~25~

3.4K 157 0
                                    

Lydia Hill

Schwer atmend liege ich neben Tessa in meinem Bett. Der Sex mit ihr ist einfach unglaublich. Dieses Mädchen ist unglaublich. Ich kann es immer noch nicht fassen, dass sie hier ist. Mein Herz schlägt wild in meiner Brust und das liegt nicht nur an dem wilden Sex, den wir gerade hatten. Es liegt an Tessa. Sie lässt meinen Körper verrückt spielen. Sie macht mich verrückt. Ich weiß, dass es nicht richtig ist, aber ich spüre, wie ich dabei bin Gefühle für sie zu entwickeln. Ich kann es einfach nicht verhindern. Es ist unmöglich.

Ich küsse sie zärtlich und streiche ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Ihre blauen Augen sehen mich an. Ich liebe dieses blau ihrer Augen. Ich könnte Stunden lang in ihre Augen sehen, ohne ein Wort zu sagen. Ein kleines Lächeln liegt auf ihren wunderschönen Lippen, die ich immer und immer wieder küssen möchte. Wir haben den ganzen Nachmittag im Bett verbracht. Draußen wird es langsam dunkel.

„Willst du heute Nacht hier bleiben?", frage ich sie.

Ich will nicht, dass sie im Dunkeln nachhause geht. Es ist nicht sicher. Insgeheim hoffe ich, dass sie bleibt und ich sie noch länger bei mir haben kann, bevor morgen wieder ein normaler Schultag anfängt. Ich hasse es so tun zu müssen, als wäre sie eine ganz normale Schülerin für mich. Eine unter vielen, was sie für mich definitiv nicht ist. Sie ist etwas besonderes.

„Kommt darauf an, ob ich morgen wieder mit dem Bus fahren muss oder du mich in deinem Auto mitnimmst?", meint sie.

Sie hat sich zu mir umgedreht und grinst mich frech an. Wie gerne würde ich sagen, dass ich sie mit nehmen kann, aber es geht nicht. Was wenn uns jemand zusammen sehen würde? Die Leute würden sofort Verdacht schöpfen. Erst recht nachdem anscheinend die halbe Schule den Knutschfleck an meinem Hals gesehen hat und sich fragt woher ich den habe. Vielleicht denken einige, dass ich ihn von meinem Freund habe, aber manche Kollegen wissen, dass ich Single bin. Wenn sie Tessa aus meinem Auto steigen sehen, werden sie es sich vielleicht zusammen reimen können. Ich will meinen Job nicht verlieren. Ich liebe es zu unterrichten.

„Du weißt doch, dass das nicht geht", sage ich leise und nehme ihre Hand.

„Dann muss ich erst nochmal darüber nachdenken", nuschelt sie und steht auf.

Sie nimmt sich einen meiner Pullover aus dem Schrank und zieht ihn sich über. Das dunkelrot steht ihr unheimlich gut, aber das würde Tessa sicher anders sehen. Ich lecke mir über die Lippen, bleibe aber liegen. Es ist unfassbar verrückt, wie sehr ich diese Mädchen will. Wäre sie doch bloß nicht eine meiner Schülerinnen. Tessa verlässt das Schlafzimmer und ich höre sie in der Küche die Schubladen und Schränke öffnen. Schnell ziehe ich mir ein Shirt und meinen Slip an und folge ihr, bevor sie ein heilloses Durcheinander in meiner Küche anstellen kann.

„Was suchst du?", will ich von ihr wissen und schlinge meine Arme von hinten um ihren Bauch.

Meinen Kopf lege ich auf ihre Schulter und küsse ihren Hals. Ich will ihr ständig nah sein. Sie berühren und ihren süßen Duft einatmen.

„Was essbares", antwortet sie.

„Das ist nicht gerade präzise", murmele ich.

Tessa lacht und dreht sich zu mir um. „Weißt du, ich habe heute noch gar nichts richtiges gegessen und würde im Moment so ziemlich alles essen", meint sie.

„Wie wäre es, wenn wir uns etwas bestellen", schlage ich vor.

„Dann machen wir das doch", stimmt Tessa mir zu.

Sie schiebt die Ärmel des Pullovers nach oben und nimmt ihre Haare zu einem Pferdeschwanz zusammen.

„Was soll ich für dich bestellen?"

„Irgendwas. Ich esse alles", sagt sie.

Also bestelle ich zwei Mal dasselbe beim Chinesen. Tessa hat sich derweil auf dem Sofa niedergelassen und sich einen ihrer Joints aus ihrem Rucksack geholt.

„In meiner Wohnung wird nicht geraucht", ermahne ich sie und nehme ihr den Joint weg.

„Und wo rauchst du dann deine Zigaretten?", will sie von mir wissen.

Manchmal wirkt sie so kühl und abweisend, dass es mir fast schon weh tut, aber dann rede ich mir einfach ein, dass es Tessa's Art ist. Sie ist zu allen so. Im einem Moment kann man sich super mit ihr unterhalten und sie lacht, im nächsten ist sie genervt und weist einem zurück. Mir ist das schon öfter bei ihr aufgefallen. Gegenüber Clarissa, mit der sie sich gut zu verstehen scheint, verhält Tessa sich auch so. Ich wünsche mir zwar, dass sie bei mir anders wäre, aber man kann Menschen nicht ändern.

„Du kannst auf der Terrasse rauchen", sage ich zu ihr und gebe ihr den Joint zurück.

„Schön", nuschelt sie etwas abfällig.

Seufzend lasse ich mich auf das Sofa fallen. Tessa verschwindet auf der Terrasse. Sie kann echt anstrengend sein. Ich schließe für einen Moment die Augen und beschließe ihr zu folgen. Eine Zigarette würde mir im Augenblick auch gut tun.

Ich nehme die Schachtel, die auf dem Fensterbrett neben der Terrassentür liegt und gehe nach draußen. Es ist viel zu kalt, um lediglich im Pullover oder T-Shirt draußen zu sein. Tessa hat sich auf einen der Plastikstühle gesetzt und schaut nach unten auf die Straße, wo die Autos sich entlang schlängeln.

„Hey", nuschele ich leise und lehne mich an die Wand.

Auf dem kleinen Tisch liegt ein Feuerzeug, dass ich nehme, um meine Zigarette anzuzünden. Tessa blickt zu mir auf und zieht an ihrem Joint.

Manchmal frage ich mich, was ich falsch mache, aber dann wird mir bewusst, dass ich nichts getan habe, was sie verärgert haben könnte. Ich habe einfach keine Ahnung woran ich bei Tessa bin. Ich werde aus ihr nicht schlau. Sie liebt es ein großes Geheimnis aus sich zu machen. Sie redet kaum über sich, sondern nur über alltägliche Dinge. Sie ist ein riesengroßes Rätsel, das ich nicht lösen kann. Noch nicht. Vielleicht muss ich ihr und mir Zeit geben. Irgendwann werde ich sie vielleicht verstehen. Das wünsche ich mir so sehr, aber manche Wünsche bleiben leider unerfüllt. Ich hoffe, dass es bei Tessa und mir nicht so ist.

Silent kissesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt