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Jimin lag neben mir im Bett, ich starrte emotionslos an die Decke. Mich gegen ihn zu wehren oder ihn aus meinem Zimmer zu vertreiben, hatte ich schon lange aufgegeben. Doch irgendwas war dieses Mal anders gewesen. Er war sanfter gewesen und der Ausdruck in seinen Augen war nicht nur Lust gewesen, irgendetwas anderes lag noch darin. Jimin setzte sich auf und drehte sich zu mir. Betrübt und ängstlich zugleich sah ich ihn an. Wollte er eine zweite Runde? „Taehyung...", sagte er leise. Ich warf ihm einen fragenden Blick zu, doch er biss sich nur auf die Lippe, als würde er nachdenken und schüttelte dann den Kopf. „Vergiss es", murmelte er, sprang auf und verschwand.

Ich blieb noch eine Weile liegen, mein Unterleib schmerzte nicht ganz so sehr wie sonst, aber das hatte mich zum Nachdenken gebracht. Was war mit Jimin los?

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Es klingelte zum Ende des Unterrichts. Ich streckte mich und gähnte. Vielleicht konnte ich ja heute endlich einen ruhigen Nachmittag verbringen.

Doch natürlich wurde ich enttäuscht. Jungkook war schon gegangen und Jimin kam mit grimmigem Gesichtsausdruck zu mir hinüber und packte mich am Handgelenk. Ich hatte gerade noch genug Zeit meine Sachen zu schnappen, da zog er mich auch schon über den Gang direkt in die kleine Putzkammer, in der er mich vor, wie es sich anfühlte, Ewigkeiten eingesperrt hatte. Ich weitete meine Augen vor Angst. Er wollte an dem Ort mit mir schlafen, an dem das alles begonnen hatte. War mein Geisteszustand ihm eigentlich komplett egal? Achso, ja natürlich.

Jimin nahm mir meinen Rucksack ab und schmiss ihn zusammen mit seinem eigenen Zeug achtlos in eine Ecke. Dann kam er langsam auf mich zu und drängte mich gegen die Wand. Ich seufzte tief aus und unterdrückte ein paar Tränen, dann schloss ich die Augen und ließ meinen Körper schlaff werden, damit ich so wenig wie möglich von meiner erneuten Vergewaltigung mitbekommen würde. Ich spürte einen leisen Hauch gegen meinen Hals und zuckte zusammen. Stillhalten, bloß stillhalten, dann wird alles gut, dachte ich, doch plötzlich drückte etwas Nasses gegen mein Schlüsselbein. Überrascht und verängstigt, was er sich nun schon wieder hatte einfallen lassen, öffnete ich die Augen und sah nach unten. Jimin hatte sich an mich gepresst und sein Gesicht an meinem Hals verborgen. „Jimin, was-" - „Ich kann nicht", schluchzte er und hob seinen Kopf. Seine Augen waren verweint und seine Unterlippe zitterte. „Ich wollte ihn doch nur vergessen, deine Gefühle sollten mir egal sein!" Er ließ sich auf den kalten Steinboden sinken, den Kopf in den Händen vergraben. „Und jetzt hab ich mich in dich verliebt, was bin ich erbärmlich." Er sah zu mir auf. „Ich weiß, dass das was ich dir angetan habe, unverzeihlich ist, Taehyung, ich lasse dich von jetzt an in Ruhe, das verspreche ich dir."

Ich starrte ihn einfach nur verblüfft an. Dann setzte ich mich neben ihn. „Möchtest du reden?", fragte ich schüchtern. Er schaute ungläubig. „Taehyung, ich habe dich vergewaltigt, und zwar ungefähr zehn Mal!"

Ich lächelte leicht. „Ich kann dich bestimmt besser verstehen, wenn du mir den Grund erzählst."

Jimin hörte auf zu schluchzen und wischte sich die Tränen weg. „Willst du das wirklich?", fragte er unsicher. Ich nickte entschlossen. „Also gut", sagte er. „Als ich auf diese Schule gekommen bin, war ich in etwa wie du. Nichts gegen dich, aber auf den ersten Blick war ich einfach nur ein kleines Weichei mit Streber Syndrom. Das war ich schon immer und ich wurde immer deswegen geärgert. Ich wollte etwas ändern und dann habe ich Jungkook getroffen. Er war der coolste Typ und ich dachte, wenn ich mich mit ihm anfreunde, passiert mir sowas nie wieder. Irgendwann hat er dann angefangen, Leute zu verprügeln. Sein Hauptopfer bist natürlich du. Ich wollte eigentlich nicht mitmachen, aber ich hatte Angst, dass er sich gegen mich wenden würde, wenn ich ihm widerspräche. Außerdem hatte er etwas an sich, was mich fasziniert hat. Er war selbstsicher, abenteuerlustig und immer für einen Streich zu haben. Ich musste mir eingestehen, dass ich mich in ihn verliebt hatte. Aber ich habe realisiert, dass er mich nie so sehen wird und ich wollte nicht jahrelang jemandem hinterher trauern, den ich sowieso nicht haben konnte. Ich habe mir Ablenkung gesucht und es tut mir aus tiefstem Herzen leid, dass sie so eine Form angenommen hat, Taehyung."

Das musste ich erstmal verdauen. „U-und jetzt?", fragte ich vorsichtig. Jimin sah mich fragend an. „Du meintest, du hättest dich in mich, ehm, verliebt", sagte ich und wurde zum Ende hin immer leiser. Er senkte den Kopf. „Das hab ich wohl", flüsterte er. „Und ich weiß, dass du es nicht erwiderst, weil ich mich wie das größte Arschloch der Welt aufgeführt habe und du außerdem in Jungkook verliebt bist." Er lächelte mich schief an. „Ich geh dann mal, ich hoffe, du kannst vielleicht eines Tages hier dran denken und mich nicht mehr allzu sehr hassen."

Er wollte aufstehen, doch ich hielt ihn am Ärmel fest und zog ihn zu mir hinunter. „Du hast recht, ich kann deine Gefühle nicht erwidern, aber ich möchte nicht, dass du gehst. Ich möchte dir verzeihen." Jimin machte große Augen. „Taehyung, bist du bescheuert? Du solltest Angst vor mir haben, weinen, mich anschreien oder auf mich einprügeln, aber mir doch nicht verzeihen! Ich habe so furchtbare Sachen gemacht..."

Ich lächelte zum ersten Mal seit langer Zeit. „Manche Menschen sind es wert, dass man ihnen vergibt."

Er lächelte zaghaft zurück.


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Vkook kommt noch, also psssscht XD

I'm very no Loser **Taekook**Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt