Der Sportunterricht heute war ziemlich langweilig. Wir haben die Stunde damit verbracht in Teams gegeneinander Volleyball zu spielen. Dieses Mal musste Lydia nicht mitspielen, da einige krank sind. Liegt wahrscheinlich an diesem beschissenen Regenwetter. Da kann man ja nur krank werden.
„Kommst du?", höre ich Clarissa's Stimme.
Sie ist schon auf dem Weg in die Umkleidekabine. Ich drehe mich um und sehe Lydia an. Sie ist damit beschäftigt die restlichen Volleybälle in ein Netz zu packen.
„Ich komme gleich. Ich glaube ich habe mein Armband irgendwo in der Halle verloren", lüge ich.
Ich trage nie Schmuck und eigentlich ist es auch nur ein Vorwand, da ich mit Lydia alleine sein möchte. Ich sehe, wie sie gerade in das Lehrerbüro verschwindet und folge ihr leise.
Ich schleiche mich an sie heran und lege meine Arme von hinten um sie.„Tessa", murmelt Lydia und dreht sich zu mir um.
„Hast du etwa jemand anderes erwartet?", necke ich sie bevor ich sie küsse.
„Nicht wirklich", nuschelt sie und vergräbt ihre Hände in meinen Haaren.
Ich kann einfach nicht genug von ihr kriegen. Die letzten beiden Tage haben wir uns kaum gesehen, da Lydia mit Korrigieren und dem Elternabend beschäftigt war.
„Du hast mir gefehlt, Baby", flüstere ich ihr ins Ohr.
Lydia lacht leise und schüttelt ein wenig den Kopf. Sie tut immer so, als würde es sie stören, wenn ich sie Baby nenne, aber ich weiß, dass sie es liebt.
„Kannst du mich im Auto mitnehmen und nachhause fahren?", bitte ich sie.
Bei dem strömenden Regen nachhause laufen zu müssen, würde nur dazu führen, dass ich die nächsten Tage im Bett verbringen kann. Lydia scheint einen Moment nachdenken zu müssen.
„Na schön, aber lass uns noch etwas warten, damit die meisten schon weg sind", sagt sie.
Sie fährt mit ihren Fingern über meinen Unterarm und malt kleine Kreise auf meine Haut. Ich beobachte sie dabei und kann es immer noch nicht glauben, dass ich mit ihr zusammen bin. Meine Gefühle für sie sind stetig mehr geworden. Lydia ist atemberaubend. Wir knutschen noch eine Weile in dem kleinen Kabuff herum, ehe Lydia der Meinung ist, dass genug Zeit vergangen ist.
„Musst du mir unbedingt bei Umziehen zu sehen?", will sie neckisch von mir wissen.
Ich lecke mir über die Unterlippe und grinse sie an. „Kommt darauf an, ob du willst, dass ich es dir hier sofort besorge", erwidere ich.
„Lass uns das für später aufheben", sagt sie.
„Wie du willst", murmele ich und gehe in die Umkleide der Mädchen.
Außer mir ist keiner mehr da. Clarissa hätte wohl keine besonders große Ambitionen auf mich zu warten. Sie ist bestimmt schon nachhause gefahren. Den ganzen Tag lang hat sie mir schon das Ohr voll gejammert, dass sie sich krank fühlt. Ich ziehe mich schnell um und verlasse den kleinen Raum. Im Flur wartet schon Lydia auf mich, um hinter mir abzuschließen.
„Regnet es echt immer noch", beklage ich mich, als wir nach draußen kommen.
Sofort ziehe ich mir meine Kapuze über den Kopf. Lydia fischt einen Regenschirm aus ihrer Tasche und spannt ihn auf. Zusammen gehen wir zu ihrem kleinen roten Wagen und stellen fest, dass außer uns beiden kaum noch jemand da ist.
„Es ist ein Dreckswetter", murmele ich, als wir im Trockenen sitzen.
Lydia stimmt mir nickend zu und startet das Auto. Sie fährt los und scheint sich noch daran zu erinnern, wo sie mich das letzte Mal rausgelassen hat. Sie hält vor dem schönen Reihenhaus, in dem ich aber nicht wohne. Es wird wohl Zeit ihr zu gestehen, dass ich damals gelogen habe.
„Fahr weiter, da zu dem Plattenbau", sage ich und deute nach rechts.
Lydia sieht mich fragend an, tut aber was ich sage.
„Tut mir leid, ich habe dich letztes Mal angelogen. Ich wollte irgendwie nicht, dass du weiß, dass meine Mom und ich in so einem schäbigen Bau wohnen", gestehe ich ihr.
„Ist schon okay", versichert Lydia mir mit einem Lächeln. „Hauptsache du sagst es mir jetzt."
„Kannst du da anhalten?", frage ich deute auf einen kleinen Schotterparkplatz gegenüber der Wohnungen.
Lydia nickt und kurze Zeit später steht der Wagen still.
„Ich würde dich ja rein bitten, aber ich glaube nicht, dass du das sehen willst", sage ich und blicke aus dem Fenster.
Eigentlich will ich nicht, dass Lydia die Wohnung sieht, die einem Schuhkarton gleicht in dem seit Jahren nicht mehr richtig aufgeräumt wurde. Meist stört mich das ganze nicht besonders, da wir eigentlich nie Besuch kriegen.
„Ist okay", sagt sie und nimmt meine Hand. „Ich habe ohnehin leider nicht so viel Zeit. Ein anderes Mal."
Ich nicke und bin froh darüber, dass ich ihr heute nicht die ranzige Wohnung zeigen muss. Natürlich werde ich mich nicht ewig davor drücken können.
„Ich muss jetzt weiter", sagt Lydia leise und legt ihre Hand auf meine Wange.
„Klar."
Ich beuge mich nach vorne, um sie zu küssen. Wie immer bleibt es nicht bei einem flüchtigen Kuss. Wir können einfach nicht voneinander ablassen. Flüchtige Küsse werden schnell zu leidenschaftlichen Zungenküssen.
„Tessa, ich muss wirklich los", nuschelt Lydia und entfernt sich ein Stück von mir.
„Ich will aber noch nicht, dass du gehst", murmele ich und klettere auf ihren Schoß, sodass meine Rücken an dem Lenkrad lehnt.
„Oh Mann, Tessa", sagt sie leise.
Ich grinse Lydia an und fahre mit meinem rechten Zeigefinger über ihr Schlüsselbein und ihren Hals. Lydia legt ihre Hände in meinen Nacken und zieht mich näher an sich heran. Sie drückt ihre Lippen auf meine und küsst mich fordernd. Ich muss in den Kuss hinein Lächeln.
„Wegen dir komme ich zu spät zu der Lehrerversammlung an der Lexington-High", lacht sie.
„Die ist doch bestimmt eh langweilig", erwidere ich ebenfalls lachend.
„Die ist wichtig, Tessa. Da geht es um wichtige Themen", meint sie und küsst mich flüchtig.
„So wichtig kann es nicht sein, wenn du dich von mir aufhalten lässt", ärgere ich sie ein wenig.
„Hör auf damit, Tessa. Ich muss jetzt wirklich los."
Schmollend sehe ich sie an und lege meine Arme um ihren Hals.
„Vorher muss ich dir aber noch was sagen", beginne ich.
„Was denn?", will Lydia neugierig wissen.
„Wenn du mich nicht unterbrechen würdest, könnte ich es sagen", murmele ich und drücke meine Lippen auf ihre.
„Ich liebe dich", flüstere ich leise.
Ehe Lydia antworten kann, bin ich schon ausgestiegen und auf der anderen Straßenseite. Perplex habe ich sie zurück gelassen. Ich habe es endlich gesagt. Ich liebe diese Frau. Ich liebe Lydia Hill. Meine Französischlehrerin. Das ist verrückt.
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Silent kisses
ChickLit„Sie ist deine Lehrerin!" Das hält die 18-jährige Tessa nicht davon ab hemmungslos und für alle offensichtlich mit ihrer neuen Lehrerin zu flirten. Die rebellische Schülerin treibt ihre Lehrerin damit in den Wahnsinn und legt es darauf an ihr Nahe...