"Komm mit." Das hatte er gesagt. Min Yoongi. Und jetzt lief ich hinter ihm her, obwohl der Unterricht in zehn Minuten anfing. Ich stolperte hinter ihm her. Er hatte einen schnellen Gang eingelegt, aber ich war mir hundertprozentig sicher, dass er das nicht tat um nicht zu spät zu kommen, sondern völlig darauf erpricht war mir etwas zu zeigen, dass für ihn anscheinend sehr wichtig war. Die Gänge waren wie leergefegt, alle saßen schon im Klassenzimmer und ich lief einem Verrückten hinter her. Er stopfte seine Faust in seine Hosentasche, bog in einen kleinen Gang, den ich gar nicht kannte und eigentlich war ich mir ziemlich sicher gewesen, dass ich mich in der Schule einigermaßen auskannte. Er zog seine Hand wieder raus, hielt irgendwas in der Hand und öffnete mit seinem freien Arm eine Tür. Es war ein kleiner Raum und verdammt Chaotisch. An den Wänden hingen mehrere Poster, von Musikern, Bands, Rapper, die ich nicht kannte. In der hinteren Ecke befand sich ein aufgeklappter Laptop auf einem wackligen Klapptisch und davor noch ein klapprigerer Plastikstuhl. Daneben war ein weiterer Tisch, diesmal aus Holz, auf dem befand sich ein Wasserkocher und durcheinander geworfene Zeitungen von unserer Schülerzeitung. Und wahrscheinlich das Luxuriöseste, neben dem Laptop, ein kleiner roter Kühlschrank. Yoongi schob einen kleinen Hocker, der sich unter dem Holztisch befunden hatte, hervor und schob ihn vor dem Laptop. "Setzt dich." Vorsichtig setzte ich mich, ich hatte Angst, dass der Hocker unter mir wegbrach und beobachtete Yoongi dabei, wie er den Laptop einschaltete und seine Hand öffnete. Ein schlichter USB stick lag darin, den er jetzt einstöpselte. Erwartungsvoll sah er mich an. "Bereit?" Langsam ahnte ich was er mir zeigen wollte. Seine Musik. Ich nickte, presste meine Hände gegeneinander und nickte abermals. Ich hoffte so sehr, dass er irgendwas gutes fabriziert hatte. Ich war grässlich darin irgendwem was vorzuspielen. Lügen war etwas, was ich noch nie gekonnte hatte.
Als Yoongi eine Datei angeglickt hatte, lehnte er sich zufrieden zurück, als ob er wissen würde, dass es mir gefiel. Skeptisch stützte ich mich nach vorne und legte mein Kinn in die Hände. Nach ein paar Sekunden riss ich überrascht meinen Mund auf. "Du bist gut!", rief ich aus und lachte erleichtert. Ich hatte wirklich geglaubt, dass ich ihm was vorgaukeln müsste. "Aber ich dachte du rappst?", redete ich weiter und hörte seiner tiefen Stimme zu, die sang. Yoongi lächelte. "Das bin ich nicht."
"Was?"
Ich lauschte immer noch der Stimme. Sie klang einfach göttlich.
"Das ist Taehyung."