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Wie zu erwarten hat Lydia mich nicht in ihrem Auto mitgenommen. Sie hat mir ihr Fahrrad geliehen, dass ich gerade mit dem dazugehörigen Schloss am Fahrradständer vor der Schule sichere. Sie hat gemeint, dass sie morgen den Bus nehmen wird und dann mit dem Rad zurück nachhause fährt. Dann kann sie sich selbst mal ein Bild davon machen, wie es ist in einem völlig überfüllten Bus mitzufahren.

Gestern Abend ist nicht mehr viel passiert. Wir haben zusammen gegessen und sind kurz darauf ins Bett gegangen. Wir waren beide so müde, dass wir sofort eingeschlafen sind. So gut, wie gestern Nacht, habe ich schon seit Monaten nicht mehr geschlafen. Ob es daran lag, dass es so ruhig war oder an Lydia, weiß ich nicht.

„Seit wann hast du ein Fahrrad?", will Simon von mir wissen, der wieder aus dem nichts aufgetaucht ist.

Wie macht er das bloß?
Ich drehe mich zu ihm um und mustere ihn. Er grinst und ist gut gelaunt.

„Von einem Freund ausgeliehen", lüge ich.

„Und wo sind deine Augenringe hin? Bist du es überhaupt, Tessa?", witzelt er.

„Keine Ahnung und ja", erwidere ich mit einem genervten Unterton in der Stimme.

„Deine miese Laune verrät dich", sagt er und läuft neben mir her als ich ins Schulgebäude gehe.

Er verfolgt mich bis zu meinem Spind. Plötzlich muss ich daran denken, was Clarissa gestern zu mir gesagt hat. Sie ist der Meinung, dass Simon auf mich steht. Wie sie auf diese Idee gekommen ist, weiß ich nicht. Für mich macht es nicht den Eindruck.

„Mhm", gebe ich von mir.

Im nächsten Moment läuft Lydia summend an uns vorbei und grüßt uns beide freundlich. Ich nicke ihr einfach zu und belasse es dabei. Das ich bei ihr übernachtet habe, scheint ihre Laune auf einen neuen Höhepunkt gebracht zu haben. So eine große Sache ist es doch gar nicht. So langsam glaube ich wirklich, dass sie mehr in dem was wir haben sieht, als ich. Obwohl ich mir eingestehen muss, dass ich verwirrt bin, was sie betrifft. Ich kann nicht sagen, was sie für mich ist. Meine Lehrerin mit der ich Sex habe oder mehr? Keine Ahnung. Es spielt auch eigentlich keine Rolle, solange der Sex der hammer ist.

„Kannst du mir vielleicht einen Kopfschuss verpassen oder so? Ich habe echt keine Lust auf Mathe bei Mr Lee", sage ich zu Simon.

„Leider nicht. Wir werden es schon überleben."

„Na toll", nuschele ich.

Bei der Laune, die ich heute habe, werde ich, sobald Mr Lee mich ansprechen sollte, eine gemeine Antwort parat haben. Ich kann den gelben Zettel schon sehen, den er mir am Ende der Stunde in die Hand drücken wird. Missmutig machen wir uns auf den Weg zum Klassensaal. Mr Lee ist schon da und hat schon ein paar Aufgaben an die Tafel geschrieben, obwohl es noch gar nicht geklingelt hat. Ich werfe ihm einen tödlichen Blick zu und setze mich dann auf meinen Platz. Die anderen kommen nach und nach auch alle und der Unterricht beginnt. Mr Lee kommt aber nicht einmal dazu die Anwesenheit zu Ende zu prüfen, da es an der Tür klopft.

„Herein", ruft der Mathelehrer launisch.

Die Tür geht auf und eine lächelnde Miss Hill kommt herein. Sie redet kurz mit Mr Lee, der sie sichtlich anhimmelt, obwohl Lydia viel zu gut für ihn aussieht. Ich sollte sie mal fragen, ob sie lesbisch oder bisexuell ist. Es wäre interessant das zu wissen.

„Tessa", bellt Mr Lee.

„Hm?", gebe ich von mir und sehe zwischen Lydia und ihm hin und her.

„Miss Hill möchte dich diese Stunde entführen, da du noch eine Französischarbeit nachzuschreiben hast", teilt er mir mit.

Ich sehe Lydia fragend an. Ich weiß von keiner Klausur, die ich verpasst habe, aber das ist mir gerade egal. Sie rettet mich vor dem Unterricht bei Mr Lee, worüber ich sehr dankbar bin. Schnell nehme ich meinen Rucksack und verlasse hinter Lydia den Raum.

„Ich habe keine Arbeit nachzuschreiben", sage ich, sobald wir auf dem Flur sind.

„Hast du auch nicht, aber ich habe eine Freistunde und wollte dich sehen", meint sie.

„Aha."

Lydia läuft durch die Flure und hält an einer Tür an, die abgeschlossen ist. Natürlich hat sie einen passenden Schlüssel. Der Raum stellt sich als altes Büro heraus, dass aber unbenutzt ist. Sobald die Tür hinter uns ins Schloss fällt, lasse ich meinen Rucksack zu Boden fallen.

„Und was soll das jetzt werden?", will ich von ihr wissen.

Lydia lächelt mich an und beißt sich auf die Lippe. Dieses Mal macht sie es mit Absicht. Ich gehe auf sie zu. Lydia lehnt an dem alten Tisch und grinst mich frech an.

„Kannst du wirklich nicht genug von mir bekommen", nuschele ich leise und hebe sie hoch, sodass sie jetzt auf dem Tisch sitzt.

Lydia schüttelt den Kopf und zieht mich zu sich heran, um mich heftig zu küssen. Sie geht gleich aufs Ganze. Sie fährt mit ihrer Zunge über meine Lippe und ich öffne meinen Mund ein wenig. Sofort fechten unsere Zungen einen Kampf miteinander aus. Lydia stöhnt leise, obwohl ich sie noch gar nicht berührt habe.
Sie hingegen hat ihre Hände schon unter meinen Pullover geschoben und ist dabei meine Brüste zu massieren, was mich auch nicht ganz kalt lässt. Ich versuche mich zusammen zu reißen, damit sie nicht merkt, wie geil mich das ganze macht. So langsam lasse ich meine Hände in Richtung Lydias Hose wandern und öffne den Knopf ihrer Jeans. Lydia stöhnt leise, als ich meine Hand in ihren Slip schiebe.

„Tessa", wimmert sie leise meinen Namen.

Langsam mache ich einen Schritt zurück und ziehe mein Hand aus ihrem Höschen. Heute werde ich sie etwas auf die Folter spannen. Es amüsiert mich, dass sie so scharf auf mich ist.
Lydia sieht mich verwirrt an. Sie scheint nicht zu verstehen, was hier gerade passiert.

„Was ist los?", will sie unsicher wissen.

„Hab' was zuhause vergessen", sage ich mit einem teuflischen Grinsen auf den Lippen. „Wir müssen das hier wohl später fortsetzen."

„Das kannst du nicht machen", jammert sie und kommt auf mich zu.

„Und ob ich das kann", entgegne ich und verlasse den kleinen Raum.

Silent kissesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt