, wenn du noch nicht soweit bist."

Ich nickte verstehend. „Ich bin mir sicher. Ich vertraue dir und deswegen möchte ich gerne bei dir bleiben." Den anderen Grund nannte ich ihm nicht.

Sanft strich er mir über die Wange. Seine Finger waren rau und kühl, wie immer.

„In Ordnung. Geh schon mal vor. Ich komme gleich nach", sagte er und kehrte zu seiner Arbeit zurück.

Seit langem betrat ich wieder sein Schlafzimmer. Es hatte sich wirklich nichts verändert hier und das war schön. Es erinnerte mich an die Zeit, bevor alles aus dem Ruder lief.

Ich durchstöberte Severus Kleiderschrank und zog mir eine Boxershorts und ein Shirt, welches fast schon bis zu meinen Knien reichte, an.

Ich kuschelte mich in sein Bett und nahm direkt seinen Geruch war. Mit einem Lächeln versank ich tiefer in die Kissen und schlief recht schnell ein.

Als ich aufwachte fühlte ich mich erholt. Seit langem hatte ich wieder gut geschlafen. Keine Albträume. Es schien zu helfen, bei Severus zu schlafen.

Ich wollte mich strecken, doch hinderte mich ein Körper neben mir daran. Severus. Er hatte sich an mich gedrückt und hielt mich fest in seinen Armen. Das war aber nicht das, was mich störte. Sondern seine Erektion, die sich an meinen Rücken drückte.

Unwohl kämpfte ich mich aus seinen Armen frei und verschwand in sein Badezimmer. Ich spritze mir kaltes Wasser ins Gesicht und besah mich dann im Spiegel. Äußerlich sah ich so wie immer nach dem Schlafen aus. Aber innerlich war ich aufgewühlt. Nur was hatte ich erwartet? Okay. Ich hatte nicht gedacht, dass er mich so eng an sich ziehen würde. Aber er war nun einmal ein Mann und dass ich dabei seinen Penis spüren würde, hätte mir bewusst sein sollen, als ich in sein Bett gegangen war.

„Hermine?", drang es durch die geschlossene Tür.

Ich schüttelte den Kopf. Er hatte dies nicht freiwillig getan und er wollte mich nicht sexuell bedrängen. Es war nur eine Reaktion im Schlaf gewesen. Er war nicht so wie Lorcan. Er war besser als dieses Monster.

„Alles in Ordnung mit dir?", fragte Severus erneut, doch ich war noch immer unfähig zu sprechen. Zu sehr kreisten meine Gedanken.

Würde es immer so sein? Würde ich immer voller Angst zurückweichen, wie eben? Würde ich immer an Lorcan denken müssen?

„Ich komme jetzt rein!", sagte Severus und im nächsten Moment flog die Tür auf.

Ohne weitere Worte nahm er mich in den Arm, als er mich erblickte. Zu kraftlos, um mich zu wehren, ließ ich mich in seine Arme fallen.

Ich war froh, dass er schwieg, denn ich wusste nicht, was ich sagen sollte oder geschweige denn ihm das zu erklären.

Nach einer gefühlten Ewigkeit lösten wir uns voneinander und wortlos führte er mich zurück zu seinem Bett.

Leicht panisch wollte ich zurück weichen, als er sachte meinte: „Vertrau mir und leg dich hin."

Ich kam den zögerlich nach und legte mich wieder unter die Decke. Er setzte sich über der Decke auf das Bett, nahm ein Buch und begann zu lesen.

Was er damit bezweckte, wusste ich nicht. Zumindest nicht, bis er sagte: „Schlaf. Ich werde nichts anderes tun, als zu lesen."

Skeptisch beäugte ich ihn, doch mit der Zeit wurden meine Lider schwer, da er wirklich nichts anderes tat als zu lesen. Ich konnte nur seinen gleichmäßigen Atem hören und das leise Rascheln der Seiten, wenn er umblätterte.

Als ich dann wieder aufwachte, fand ich ihn in genau der gleichen Position wieder. Nur war er ebenfalls eingeschlafen. Das Buch lag aufgeschlagen auf seinen Beinen und er war leicht in sich zusammen gesunken.

Ich betrachtete seine entspannten Gesichtszüge. Er wirkte so viel jünger und nicht mehr so gleichgültig.

Ich rang mit mir, ob ich ihn wecken sollte. Letztendlich tat ich es, damit er keine Rückenprobleme bekam. So wie er lag, war es sicher sehr unbequem.

Er wurde nicht wirklich wach. Eher im Halbschlaf rutschte er in eine Liegeposition und schlief einfach weiter.

Schmunzelnd ergriff ich seine Hand und legte mich wieder neben ihm. Nur schlief ich nicht wieder ein. Stattdessen betrachtete ich meinen Mann und konnte mir nun eine Frage beantworten.

Es würde nicht immer so wie jetzt sein. Mit der Zeit würde ich keine Angst mehr haben, da ich nun wusste, dass er mir in allen Dingen die Zeit geben würde, die ich brauchte. Und dafür war ich ihm nicht nur dankbar.

„Ich liebe dich!", sprach ich meine Gedanken aus.

A Changing Kiss 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt