Rückkehr des Sonnenscheins

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POV Namjoon

In meinen Armen zitterte Michelle vor Aufregung und vergrub ihr Gesicht an meiner Brust. Wir standen noch immer vor der großen Türe und wurden fotografiert, als wären wir irgendeine Attraktion in einem Freizeitpark. Ist ja schlimmer als bei Presseterminen... Da Michelle immer noch zitterte hob ich sie kurzentschlossen hoch und trug sie hinter eine Ecke. Es waren jetzt schon zu viele Bilder von ihr im Internet. Die Tatsache, dass es jetzt haufenweise Bilder von mir mit einem Mädchen im Arm gab, interessierte mich gerade ziemlich wenig.

„Alles in Ordnung?", fragte ich Michelle, als ich sie auf einer Bank absetzte. Ich selber kniete mich vor ihr auf den Boden und nahm ihre Hände in meine. Sie sah mich mit weit aufgerissenen Augen an, nickte aber. Erleichtert lächelte ich sie an und legte eine Hand an ihre Wange, bevor mit bewusst wurde, was genau ich hier gerade tat und ich meine Hand schnell zurück nahm.

„Wo ist Jimin?", kam es leise von ihr, nachdem sie sich beruhigt hatte. „Alles gut, er ist über eine Mauer geklettert und wieder bei Yoongi", beruhigte ich sie, „sollen wir mal nach ihnen gucken gehen?" Michelle nickte leicht und ich hielt ihr meine Hand hin. Ihre Wangen färbten sich leicht rosa und sie legte ihre Hand vorsichtig in meine. Ich zog sie von ihrem Platz hoch und ging mit ihr den Gang entlang, an dessen Ende die anderen drei warteten. „Wir haben übrigens Zuwachs erhalten", fing ich an zu erzählen. Ein verwirrter Blick war das einzige, dass ich als Reaktion erhielt. „Na, Yoongi haben wir gefunden, Jimin haben wir gefunden und jetzt hat Hobi uns gefunden." Jetzt hatte ich die gewünschte Reaktion! Ungläubig starrte sie mich an, machte den Mund auf, als ob sie etwas sagen wollte, entschied sich dann aber doch anderes und klappte ihn wieder zu. Dann grinste sie nur noch glücklich, sodass man ihre Grübchen sehen konnte und drückte meine Hand ein wenig fester. Automatisch zogen sich meine Mundwinkel ebenfalls in die Höhe und wir liefen den Rest des Weges dämlich grinsend und schweigend nebeneinander her.

Nach einer gefühlten Ewigkeit fanden wir die drei in der Cafeteria, wo sie sich erfolgreich etwas essbares bestellt hatten. „Da seid ihr ja endlich!", rief uns Jimin entgegen, „wir dachten schon ihr wäret wieder von denen verschleppt worden!" „Und deswegen sitzt ihr hier mit Kuchen?", rief ich lachend zurück. Daraufhin zog er eine Grimasse und wandte sich wieder den sündhaft teuren Gebäcken vor ihm zu. Ich drückte Michelle auf den verbleibenden Stuhl und angelte mit meinem Fuß einen weiteren vom Nachbartisch. „So... jetzt sind die anderen ja da. Jetzt will ich endlich deine Geschichte hören", bettelte Jimin. Als ich realisiert hatte, dass er von Hoseok sprach und nicht von Michelle oder mir, hatte er schon angefangen zu erzählen:

„Hm... also nach euch beiden", er schaute auf Michelle und mich, „bin ich mit Jin-Hyung gesprungen. Er musste mich überreden zu springen, weil ich davon nicht so wirklich begeistert war. Im Endeffekt war es aber besser als zerquetscht zu werden... Egal, wir sind dann raus und ziemlich unsanft aufgekommen. Ich hab nur mega Kopfschmerzen, aber Jin hat das Bewusstsein verloren. Am Strand standen dann schon Rettungsleute und haben uns rausgeholt. Jin ist hier direkt in ein Zimmer gebracht worden, wo er versorgt wird. Ich wurde eigentlich schon entlassen, aber ich hätte nicht gewusst wo ich hin sollte, also bin ich hier geblieben. Dann saß ich am Fenster und hab Jimins Date mit den Rosen beobachtet. Naja, den Rest kennt ihr eigentlich schon... ich bin Jimin hinterher und hab dann Namjoon gefunden. Du warst noch draußen und hast unseren Yoongi gerettet", fügte er am Schluss mit einem Blick auf Michelle hinzu. Ich nickte bloß. Die Nachricht, dass Jin bewusstlos in irgendeinem Zimmer liegt, war bei uns wie eine Bombe eingeschlagen. Jiminie starrte auf seinen, mittlerweile leeren, Teller und gab keinen Ton von sich. Die einzige die sich bewegte, war Michelle, die mit einem "bin gleich wieder da" aus der Cafeteria eilte.

POV Michelle

Das kann man ja nicht aushalten! Ich eilte aus dem gemütlichen Raum, in Richtung Information. Die vier Jungs so niedergeschlagen zu sehen geht einem ans Herz. An der Information saß eine freundlich aussehende Frau in Kittel und lächelte mich an. „Ähm... ich wollte fragen ob Seokjin Kim wieder wach ist." Sie musterte mich kurz bevor sie auf ihrem Computer herum tippte. „Sind Sie denn mit ihm verwandt?" Oh... daran hatte ich gar nicht gedacht. „Nein, ich bin die Freundin von einem seiner Arbeitskollegen, mit denen er unterwegs ist. Sie können aber kein Englisch und haben mich gebeten nachzufragen", log ich schnell und schaute sie möglichst unschuldig an. Hoffentlich glaubt sie mir... „Hm, okay. Herr Kim ist vor zehn Minuten aufgewacht, braucht allerdings noch sehr viel Ruhe. Wenn sich seine Freunde benehmen können, dürfen sie kurz zu ihm.", lächelnd bedeutete sie mir zu folgen.

An der Cafeteria machten wir kurz Halt und ich beeilte mich zu den Vieren zu kommen. „Wo warst du denn?", fragte mich Namjoon mit einem besorgten Gesichtsausdruck. Ich lachte nur und antwortete: „Nicht so wichtig. Aber ihr solltet mal lieber mitkommen." Gleichzeitig schossen die Köpfe der anderen drei in die Höhe. „Warum? Ich sitze gerade so gemütlich!", beschwerte sich Yoongi, während alle anderen zögernd aufstanden. „Dann bleib hier und wir gehen alleine zu Jin!", rief ich im Gehen und sah noch aus dem Augenwinkel wie er aufsprang und nur knapp Jimin verfehlte.
Namjoon beeilte sich zu mir aufzuschließen und lächelte mich dankbar an. „Hab ich doch gern gemacht", las ich sein Gesicht richtig.

„Ah, da sind die Herrschaften also! Und Sie sind dann bestimmt ihr Freund wenn ich das richtig verstanden habe", trällerte die Krankenschwester fröhlich und wandte sich zum Gehen. Mit schief gelegtem Kopf schaute mich Namjoon belustigt an und lachte kurz darauf. „Irgendwas musste ich ja sagen...", wisperte ich ihm zu und lief der Schwester hinterher. „Ich fänd' die Idee nicht schlecht!", rief Jimin von hinten und bekam sofort Unterstützung von Hoseok. Ich verdrehte leicht die Augen, wurde aber gleichzeitig rot und beschleunigte mein Tempo, sodass es hoffentlich keiner mitbekam. Den Rest des Weges unterhielt ich mich mit der Schwester, die mir auch den Zustand von Nina verriet. Es ging ihr soweit gut und sie schlafe sich gerade aus. Kaum hatte sie ihren Bericht geendet, drückte sie eine Türklinke der vielen Türen herunter...

Spanien oder Korea? | Namjoon Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt