Krankenhaus

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POV Michelle

Argh... warum muss es in einem Krankenhaus so langweilig sein?!? Ich saß jetzt schon bestimmt zwanzig Minuten neben Namjoon im Wartebereich und hielt nach einer Krankenschwester Ausschau, die uns etwas über Nina erzählen konnte. Yoongi lag halb auf der anderen Bank, während Jimin versuchte sich etwas zu trinken zu besorgen. Gerade stand er leicht verzweifelt vor der Kaffemaschine, die natürlich auf Spanisch beschriftet war, und fuhr sich durch seine Haare. Seufzend stand ich auf und half ihm seinen Kaffee zu bekommen.

Er bedankte sich schnell und machte sich mit dem heißen Kaffe auf den Weg zurück. Wie ein sehr zerbrechliches Etwas stellte er seinen Becher auf den Tisch und schmiss Yoongis Beine ohne Rücksicht von dem Sofa. Ich musste über seinen Gesichtsausdruck schmunzeln und gesellte mich wieder zu den Chaoten. Yoongi beschwerte sich noch immer lautstark über Jimin, der so tat, als würde er seinen Hyung nicht hören. „Wenn er nicht aufhört, schmeißen sie ihn schneller raus, als dass er »Infires« sagen kann...", raunte Namjoon mir ins Ohr, woraufhin ich erstmal eine gehörige Gänsehaut bekam. Ich nickte nur. Zu mehr war ich gerade nicht in der Lage.

Wirklich kam nach fünf Minuten ein Sicherheitsbeauftragter und schmiss Yoongi und Jimin ohne Kompromisse aus dem Krankenhaus. Ich hörte die beiden noch durch das gesamte Untergeschoss, bis sie endgültig vor der Tür standen. Ich hatte zwar keine Ahnung was die beiden sich an den Kopf warfen, aber Namjoon musste sich schon stark zusammenreißen um nicht loszulachen und seinen Rausschmiss zu riskieren. Als der Sicherheitsbeauftragte wieder zurück kam hatte er sich zum Glück wieder unter Kontrolle. Der Mann in Uniform entschuldigte sich noch schnell bei uns und den restlichen Besuchern für die kleine, wie er sie nannte, „Störung der Ruhe", und zog sich schnell wieder in sein Büro zurück.

Die Zeit verging ohne die beiden Streithälse leider auch nicht schneller, mein Handy hatte das Wasser nicht überlebt und ich würde diese Langeweile auch nicht mehr lange überleben. „Worüber denkst du gerade nach?", kam Namjoons Stimme von seiner Couchseite. Yay Beschäftigung! „Über die Langeweile in einem Krankenhaus", antwortete ich und drehte meinen Kopf grinsend in seine Richtung. Er sah mich an und musste ebenfalls lächeln. Doch lange hielt meines nicht an, da die Sorgen wieder hoch kamen. Ich drehte meinen Kopf wieder nach vorne und starrte den Boden vor meinen Füßen an. „Hoffentlich kommt sie schnell wieder hier raus...", murmelte ich mehr zu mir als zu Namjoon. Ich fuhr mit meinem Handrücken über meine Augen, in denen sich mal wieder zu viele Tränen gesammelt hatten.

POV Namjoon

Als ich sie so sah, zerbrach etwas in mir drin. Ich legte meine Hand vorsichtig auf ihre und hielt sie einfach nur fest. „Sie schafft das schon...", flüsterte ich, „sie hat den Sprung mit Jimin überlebt, dann wird sie diese verdammte OP auch überstehen." Sie hab den Kopf und schaute mich wieder hoffnungsvoller an: „Danke." Das war das einzige, dass sie herausbekam, aber mir reichte es vollkommen. „Na komm!", rief ich wieder fröhlicher, „lass uns mal nachfragen wann sie wieder da ist!" Sie musste lächeln und nickte. Ich zog sie an ihrer Hand nach oben und wandte mich zum gehen, als sie mich aufhielt. „Hast du nicht etwas vergessen?", fragte sie mich ein wenig verwirrt und deutete mit ihrem Blick auf meine Hand, die immer noch ihre hielt. Ich folgte ihrem Blick, verharrte kurz und antwortete: „Nicht das ich wüsste... kommst du jetzt?" Während ich lächeln musste, wurde sie rot und murmelte: „Spinner...", bevor sie sich von mir mitziehen ließ.

Den ganzen Weg über hielt ich ihre Hand fest und dachte gar nicht daran diese vorzeitig loszulassen. Neben mir lief eine ziemlich stille Michelle, die, wenn ich sie ansah, immer wieder rot wurde. Ich lachte leise in mich hinein und drückte ihre Hand noch etwas fester. Naww, sie wird schon wieder rot... bei der Information erfuhren wir, dass Nina in ungefähr zwei Stunden wieder wach sein sollte.  Als Michelle das hörte, senkte sie den Blick und ich konnte schon fast ihre Traurigkeit spüren. Ich legte ihr einen Arm um die Schultern und zog sie zu mir heran. Sie versteckte ihren Kopf an meiner Brust und ich fuhr mit meiner zweiten Hand durch ihre Haare. Ich hielt sie so lange, bis sie aufhörte zu schluchzen und sich von mir löste.

„Lass uns mal nach den beiden draußen schauen", schlug ich vor und Michelle stimmte zu. Auf dem Weg zum Haupteingang griff ich wieder nach ihrer Hand, was sie Protestlos über sich ergehen ließ. Bevor wir zu der großen Glastüre gelangten, sahen wir durch eines der vielen bodentiefen Fenstern eine riesige Menschenmasse. Mir schwante Böses und auch Michelles Druck auf meine Hand verstärkte sich. „Was wenn sie uns gefunden haben?", äußerte ich meine und auch ihre Befürchtungen. Michelle zuckte hilflos mit den Schultern und kaute auf ihrer Unterlippe. Sie sah aus als würde sie angestrengt nachdenken. „Wir machen das so... ich gehe zuerst raus und du bleibst erst einmal hier drinnen. Ich schau mal ob die beiden noch leben und komm dann wieder rein. Wenn die da mich lassen, bring ich die beiden mit", sie zeigte auf die viel zu knapp angezogenen Mädchen, die sich auf dem Vorplatz tummelten. Ich nickte und bezog meinen Posten an einem der Fenster. „Und pass auf, dass sie dich nicht sehen! Hinter deinem Mundschutz kannst du dich ja jetzt nicht mehr verstecken!", rief sie mir noch zu bevor sie durch die große Eingangstüre trat. „Sei bloß vorsichtig...", flüsterte ich gegen meine Hände, auf die ich meinen Kopf gelegt hatte.

Spanien oder Korea? | Namjoon Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt