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Ich hatte nicht vorgehabt, in Taehyungs Leben hineinzuschnüffeln, aber es war unweigerlich passiert, als ich mich in Daegu aufhielt

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Ich hatte nicht vorgehabt, in Taehyungs Leben hineinzuschnüffeln, aber es war unweigerlich passiert, als ich mich in Daegu aufhielt.
Ich ließ meinen Kopf müde gegen das Fensterglas anlehnen und schloss für einige Sekunden meine Augen. Vor einer halben Stunde war ich noch bei meinen Eltern gewesen, die sich unheimlich über meinen unerwarteten Besuch gefreut hatten. Mein Job hatte mich wieder zurück in meine Alte Heimat geführt. Ich sollte einen 100 jährigen Mann interviewen und ihm seine Geheimtipps über das lange Leben aus der Nase ziehen. Sunny hatte recht, ich mochte den Job, aber ich liebte ihn nicht. Ich hatte mein Manuskript nun immer mitdabei, obwohl ich bis jetzt noch keinen weiteren Blick hinein geworfen hatte. Die Geschichte handelte von Glück und Hoffnung und zurzeit hatte ich nicht das Gefühl, dass es auf mich zutraf.
Das Haus war in der Nähe, in der Taehyungs Großmutter wohnte und ich konnte dieser Versuchung einfach nicht wiederstehen. Auch wenn ich mich erst am nächsten Tag mit dem Mann treffen sollte, ruckelte ich in den vertrauten Bus Richtung Landleben und beobachtete die Farmen, die an meinem Blickfeld vorbeizogen.
Wenn ich schon hier war, dann wollte ich auch verdammt nochmal wissen, wieso Taehyung so ein Griesgrämmiger Opa geworden war.
Obwohl das Interview erst am nächsten Tag war, konnte ich nicht mehr warten auf Taes Oma zu treffen. Ich hatte selbst nie eine gehabt und damals hatte sie mich ebenso herzlich wie Taehyung behandelt. Kein Wunder, dass er sie so sehr liebte. Als ich aus dem alten Bus stieg, war es fürchterlich kalt. Der Winter nahte und sehnsüchtig dachte ich an den vergangenen Sommer zurück an dem Taehyung und ich, zusammen diesen Weg entlang gegangen waren.
Ich vergrub meine Finger in den kuscheligen Manteltaschen und stapfte hastig den bekannten Feldweg entlang, was gar nicht so einfach war, wie ich gedacht hatte. Nicht dass er schwer gewesen wäre, obwohl mir der kleine Hügel noch immer zu schaffen machte, aber all die Erinnerungen kehrten zurück und ich konnte nicht verhindern ein klagevolles seufzen aus meinem Lungen zu entlassen.
Ohne Tae kam mir der Weg noch länger vor; vor Jahren war die Zeit wie im Flug vergangen, denn Tae hatte mich immer zum lachen gebracht.
Nach einiger Zeit tauchte endlich das alte Farmhaus auf, dass eigentlich immer heimelig gewirkt hatte, doch heute wirkte es kalt und unberührt.
Stirnrunzelnd klingelte ich, doch als nach zwanzig Minuten noch immer niemand aufmachte, ging ich das Haus entlang Richtung Garten.
Der Garten war eine einzige Katastrophe. Er glich schon beinahe einem Uhrwald.
Plötzlich hatte mein Herz wie wild angefangen zu klopfen und mein Magen zog sich vor unbehagen zusammen. Ich spähte durch die verschmutzen Fensterscheiben, aber ich konnte kaum was erkennen. Einige Sekunden blieb ich reglos stehen, meine Gedanken schrien, dass ich das hier alles schnell vergessen sollte. Vielleicht hatte ich mich an der Hausnummer geirrt, vielleicht war sie einfach nur umgezogen. Es war nicht schlimmes passiert. Der Versuch mich zu beruhigen klappte nicht, meine Angst stieg nur noch mehr, bis es den höchsten Punkt erreicht hatte und ich es nicht mehr aushielt still stehen zu bleiben. Mit wackligen Beinen machte ich mich wieder auf den Weg. Ich wusste nicht weiter, doch als ich eine alte Frau entdeckte, die gerade an dem verlassenen Haus vorbeigehen wollte, ging ich auf sie zu.
"Entschuldigen Sie, kennen sie vielleicht Mrs. Kim? Sie hat hier gewohnt."
Sie blinzelte mich verwirrt an und fing langsam an zu nicken.
"Ja, ich kannte sie."
"Wissen Sie wo sie ist? Ich muss sie unbedingingt was fragen."
"Ach, Kind. Weißt du das nicht? Sie ist letztes Jahr gestorben."

daydream.-kim.taehyungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt