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Zufrieden beende ich die Vorlesung. Heute ist es besser gelaufen, als gedacht. Die Studenten haben gut mitgearbeitet und es ist sogar zu einer richtigen Diskussion gekommen, wie ich es mir bei dem heutigen Thema erhofft hatte.
Die meisten strömen aus dem Saal. Es war die richtige Entscheidung die Stelle in San Francisco anzunehmen. Es macht mir noch mehr Spaß als das unterrichten an der Highschool. Ich musste zwar lange darüber nachdenken, aber als klar war, dass Tessa mich begleitet, hatte ich keine Zweifel mehr.

„Lydia!", höre ich jemand meinen Namen rufen und weiß sofort, dass es Tessa ist.

Sie lehnt an der Wand gegenüber der Tür und lächelt mich verträumt an. Ich beiße mir auf die Lippe und gehe auf sie zu. Sofort schließt Tessa mich in ihre Arme.

„Hey Baby", flüstert sie mir ins Ohr.

„Wie kommst du denn hier her?", frage ich sie nachdem sie mich wieder los lässt.

„Ich wollte dich sehen und du weißt doch, dass die meisten meinem Charm nicht widerstehen können. Die Sekretärin hat mir sofort gesagt, wo deine Vorlesung stattfindet, obwohl ich gar keine Studentin bin", meint sie mit einem frechen Grinsen im Gesicht.

Sie klingt dabei ein wenig selbstverliebt, was sie irgendwie auch ist. Selbst das mag ich an ihr. Es gibt nur wenige Dinge, die mich von Zeit zu Zeit an Tessa nerven. Ich muss lachen und boxe sie leicht in den Oberarm.

„Hey lass das", beklagt Tessa sich. „Wir wissen beide, dass du meinem Charme ebenfalls nicht widerstehen kannst."

„Kann sein", murmele ich und lege meine Hände in ihren Nacken.

Tessa grinst mich an und lehnt sich nach vorne, um unsere Lippen miteinander vereinen. Es ist unglaublich sie jederzeit küssen zu können. Hier in San Francisco sind wir einfach nur zwei Menschen, die sich lieben. Tessa und Lydia. Nicht Schülerin und Lehrerin.  Hier weiß niemand davon. Wir können unsere Liebe offen zeigen. Können uns in der Öffentlichkeit küssen, so oft wir wollen, Arm und Arm durch die Straßen laufen und Händchen halten. Letzteres tun wir so gut wie nie, da Tessa es nicht mag. Ich kann Tessa allen als meine Freundin vorstellen, was ein schönes Gefühl ist.

Ich sehe an meine wundervollen Freundin hinunter. Sie trägt eine Jeans mit ein paar Rissen, ein weißes T-Shirt und hat sich ein Karo-Hemd um die Hüfte gebunden. Dazu trägt sie ihre Sneaker und ihren Rucksack hat sie auch dabei. Ihre Haare trägt sie offen, wo wie fast immer. Sie sieht wunderschön aus.

„Ich liebe dich", flüstere ich ihr ins Ohr.

„Das weiß ich doch", sagt sie lachend.

Tessa nimmt ihren Rucksack von den Schultern und wühlt darin herum.

„Ich muss dir etwas zeigen", meint sie.

Sofort bin ich neugierig, was es sein könnte. Tessa ist immer für eine Überraschung gut, dass habe ich mit der Zeit lernen dürfen. Ich denke immer, dass ich sie kenne, aber dann überrascht sie mich immer wieder aufs neue. Jeden Tag lerne ich mehr über dieses Mädchen. Tessa teilt mittlerweile viele ihrer Ängste mit mir und erzählt mir von ihrer Vergangenheit. Es macht mich glücklich, dass sie mir so sehr vertraut.

Tessa hält sich eine schwarze Schürze an die Hüfte. „Darf ich vorstellen, meine neue Arbeitskleidung."

Stürmisch umarme ich sie und drücke ihr einen Kuss auf die Wange.

„Ich freue mich so für dich!"

„Danke, Baby", antwortet sie und lässt die Schürze wieder in ihrem Rucksack verschwinden. „Ich arbeite ab morgen in einem kleinen Café nicht weit von unserer Wohnung entfernt."

Unsere Wohnung. Ich kann das nicht oft genug hören. Es klingt wie Musik in meinen Ohren. Manchmal muss ich mich selbst davon überzeugen, dass ich nicht Träume. Tessa und ich wohnen hier zusammen. Es ist perfekt.

„Das ist toll", sage ich.

Tessa grinst mich an und legt ihren Arm um meine Schulter. Sie küsst meinen Hals, wo sie mir gestern Nacht schon wieder einen Knutschfleck verpasst hat. Mittlerweile stört es mich nicht mehr so sehr wie früher, aber es ist immer noch nervig. Wenigsten muss ich mir keine Lügen mehr überlegen, wer dafür verantwortlich ist. Alle wissen von Tessa und das sie meine Freundin ist. Wir machen kein Geheimnis mehr aus unserer Beziehung. Damit ist Schluss.

„Wie wäre es, wenn wir das feiern?", schlage ich vor.

„Gerne", stimmt Tessa mir zu.

Wir verlassen das Uni-Gelände und gehen zu meinem Wagen. Tessa hat keinen Führerschein, was bedeutet, dass ich immer fahren muss. Tessa nutzt diese Zeit immer, um mir das Ohr voll zu quasseln.

„Hast du schon mal Sushi probiert? Hier gibt es laut meiner Kollegin einen echt gutes Restaurant in der Nähe."

Tessa schüttelt den Kopf und wir beschließen dort hin zu fahren. Ich zwänge das Auto in eine kleine Parklücke. Die ganze Fahrt über hat Tessa mir alles über das kleine Café erzählt und die Abendschule auf die sie geht, um dort ihren Abschluss nachzuholen.

„Hey, wir sind da, Plaudertasche", unterbreche ich sie.

„Schon", staunt Tessa und starrt aus dem Fenster.

Ich habe eine Parkplatz direkt vor dem Restaurant ergattern können, was einem ziemlich selten gelingt. Wir beide steigen aus, aber kommen nicht weit, da Tessa mich an den Wagen drückt, um mich zu küssen.

„Ich kann nicht genug von dir bekommen", nuschelt sie an meine Lippen.

Ich muss lachen und schiebe sie von mir weg.

„Du wirst heute Abend noch genug Zeit haben, um all das mit mir anstellen zu können, was du dir gerade in deinem hübschen Kopf ausmalst, aber jetzt lass uns erstmal was essen gehen."

„Na schön", gibt sie sich geschlagen.

Silent kissesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt