Kapitel 19

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Die Wochen verstrichen zu meinem Bedauern nur sehr langsam. Denn ich musste mir nun jeden Tag die Vorwürfe und Erniedrigungen der Schüler gefallen lassen, wenn ich mit Minerva unterrichtete. Es war wirklich die reinste Hölle. Früher waren es die Schlammblut-Kommentare der Slytherins, nun waren es die gehässigen Kommentare der Gryffindors - wohlgemerkt mein eigenes Haus - die mir zusetzten.

Ich geriet sogar ein paar Mal mit dem Professor für Verteidigung gegen die dunklen Künste zusammen. Er war genau der, der mich auch letztes Jahr unterrichtet hatte und dieses Jahr vom Ministerium erneut eingesetzt wurde. Und das Ministerium war bekannt dafür, Severus zu misstrauen. Also misstraute dieser Idiot namens Nolen Cantrell Severus auch. Und ich als Severus' Frau geriet deswegen öfters in sein Visier.

Dies alles schrieb ich in einem sehr langen und sehr ausführlichen Brief an Harry, den ich schon ewig nicht mehr gesehen hatte. Auch entschuldigte ich mich für die Ereignisse an seinem Geburtstag. Und ich schrieb, dass ich ihn gerne als Entschädigung an meinem Geburtstag hier in Hogwarts hätte. Genauso wie Ginny und mit viel Widerwillen schrieb ich auch, dass Ron mitkommen dürfe, wenn er sich beim Essen benehmen würde. Ob er es dieses Mal schaffen würde?

Wenige Stunden erhielt ich eine Antwort von Harry, dass sie alle drei kämen und es ihn freue, mich bald wieder zu sehen.

Am Morgen meines Geburtstages wachte ich noch vor Severus auf und duschte mich. Als ich wieder zurück in das Schlafzimmer kam, war es leer. Mit gerunzelter Stirn suchte ich die ganzen Räume von ihm ab, doch fand ihn nirgends. Ich ging leicht missmutig und enttäuscht, dass er nicht da war, zum Frühstück. Doch nur wenige Schüler waren anwesend. Die Lehrer fehlten alle. Was war hier los?

Als ich an den Tischen vorbei ging, hörte ich erneut die unfreundlichen Kommentare und wünschte mir, ich wäre erst gar nicht aufgestanden. Erst war mein Mann spurlos verschwunden, dann die Lehrer und jetzt wurde ich schon wieder fertig gemacht. Und das alles an meinem Geburtstag.

Ich kämpfte mit den Tränen und als ich endlich am Tisch saß, lies ich mein Gesicht durch meine Haare verdecken.

Ein fragendes "Professor?" ließ mich dann doch auf sehen. Eine Slytherin aus dem zweiten Jahr sah mich etwas besorgt an.

„Ist alles in Ordnung?"

Ich zwang mich zu Lächeln und sagte: „Ja. Geh wieder zurück zu deinen Freunden."

Mit einem kurzen, prüfenden Blick ging sie wieder zurück an ihren Tisch und ich blieb wieder alleine.

Die Türen gingen auf und ich nahm einen guten Freund von mir war. „Draco", entkam es mir leicht ungläubig.

„Granger!", sagte er mit einem süffisanten Grinsen und als er direkt neben stand, zog er mich in eine Umarmung. Perplex ließ ich es über mich ergehen. „Alles Gute, meine Lieblings-Gryffindor."

„Weißt du was hier los ist?", fragte ich, als ich mich etwas davon erholt hatte, ihn hier wieder zu sehen, und dass er mich vor der Schülerschaft umarmte, obwohl wir so lange als Feinde galten. Dabei deutete ich auf die leeren Stühle neben mir.

„Deswegen bin ich auch her gekommen. Ich weiß nicht genau, was los ist, aber Severus hat mich her geordert und gemeint, er und die Lehrer hätten irgendein Gespräch mit dem Schulrat aus dem Ministerium. Auch Potter, Weaslebee und der Leiter der Auroren-Zentrale waren da, als ich ankam."

Ich runzelte die Stirn. Was war passiert, dass sogar der Leiter der Auroren-Zentrale anwesend war? Das bedeutete doch nichts Gutes.

„Wo ist eigentlich Ginny?", fragte ich ihn, da ich hoffte, sie könnte mir einiges darüber sagen, was hier vor sich ging.

„Weaslebee hat sie angewiesen, von Hogwarts fern zu bleiben, aber keinen Grund genannt. Auch Potter war der Meinung."

Seufzend setzte ich mich hin und sah durch den Raum. Die Schüler sahen interessiert zu uns und wollten wissbegierig erfahren, was vor sich ging.

„Mrs. Snape?", erklang eine kalte Stimme und ich sah in der Tür den Leiter der Auroren-Zentrale stehen. Flankiert von Harry und Ron mit mitleidigen Mienen. Vor ihnen Severus, der undurchschaubar durch die Große Halle blickte.

„Was hat das zu bedeuten?", fragte ich, erhob mich und eilte zu Severus. Meine Hand ergriff seine.

„Eine anonyme Quelle hat uns auf illegale Blutzauber hingewiesen und dass ihre Ehe nun schon länger existiert, als sie angeben."

Ich sah schockiert zum Auror. Woher wusste er davon? Wie konnte er das wissen? Das war unmöglich.

„Was wollen sie mir damit sagen?", fragte ich ängstlich und meine Stimme zitterte ein wenig.

Harry erhob seine Stimme nun zum ersten Mal. „'Mine. Es tut mir so leid. Aber wir müssen ihn auf unbegrenzte Zeit mitnehmen. Er wird sich einer Verhandlung stellen müssen."

Ich stieß einen Schrei aus.

Der Leiter der Auroren-Zentrale sagte ohne wirkliche Emotion: „Und ihre Ehe wird für ungültig erklärt. Sie sind nun wieder Miss Granger."

Verzweifelt schmiss ich mich in Severus Arme, der mich auffing und mir ins Ohr flüsterte: „Alles wird gut. Bleib Stark. Ich liebe dich."

Ich legte meinen Kopf in seine Halsbeuge und schluchzte hemmungslos. Sie konnten ihn mir nicht wegnehmen. Ich brauchte ihn. Ich liebte ihn.

„Severus, sag mir, dass dies nur ein schrecklicher Albtraum ist. Das kann doch nicht echt sein."

Er strich durch meine Haare. „Alles wird gut. Bleib bei Draco. Er wird dich schützen, solange ich nicht da bin."

Dann wurde er von mir losgerissen und ich fühlte mich so einsam wie nie zuvor. „Nein Severus. Bitte nicht. Ich liebe dich." Er wurde abgeführt vor den Augen aller. Und ich stand da. Unfähig irgendetwas zu tun.

Harry und Ron blieben zurück und wollten mich besänftigend in die Arme nehmen, doch ich wich zurück.

„Wie konntet ihr das zulassen? Wie konntet ihr ihn festnehmen lassen? Ich dachte, wir wären Freunde", schrie ich sie an und ließ an ihnen meine Wut und Verzweiflung aus.

Draco stand nun direkt neben mir und hatte mich in seine Arme geschlossen. Ich weinte und weinte. Die Tränen wollten nicht aufhören, zu versiegen. Womit hatte ich das verdient?

„Verschwindet! Ihr habt schon genug Schaden angerichtet", drohte Draco den beiden und führte mich in meine Räume, die ich schon seit Wochen nicht mehr betreten hatte.

„Soll ich bei dir bleiben?"

Ich schüttelte den Kopf. Ich wollte nur noch schlafen und hoffte, dass, wenn ich aufwachte, alles wieder so war wie vorher. Aber ich ahnte, dass dies nur der Anfang war und dass sich nun alles verändern würde.

A Changing Kiss 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt