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Es ist Samstagmorgen und verschlafen wache ich in meinem Bett auf. Lydia hatte gestern Abend keine Zeit, da sie auf die Kinder ihres Bruders aufpassen musste. Somit können wir uns erst heute sehen. Ich blicke auf meinen Wecker und stelle fest, dass es schon kurz vor zwölf ist. Seufzend stehe ich auf, um zu duschen und mich fertig zu machen. All das dauert nicht besonders lange. Ich ziehe mir eine Jeans an und einen schwarzen Pullover, den ich auf dem Fußboden in meinem Zimmer finde. In letzter Zeit bin ich nicht dazu gekommen meine Wäsche zu machen, da ich oft bei Lydia war.

Als ich ins Wohnzimmer komme, schläft meine Mom auf dem Sofa. Auf dem Boden stehen ein paar leere Bierflaschen und auf dem Tisch eine halblinke Whiskyflasche. Sie hat wieder getrunken.

Ich schleiche langsam durch die Wohnung nach draußen. Mit einem Grinsen laufe ich durch die Straßen. Ich kann es kaum erwarten Lydia wieder zu sehen, obwohl wir uns gestern in der Schule gesehen haben. Da hat sich aber keine Gelegenheit ergeben, um mit ihr alleine sein zu können. Das nervt mich total.

Viel schneller als gedacht stehe ich vor Lydias Wohnung und drücke auf die Klingel. Ich warte einige Sekunden, bis ich die Tür aufdrücken kann und nach oben zu Lydias Wohnung gehe. Die Tür steht schon offen und sie wartet auf mich. Neben ihr steht die große Dogge. Anscheinend muss sie mal wieder auf den Hund aufpassen.

„Hey", begrüßt sie mich, ehe sie mich umarmt.

„Hi Baby", murmele ich und küsse sie.

Zusammen gehen wir rein und kuscheln uns auf das Sofa. Der Hund lässt sich neben Lydia nieder und winselt eine Weile leise vor sich hin, ehe er Ruhe gibt. Lydia trägt wieder einmal das viel zu große Hemd, das sie immer an hat, wenn sie malt. Langsam öffne ich die Knöpfe des Hemds. Lydia hält mich nicht auf, aber zu meiner Enttäuschung kommt darunter noch ein T-Shirt zum Vorschein.

„Das ist scheiße", beschwere ich mich.

Lydia lacht leise und klettert auf meinen Schoß und küsst mich zärtlich. Die Dogge springt vom Sofa und verschwindet in die Küche. Endlich ist der nervige Hund weg.

„Du bist erst seit fünf Minuten da und willst mich schon verführen. Du kannst wirklich nicht genug von mir kriegen", meint sie amüsiert.

„Mag sein", gebe ich zu und schlinge meine Arme um sie. „Was kann ich denn dafür, wenn du so sexy aussiehst."

Ich ziehe Lydia näher an mich heran, aber küsse sie nicht. Sie grinst mich an und kommt meinen Lippen mit ihren immer näher.

„Ich liebe dich, Lydia", hauche ich an ihre Lippen.

Ich kann es nicht oft genug sagen. Es fühlt sich so gut an es auszusprechen. Wenn ich könnte, dann würde ich es ihr ständig sagen.

„Ich liebe dich auch", flüstert sie, ehe sie unsere Lippen miteinander vereint.

„Ich muss dir etwas sagen", meint Lydia nach einer Weile und setzt sich wieder neben mich.

„Wie sehr du mich begehrst?", necke ich sie.

„Tessa", sagt sie streng, muss aber kurz darauf lachen. „Das ist es eigentlich nicht."

„Und was dann?", frage ich nach.

Ich lege meinen Arm um ihre Schulter. Lydia kuschelt sich an mich. Es ist mir egal, was sie sagen wird, so lange sie mich nicht verlassen wird. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie mir sagen will, dass es aus zwischen uns ist. Es läuft besser denn je. Wir lieben uns und sind glücklich zusammen. Das einzige was mich stört ist, dass wir es nach wie vor geheim halten müssen.

„Ich hab ein Angebot von der University in San Francisco bekommen. Sie wollen, dass ich bei Ihnen Französisch unterrichte", erzählt sie mir.

„Das ist doch toll. Wolltest du das nicht immer?"

Lydia kaut nachdenklich auf ihrer Unterlippe herum. Sie scheint sich unschlüssig zu sein, was sie wirklich möchte.

„Ja eigentlich schon, aber ich weiß nicht. Es ist so weit weg von hier", sagt sie.

„Na und?"

Ich verstehe ihr Problem nicht. Wäre ich an ihrer Stelle, dann würde ich nicht lange darüber nachdenken und sofort zu sagen. Lydia wollte schon immer an einem College unterrichten.

„Du bist doch aber hier", murmelt sie und sieht mich aus traurigen Augen an.

„Niemand hat gesagt, dass ich für ewig hier bleiben möchte. Wenn ich ehrlich bin, dann bist du das einzige, was mich noch hier hält", sage ich zu ihr. „Wenn du willst, dass ich dich begleite, dann musst du es nur sagen, wenn du es nicht willst, dann ist es auch okay. Ich will dir nicht im Weg stehen."

Gedankenverloren starre ich ins Nichts. Natürlich möchte ich nicht, dass Lydia ohne mich nach San Francisco geht. Das würde für uns bedeuten, dass wir uns so gut wie gar nicht mehr sehen würden.

„Aber du gehst doch noch hier zur Schule und deine Freunde sind hier", sagt sie und nimmt meine Hand.

„Wir wissen doch beide, dass ich den Abschluss nicht kriegen werde. Außerdem ist die Schule mir egal und meine Freunde könnte ich besuchen."

„Ich will aber nicht, dass du dein ganzes Leben hier für mich aufgibst", murmelt sie und dreht sich zu mir um.

„Glaub mir, ich habe hier kein richtiges Leben. Du weißt gar nicht, wie oft ich schon darüber nachgedacht habe einfach abzuhauen", erzähle ich ihr.

Lydia muss lachen. Ich streiche mit meinen Daumen über ihre Wange und drücke einen flüchtigen Kuss auf ihre Lippen.

„Außerdem musst du das nicht sofort entscheiden. Sieh' dir das College doch erst einmal an", schlage ich ihr vor.

„Da magst du recht haben", sagt Lydia und legt ihren Kopf auf meine Schulter. „Seit wann bist du so rücksichtsvoll?"

„Seitdem ich mit dir zusammen bin. Sieh dir nur an, was du aus mir machst", lache ich.

„Diese Tessa gefällt mir. Ich liebe sie", murmelt Lydia.

„Mhm", gebe ich von mir.

„Lydia?"

„Ja?"

„Bitte triff deine Entscheidung ohne dabei an mich zu denken, okay?", bitte ich sie.

„Das kann ich nicht", sagt sie leise.

„Versuch es einfach", bitte ich sie erneut.

„Na gut. Ich werde es versuchen", verspricht sie mir.

Silent kissesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt