Der schwarze Nachtschatten

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"Ihr schuldet es den weißen Wölfen?", wiederholte Elijah irritiert.

"Nun", murmelte die Hexe, "Als der Krieg begann griffen die Vampire und Schattenwölfe auch uns Hexen an. Jeder der ihre zukünftige Herrschaft gefährden konnte, war ihnen ein Dorn im Auge und so versuchten sie uns aus dem Weg zu räumen. Die weißen Wölfe erwiesen sich zu diesen Zeiten nicht nur als Beschützer der Menschen, sie beschützten auch uns. Nur durch ihre Hilfe gelang es uns dieses Dorf zu errichten, das uns durch seine einzigartige Lage Schutz bot. Sie strebten nach einer friedlichen Welt für alle. Sie unterschieden nicht zwischen den Arten, sondern beriefen sich stets darauf, dass in allen von uns ein menschlicher Teil stecke, der uns eine. Diese Geschehnisse sind in Vergessenheit geraten, da die weißen Wölfe schon bald immer weniger wurden und wir uns zu unserem eigenen Wohl nicht mehr in den Krieg einmischten. Aber wir vergessen nicht", murmelte die Hexe mit einem Lächeln.

"Wenn sie euch geholfen haben, warum habt ihr sie nicht im Gegenzug auch vor den Schattenwölfen beschützt?"

Diese Frage schien Namaya unangenehm zu sein. Die alte Hexe rutschte unruhig auf dem Sessel umher und blinzelte eilig, doch ihr schien bewusst zu sein, dass sie einer Antwort nicht entgehen konnte.

"Aus Angst. Wir Hexen mögen über einen gewissen Grad an Magie und ein großes Wissen verfügen, aber die Fähigkeiten und das Wissen der Vampire sind um einiges größer. Die Schattenwölfe allein mögen zu bezwingen sein, nur haben sie sich einen mächtigen Verbündeten gesucht. Wir wollten überleben. Um jeden Preis. Auch wenn das bedeutete, die weißen Wölfe allein zu lassen", sie schluckte schwer, "Dennoch, sie haben uns nie einen Vorwurf gemacht. Ich habe sie sehr bewundert damals, nie habe ich solch warmherzige Wesen wie sie kennengelernt."

"Wann habt ihr das letzte Mal einen von ihnen gesehen?", fragte nun Tobias leise, der seine Neugierde nicht mehr zurückhalten konnte. Er hatte die Hoffnung etwas über seine Herkunft zu erfahren, vielleicht sogar über seine Eltern. Es war schmerzlich gewesen, ohne sie Aufzuwachsen, sämtliche Erinnerungen an sie waren bereits verblasst. Er hätte sie nicht beschreiben können.

"Das ist viele Jahre her", seufzte die Hexe, "Der letzte weiße Wolf der mir begegnete war eine Werwölfin namens Jaelyn. Ihr habt gewiss schon von ihr gehört, nur ist ihr Name den meisten unbekannt. Sie ist euch sicher wie den meisten, als die Omega geläufig, die mit der Fähigkeit gesegnet war, Visionen zu empfangen."

"Sie war diejenige die vorhersah, dass ein weißer Wolf den Krieg beenden würde?"

"Ohja, das war Jaelyn. Sie hatte diese Vision kurz bevor die Schattenwölfe sie aufspürten und töteten. Um die Vision niederzuschreiben und an die folgende Generation weiterzugeben, kam sie zu uns und betraute uns mit diesem Geheimnis. Sie wollte, dass sich die Nachricht verbreitete, um neue Hoffnung zu entfachen, wohlwissend, dass sie selbst dazu nicht mehr in der Lage sein würde."

"Warum blieb sie nicht bei euch in Sicherheit?"

Namaya entfloh ein bitteres Schnauben: "Natürlich boten wir es ihr an. Aber sie blieb ein weißer Wolf, immer besorgt um die, die ihr am Herzen lagen. Nicht bereit abzuwarten und die anderen ihrem Schicksal zu überlassen. Lieber starb sie gemeinsam mit ihnen, als allein zurückzubleiben."

"Und danach seid ihr keinem mehr von ihnen begegnet?", hakte Tobias nach, obwohl er seine Chancen auf eine positive Antwort bereits schwinden sah.

"So leid es mir tut, danach hielt ich sie für ausgestorben. Aber ich freue mich sehr dich und somit den lebendigen Beweis, dass sie noch leben, vor mir stehen zu haben."

Enttäuscht seufzte der Omega, der Tatsache ins Gesicht sehend, dass er wohl niemals mehr über seine Eltern erfahren würde. Dabei hätte er so gern erfahren, was sie für Menschen gewesen waren, welche Geschichten sie durchlebt hatten. Nun würde dies für immer ein Rätsel bleiben.

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