Kapitel 12

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Severus kam wenig später und während er mich zu meinen Räumen brachte, herrschte unangenehmes Schweigen. Einerseits wollte ich nicht meine Räume beziehen, weil es dann irgendwie so war, als wären wir nicht mehr zusammen. Aber andererseits würde ich es begrüßen, ein wenig alleine sein zu können, auch wenn es die letzten Wochen zwischen ihm und mir besser gelaufen war.

Nun standen wir in meinem Wohnzimmer und es herrschte eine leichte Anspannung zwischen uns. Er schien nicht, so genau zu wissen, was er nun machen sollte. Er war eben nicht der sozialste Mensch.

„Hermine", begann er zögerlich, „wenn du möchtest, kannst du jeder Zeit zu mir kommen." Ich nickte dankbar.

Da er offensichtlich nicht wusste, was er noch sagen sollte, drehte er sich auf dem Absatz um und war schon beinahe aus der Tür hinaus, als ich ihn mit den Worten „Willst du noch ein wenig hier bleiben?" aufhielt.

Ein knappes Nicken kam von ihm und er setzte sich auf mein Sofa, während ich anfing, meinen Koffer auszuräumen und die Farben der Wände anzupassen. Vermutlich lag es an den ganzen Wochen bei Severus, dass ich mich nicht so heimisch fühlte bei dem ganzen Rot und Gold, dass sicherlich von Minerva so eingerichtet wurde.

Am Ende war es ein angenehmes Beige und die Bettwäsche war nun nicht mehr dieses hässliche Rot sondern hatte ein bordeaux Rot. Das Sofa, auf dem Severus sich niedergelassen hatte, wurde von diesem ebenfalls hässlichen Rot zu einem mitternachtsblau.

Am Ende war es deutlich angenehmer und nicht nur ich schien, mich hier wohlfühlen zu können. Auch Severus saß mit einem selten zu Gesicht bekommenen Lächeln dort und wirkte einigermaßen entspannt.

Ich ließ mich neben ihm nieder und sah ihn schweigend an.

„Ich hole dich morgen früh ab und dann machen wir einen Ausflug", sagte er auf einmal ohne wirklichen Zusammenhang.

Ich runzelte leicht die Stirn, da es wirklich überraschend kam und am Abend die Schüler anreisen sollten. Also war es nicht gerade passend, an diesem Tag einen Ausflug zu machen.

„Keine Sorge. Zur Einteilung der Erstklässler sind wir wieder zurück. Und glaub mir. Es wird dir gefallen." Ein leicht zufriedenes Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus, als er auf mich hinab sah.

Ich lehnte mich an seine Schulter und schloss die Augen. Egal, was er auch vorhatte, ich würde es einfach über mich ergehen lassen. Vielleicht würde ich so ein wenig abgelenkt von der Realität. Und jede Ablenkung war willkommen.

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Ich wusste nicht, wann Severus gegangen war. Als ich aufwachte, befand ich mich in meinem Bett und von Severus fehlte jede Spur. Ein Schauer durchlief mich, als ich daran dachte, dass ich eingeschlafen und somit vollkommen wehrlos war. Aber Severus würde doch nicht meinen Zustand ausnutzen. Er hatte mich doch nur in mein Bett getragen. Er war im Inneren ein guter Mensch und gute Menschen taten nicht solche Dinge.

Ich stand auf, stellte mich unter die Dusche und ließ das Wasser über meinen Körper fließen, während meine Gedanken abschweiften. Seit langem kam eine nun ganz andere Erinnerung in meine Gedanken. Der Moment, als Severus mir zum ersten Mal sagte, dass er mich liebte.

Ich hatte mich nie wohler gefühlt, auch wenn ich dort blind war. Es war eines der schönsten Momente. Nie hatte ich gefühlt gehabt, dass ich so geliebt wurde. Severus hatte damals die Verzweiflung von mir genommen und mir gesagt, ich sei nicht unnütz. Würde er es jetzt auch schaffen? Würde er mich wieder reparieren können?

Nach einer guten Stunde, die ich unter der Dusche verbracht hatte, ergriff ich mit meinen schon richtig schrumpeligen Händen ein großes Handtuch und ging darin eingewickelt in mein Schlafzimmer, um aus meinem Schrank eine blaue Jeans und ein schlichtes weißes Shirt zu nehmen.

Kurz nachdem ich mich umgezogen hatte, klopfte es an meiner Tür und Severus kam herein.

„Wenn wir nicht zu spät sein wollen, sollten wir gleich aufbrechen."

Ich sah auf die Uhr. 10:30 Uhr. Hmm. Was hatte er vor?

„Haben wir noch fünf Minuten? Dann kann ich mir eben noch die Haare trocknen", fragte ich und erhielt ein knappes Nicken.

Fertig stand ich nun neben ihm und ergriff seine kühle Hand. Es war irgendwie angenehm, wenn ich ihn berührte und somit kontrollieren konnte, was geschah.

„Hast du mich ins Bett getragen?"

Er verdrehte die Augen ob meiner Frage. „Nein. Das war Filch, der in deine Räume eingedrungen ist, nur um dich von deinem Sofa zum Bett zu tragen", kam es sarkastisch von ihm und ich verzog angewidert wegen dieser Vorstellung das Gesicht. „Natürlich war ich es. Ich wollte dich nicht wecken und dich auch nicht auf dem Sofa schlafen lassen. Und nun komm. Sonst brauchen wir gleich gar nicht mehr los."

Manchmal war sein Sarkasmus echt schlimm, aber seit er mit mir zusammen war, war es etwas weniger geworden. Aber ich verstand den Sarkasmus als das, was es war. Ein etwas verdrehter Sinn für Humor.

Ohne meine Hand loszulassen, gingen wir durch das Schloss. Ich wollte auch gar nicht seine Hand loslassen. Es war beruhigend und gab mir ein wenig Kraft.

Ob Minerva es eigentlich mit Absicht getan hatte, dass meine Räume in der Nähe vom Gryffindor Gemeinschaftsraum lagen? Diese ganzen Treppen zu steigen, war auf Dauer doch auch keine schöne Lösung.

„Hier lang!", führte Severus mich direkt in einen Korridor im sechsten Stock direkt auf einen alten Wandbehang zu, der wirkte, als würde er da schon Jahrhunderte hängen.

Severus tippte leicht mit seinem Zauberstab dagegen und wir wurden urplötzlich in den Wandbehang hineingesogen.

Mit schnell schlagendem Herzen befand ich mich nun in einem sehr dunklen und staubigen Gang und krallte mich panisch an Severus fest. Dann flammten Fackeln auf, die den kurzen Gang erleuchteten.

„Alles in Ordnung. Wir gehen nur eine kleine Abkürzung", beruhigte er mich.

Ich stand noch zu sehr unter Schock, als dass ich mich über so etwas hätte aufregen können.

Er führte mich hinaus und wir kamen direkt in der Eingangshalle an. Es ersparte uns einen definitiv langen Abstieg.

Am Apparationsplatz angelangt, sahen wir uns in die Augen, ehe es sich um mich begann, zu drehen, und ich durch einen dünnen Schlauch gepresst wurde.

A Changing Kiss 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt