Zwölf

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,,Kyungsoo versucht dich die ganze Zeit zu erreichen.", sagt Chen seufzend, als er mit zwei Gläsern Wasser mein Zimmer betritt und die Türe leise mit seinem Bein schließt.

Es ist Samstag und Chen hat beschlossen bei mir nach den Rechten zu sehen.

Er kommt auf mich zu und ich nehme dankbar mein Glas an. Chen lässt sich neben mich, auf meinem Bett nieder und legt dann einen Arm um mich.

,,Ich weiß.", ist alles, was ich sage.
Widerwillig löse ich mich von Chen und nehme einen Schluck aus meinem Glas.

,,Jongin und die anderen machen sich schon Sorgen.", höre ich Chen leise sagen.

Ich nicke leicht und seufze dann.

Ich gehe Kyungsoo seit gut zwei Wochen aus dem Weg. In der Schule ist es am schwersten, da wir in den meisten Fächern nebeneinander sitzen. Sobald ich meinen Mut aufsammle, um mit ihm zu reden, kehren die Erinnerungen zurück und die scheußlichen Tränen steigen mir in die Augen.

Er hat sich tatsächlich mit diesem Mädchen im Café getroffen und ich bin mitten ins Treffen geplatzt, während das Mädchen für ihn und sie neue Getränke holen wollte.

,,Ich kenne ihren Namen nicht mal.", sage ich aus dem Nichts. Etwas überrumpelt schaue ich zu Chen, der sich an meinem Getränk verschluckt und so leise wie möglich versucht zu husten.

,,Ihr Name ist Jira.", antwortet Chen leise. Verwirrt betrachte ich meinen Freund. Er erwidert meinen Blick und verdreht dann seine Augen.
,,Ich habe mich kurz mit Kyungsoo unterhalten und da hat er ihren Namen erwähnt."

,,Dieser ganze Mist ist so kompliziert.", gebe ich frustriert von mir und stelle meinen Glas ab. Müde lasse ich mich fallen und spüre die weiche Matratze unter meinem Rücken.

Zu meinen Gunsten höre ich, wie Chen mich auslacht und es sich letztendlich neben mich auf den Rücken gemütlich macht. Er dreht sich mit einem gewissen Grinsen zu mir und schaut mich abwartend an.
,,Die Einzige, die hier kompliziert ist, bist du. Ich und die anderen Jungs haben dir hundert Mal gesagt, dass du mit ihm reden sollst. Kyungsoo ist kein Baby mehr oder so. Im Gegensatz zu dir, versucht er wirklich mit dir zu reden und es dir zu erklären.", sagt mir Chen dann.

Die Worte von ihm dienen dazu mich zu provozieren, ich bleibe jedoch ruhig und starre an die Decke über mir.

Chen hat Recht.

,,Ich habe Angst.", sage ich leise und spreche somit meine Gedanken aus.
Chen neben mir erwidert erstmal nichts und dreht sich auf seinen Rücken und schaut ebenfalls an die Decke. Er verschränkt seine Arme hinter seinem Kopf und seufzt dann leise.

,,Vor dem, was er sagen wird?", fragt er mich dann ruhig.

,,Ja. Vor der Wahrheit.", antworte ich noch leiser— immernoch an die Decke starrend. Es herrscht erstmals Stille und meine Gedanken kreisen sich um Kyungsoo. Mein Herz verkrampft sich etwas, bei den Gedanken, wie oft er versucht hat, mir die ganze Sache mit dieser Jira aus der Eisdiele zu erklären und wie ich ihn jedes Mal abgeblockt habe, um dem komplizierten Gefühlen aus dem Wege zu gehen.

Ich rappele mich sofort auf und stehe auf, um nach meiner Jackentasche zu greifen. Chen beobachtet mein Vorhaben erstmal verwirrt und setzt sich dann mit einem erleichterten Grinsen auf.

,,Ich muss zu ihm.", sage ich atemlos und ziehe ein paar Schuhe an, die neben meinem Schrank bereitstehen.

,,Viel Glück.", sagt Chen geschmeichelt und hebt leicht seine Hand, zum Abschied. Ich laufe mit schnellen Schritten zur Türe, verharre jedoch sofort und drehe mich zu Chen, der gerade dabei ist aufzustehen.

,,Finger weg von meinem Notizen für die Schule.", sage ich ernst zu ihm.
Chen lacht nur als Antwort und steht dann auf, mit dem Vorwand mich aus meinem Zimmer zu schieben.

,,Wenn du morgen erst wieder kommst, weiß ich, dass alles gut gelaufen ist!", ruft er noch vom letzten Treppenabsatz.

Ist Chen nicht ein toller Freund?

COMPLICATED | d.ks ✔︎Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt