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Den Sonntag haben Lydia und ich größtenteils mit mit faulenzen, Sex und noch mehr Sex verbracht. Ein Tag ganz nach meinem Geschmack. So könnte ich ganze Wochen verbringen.

Leider ist heute wieder Montag und die Schule ruft. So ein Scheiß. Ich habe schon versucht Lydia dazu zu überreden, dass wir einfach im Bett bleiben könnten, aber sie hat darauf bestanden in die Schule zu gehen.

„Kannst du mich dann nicht wenigstens in deinem Auto mitnehmen?", jammere ich ein wenig.

Lydias Wohnung ist nicht so nah an der Schule, wie die von meiner Mutter und mir. Von zuhause aus kann ich laufen, da es nur knapp zehn Minuten sind. Von hier aus sind es bestimmt 20 Minuten. So weit will ich nicht laufen und ich hasse Bus fahren.

„Das wäre zu riskant. Es soll niemand erfahren, dass wir was am laufen haben", ruft sie aus dem Badezimmer.

Kurz darauf höre ich, wie sie wütend meinen Namen ruft und ins Wohnzimmer kommt.

„Musste das sein?", will sie von mir wissen und deutet auf den Knutschfleck an ihrem Hals.

"Die anderen sollen sehen, dass du nicht mehr zu haben bist. Zumindest nicht für Sex", erwidere ich amüsiert.

Ich wusste, dass es sie ärgern würde und vielleicht habe ich es gerade aus diesem Grund getan. Ich finde sie sexy, wenn sie so wütend ist.

„O Mann, Tessa", murmelt sie und verschwindet ins Schlafzimmer, um sich etwas anzuziehen.

Ich habe dieselbe Jeans an, die ich schon am Freitag anhatte und einen schwarzen Pulli von Lydia. Ich lege nicht so viel Wert auf meine Kleiderauswahl, wie Lydia. Sie ist eine Ewigkeit damit beschäftigt sich etwas aus dem Schrank zu suchen.

„Kannst du nicht einfach irgendwas nehmen?", frage ich sie.

Lydia antwortet nicht, sondern nimmt sich einen weißen Wollpullover und zieht ihn sich über. Dazu trägt sie eine schwarze Jeans und ihre Chucks. Sie könnte wahrscheinlich tragen, was sie wollte und würde heiß aussehen. Ich bin nicht die einzige, die das so sieht.
Ich beklage mich noch ein wenig darüber, dass ich nicht mit dem Bus fahren möchte, aber Lydia fängt erst gar keine Diskussion mit mir an. Ich hasse es, dass sie mich ignoriert und gehe deswegen einfach während sie in der Küche ist, um sich einen Kaffee zu machen.

Ich laufe zur nächsten Bushaltestelle und fahre in einem überfüllten Bus zur Schule. Der Vormittag geht quälend langsam und ich lege mich mit Mr Lee an, weil er sich beklagt, dass ich meine Hausaufgaben schon wieder nicht gemacht habe. Das ganze endet mit nachsitzen für mich. Sogar ganze zwei Tage. Was hat der denn für ein Problem? Am liebsten hätte ich noch länger mit ihm gestritten, aber das hätte zu mehr nachsitzen geführt. Die nächsten beiden Stunden bei Mrs Klein schaue ich aus dem Fenster und denke an die vergangenen Tage mit Lydia. Zugegeben denke ich an den heißen Sex.

Als es zur Pause klingelt bin ich die erste, die draußen ist. Es regnet heute und ich bin ziemlich alleine auf dem Schulhof. Ich zünde mir einen Joint an, da ich heute morgen keine Zeit mehr dazu hatte, da der Bus im Schneckentempo über die Straßen gekrochen ist.

Nach der Pause habe ich Französisch bei Lydia. Natürlich darf ich sie in der Schule nicht Lydia nennen. Das ganze geht mir ein wenig auf die Nerven. Als sie in den Saal kommt und mich ansieht zwinkere ich ihr zu und muss lachen, da sie sich einen dicken Schal um den Hals geschlungen hat, um den Knutschfleck zu verstecken. Leider ist das nicht besonders effektiv. Man sieht den lila Fleck trotzdem ab und an. Schließlich kann sie den Schal ja nicht fest kleben. Abgesehen von der Sache scheint sie gut gelaunt zu sein.

„Heute schreiben wir einen Test", fängt sie die Stunde an und sofort bin ich nicht mehr so begeistert.

Die anderen sind ebenfalls nicht sehr angetan von der Idee. Darauf geht Lydia aber nicht ein. Sie verteilt die Blätter und teilt uns mit, dass wir zwanzig Minuten Zeit haben. Ich schreibe meinen Namen auf das Blatt und das war es dann auch so ziemlich. Bei dem Multiplechoice-Teil mache ich einfach irgendwo ein paar Kreuzchen. Vielleicht habe ich ja Glück.

Da ich damit ziemlich schnell fertig bin sehe ich mich um und bleibe mit meinem Blick an meiner Lehrerin hängen. Sie hat sich auf ihrem Stuhl zurück gelehnt und beobachtet uns alle aufmerksam. Ich grinse sie an und als unsere Blicke sich treffen, sieht sie schnell weg.

Nach den zwanzig Minuten sammelt Miss Hill die Tests wieder ein und lässt uns den Rest der Stunde Aufgaben aus dem Buch machen, die ich natürlich nicht mache. Als es klingelt verlassen alle den Saal, auch ich. Es würde komisch aussehen, wenn ich als einzige dableiben würde.
Im Flur treffe ich auf Clarissa und ihren Freund Sam.

„Sag mal, hatte die Hill da einen Knutschfleck am Hals?", fragt Clarissa mich.

„Keine Ahnung", erwidere ich gleichgültig.

„Sie hat definitiv einen. In Französisch heute früh hat sie ihren Schal ausgezogen, um ihn dann nochmal zu richten und man hat den Knutschfleck deutlich gesehen", meint Sam.

Er ist größer als Clarissa und ich, trägt ebenfalls nur schwarz, scheint ein Faible für Nieten und Kreuze zu haben und ich mag ihn irgendwie nicht. Clarissa weiß, dass ich ihren Freund nicht leiden kann und ihm gegenüber mache ich auch kein Geheimnis darüber.

„Wer hat einen Knutschfleck?", mischt Simon sich ein, der gerade aufgetaucht ist.

„Miss Hill", kläre ich ihn auf.

„Die muss ja ein heißes Wochenende gehabt haben", meint Sam lachend.

„Die war in letzter Zeit voll komisch drauf, vielleicht hatte sie mit ihrem Freund Stress und am Wochenende gab es den Versöhnungssex", mutmaßt Simon.

„Mit wem soll das denn bitte gewesen sein?", will ich von ihm wissen.

„Keine Ahnung. Vielleicht ja Mr Lee. Der war heute auch schräg darauf. Krass, dass er dich zwei Stunden nachsitzen lässt."

„Allein bei dem Gedanken wird mir kotzübel", sage ich angewidert.

Ich werde den drei natürlich nicht sagen, dass Miss Hill den Knutschfleck mir zu verdanken hat.

„Mir irgendwie auch", meint Clarissa.

Ich werde von dem Gespräch erlöst, da es zur nächsten Stunde klingelt. Ich gehe noch schnell an meinen Spind und hole dort mein Englischbuch. Als ich das Schließfach öffne, fällt mir ein Zettel entgegen. Ich hebe ihn vom Boden auf und stecke ihn in meine Hosentasche. Bei Mr King sollte man wirklich nicht zu spät kommen, sonst muss ich bis zum Ende der Woche nachsitzen.

Silent kissesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt