I See

90 11 0
                                    

Sehun hatte angefangen sich merkwürdig zu benehmen.
Überall wo ich im Hotel hin wollte, wollte er auch mit, er ließ mich nicht eine Sekunde aus den Augen.
Er wäre mir wohl bestimmt auch ins Klo und in die Dusche gefolgt, hätte ich ihn nicht gestoppt und die Tür im Bad zugeschlossen, welches zu unserem Zimmer gehörte.
Das wir zusammen waren und viel zusammen hangen war okay, aber auch ich brauchte mal meine Ruhe und eine oder zwei Minuten für mich.

Ich sah es als riesiges Glück an, dass ich diesen Morgen noch vor Sehun war wurde.
Leise wand ich mich aus seinen Armen und stand auf, lief zu meinem Schrank, um mir ein paar Sachen herauszusuchen, duschen zu gehen und mich anschließend aus dem Zimmer zu schleichen, damit ich mal alleine die Gegend erkunden konnte, ohne dass Sehun mir am Hintern klebte.
Er meinte immer er wolle mich doch nur beschützen.
Wenn ich mal ehrlich war, mir war da der sture und arrogante Sehun lieber als der Softie der mich nur in Sicherheit wissen wollte.
Es nervte aber.
Ich konnte mich alleine verteidigen, wusste wie ich mich unter Kontrolle hatte und würde nicht einfach so bei jedem bisschen ausrasten und mich in einen Dämon verwandeln.

Mein Vorteil war, dass Sehun wie ein Stein schlafen konnte und ich ohne Probleme aus dem Zimmer tappste.
In aller ruhe verließ ich das Hotel und sah mir die kleine Stadt in ruhe an.
Ich hatte eine Menge Läden gesehen in die ich wollte, doch Sehun hatte mich von ihnen weggezogen, wollte nicht das ich mir irgendetwas holte.
Wenn ich schon das erste mal in meinem Leben richtig Urlaub machte, wollte ich mich auch mit Souvenirs eindecken oder zumindest eine von diesen kunterbunten Städtetaschen haben, mit der hier jede Zweite herumlief.
Und genau nach so einer hielt ich ausschau, als ich alleine Unterwegs war, was sich total befreiend anfühlte.
In aller ruhe stöberte ich durch all die Läden die ich mir ausgeguckt hatte und die ir Sehun verwehrt hatte anzusehen, aus welchen Gründen auch immer, vielleicht wollte er auch einfach nicht, dass ich mit einem der süßen spanischen Kassierer flirtete.
Tja. Sogar das konnte ich mir ohne Sehun leisten.
Er würde einen Anfall kriegen und die armen Kerle wohl noch den Tod bringen.
Wie passend zu seiner Dämonenart es doch wäre, aber sicherlich nicht schön mit anzusehen.

Die Zeit flog förmlich an mir vorbei und durch die Gabe einfach irgendwas aus dem nichts zu zaubern, hatte ich mir genug Euros herbeigelunscht, dass ich mir eine dieser Taschen kaufen konnte, die ich unbedingt haben wollte, was mich nur nochmehr wie einen Klischeetouristen fühlen ließ, aber es war ein tolles Gefühl, zumal mich keiner dazu drängte mich wieder ins Hotel zu scheren.
Ich liebte Sehun, aber ich hasste es, wenn man mich scheuchte und wie einen Löwen einsperrte.
Ich hatte ein Recht auf freilauf und dieses hatte ich mir nun eigenhändig genommen.
Da konnte er mich sonst wie zusammen maulen.
Niemand konnte mich einfangen, ich war es in den letzten Monaten zu lange gewesen, aber komplett unbewusst, erst jetzt wurde mir nämlich klar, wie sehr Chen mich von alle abgeschottet hatte, nur damit er mir nahe stehen konnte und kein anderer.
Er war was das betraf sogar noch krasser als Sehun gewesen.

Mit einer Tasche voller Souvenirs und neuen Klamotten machte ich mich am frühen Nachmittag wieder auf den Weg zurück zum Hotel, als mir jedoch etwas in den Ohren lag, was mit innerlich Panik bereitete.
Die Pulsschläge der Menschen waren für mich genauso ein Hintergrundgeräusch gewesen, wie das Rauschen des Meeres, aber die Pulsschläge zweier Engel ließen mich hastig umsehen.
Als ich die Quellen gefunden hatte, erstarrte ich.
In einem offenen Cafe, saßen Kai und Chanyeol und hatten beide einen Teller beladen mit irgendeiner spanischen Süßspeise.
Was suchten die denn hier?"
Ich blieb stehen und konnte nicht anders, als Kai anzustarren.
Als ich das letzte mal etwas von ihm gehört hatte, war es genau der Tag gewesen, an dem Chen mich auch gebissen hatte.
Wie von selber fuhr meine Hand zu der Narbe an meinem Hals.
In den letzten Tagen hatte ich oft die Möglichkeiten gehabt das Band zu Chen zu brechen, aber ich traute mich nicht, nicht dass ich es nicht wollte, ich wollte wirklich von Chen loskommen, grade jetzt wo er mir nichts konnte, wäre es das beste gewesen, aber ich wollte Sehun nicht wehtun, selbst wenn er meinte es würde ihm nicht weh tun.
Er konnte auch lügen, nur um mich Sicherer fühlen zu lassen.

Ohne Ziel sah sich Chanyeol um und blieb schließlich an mir kleben.
Er tippte Kai vor sich auf die Schulter und deutete direkt in meine Richtung.
Er drehte sich zu mir und man sah wie ihm unglaublich viel Anspannung und Angst aus dem Gesicht wich, während sie bei mir anstieg.
Wie hatten sie hier her gefunden?
Es wäre ja wohl ein herzlich dummer Zufall, wenn er mitten im Semester auch hier Urlaub machen wollte.
Irgendwie musste er erfahren haben, dass ich hier war und von Sehun wäre das sicherlich nicht gekommen, er hätte Kai lieber jede Feder einzeln aus seinen Flügeln gezogen und das so qualvoll und langsam wie überhaupt möglich.
Kai stand auf und lief in meine Richtung.
Ich hätte rennen sollten, bis zu dem Hotel wären es nur noch fünfzig Meter gewesen, es ragte bereits über allem hier auf, aber ich blieb stehen, sah in Augen die ein langer Teil meines Lebens waren und die mich eigentlich nur kannten, weil er mich umbringen sollte, dies aber nie über sich bringen konnte, da er gemerkt hatte, dass ich in meiner Mischform für keinen eine Gefahr darstellte.

"Wir müssen reden Chuhan, sofort." konfrontierte Kai mich und wollte nach meinem Handgelenk greifen, jedoch kam ihm wieder in den Sinn, dass meine Haut seine verbrennen würde und er ließ die Hand wieder sinken.
"Ich weiß, dass du mich angelogen hast, als du in Seoul warst." murmelte er.
Wie hatte er das herausgefunden?
Vielleicht war meine Lüge auch nicht sonderlich glaubhaft gewesen.
"Sehun hat mich aufgeklärt."
Jetzt war ich verwirrt.
"Sehun?" harkte ich nach und sah ihn verdattert an.
"Wann hast du mit Sehun geredet und wie hast du mich verdammtnochmal gefunden?"
Verlangte ich zu wissen und machte ein paar Schritte von Kai weg.
Er lief diese in meine Richtung.
"Ich habe vor ein paar Tagen mit Sehun geredet, da hast du auf einer Liege am Pool geschlafen und anscheinend nichts mitbekommen."
Beantwortete aber immer noch nicht wie er mich gefunden hat.
"Kalona hat dich wirklich gebissen." murmelte er und starrte die Narbe an meinem Hals an.
Ich nickte. "An dem Tag, als wir telefoniert haben, er wollte mein Handy haben und ich wollte ihn ablenken, nur ist das in eine falsche Richtung gegangen und ist fatal geendet."
So gut es ging versuchte ich Kais Blicke zu meiden.

"Wieso hast du mir nicht die Wahrheit gesagt, ich hätte dir helfen können, bevor es so ausgeartet wäre."
Ich lachte bitter auf und schüttelte den Kopf.
"Deinegleichen wollen mich tot sehen, schon vergessen? Und mein Vater mich mittlerweile bestimmt auch." spuckte ich bitterer aus, als ich es eigentlich sagen wollte.
Kai sah mich getroffen an.
"Ich habe dir nie weh getan, falls du dich nicht erinnern kannst."
"Aber ich habe dich verletzt und nochmal will ich das nicht. Du wärst fast gestorben und das allein wegen mir."

Kai seufzte und für einen Moment war es ruhig zwischen uns.
"Das war meine Schuld. Ich kannte das Risiko dich damals zu küssen, und ich habe es ignoriert." schob er auf sich und sah auf den trockenen Boden.
"Wie hast du mich gefunden?" fragte ich erneut und nahm den Blick nicht von dem vor mir.
"Wir haben oben so ein Ding, das nennt sich Himmelsauge, damit kann man jeden finden, den man sucht und so sind wie an dich gekommen." offenbarte er und seufzte erneut.
"Sehun hat dir nicht erzählt, dass wir uns getroffen haben oder?"
Ich schüttelte den Kopf.
"Er hat mir klar zu wissen gegeben, zu wem du nun gehörst."
Leise lachte er. "Ich hätte nie gedacht, dass du es wirklich mit ihm in eine Beziehung schaffst."
Es war kein abfälliges Lachen, aber es wirkte so, da ich noch immer an ihm sehen konnte, wie viel er für mich übrig hatte und ein kleinen wenig bekam ich ein schlechtes Gewissen, wurde aber auch Wütend auf Sehun.
Mein bester Freund aus Kindheitstagen war hier, hatte mich gefunden und er hatte sein Maul nicht aufgemacht?
Jetzt wurde mir auch klar, wieso er mich nirgends mehr allein hingehen lassen wollte, er wollte nicht, dass ich Kai begegnete, aber da hatte er die Rechnung nicht mit diesem Morgen gemacht.







FallenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt