Kapitel 12 - Niall

44.8K 1.9K 169
                                    

Es tat gut wieder einmal so zu lachen.

Ich hatte lange nicht mehr so gelacht wie jetzt eben mit ihr.

Jetzt lagen wir zusammen vor dem Fernseher und sahen uns irgendeinen Film an als Kaitlin's Handy klingelte.

Genervt stand sie auf, ging in den Flur und hob ab.

'Was?', fragte sie den Anrufer sehr unfreundlich.

'Nein. Das geht dich gar nichts an. Lass mich in Ruhe.', sagte sie genervt.

Wer sie da auch angerufen hatte, den mochte sie nicht.

'Kaitlin? Alles in Ordnung?', rief ich deswegen.

Da ich keine Antwort bekam, stand ich ebenfalls auf und ging in den Flur, wo eine kreidebleiche Kaitlin stand.

Ohne zu überlegen, nahm ich ihr Handy weg und hielt es selbst ans Ohr.

'Lass sie in Ruhe.', sagte ich unfreundlich.

'AHHH! OH MEIN GOTT! NIALL? NIALL HORAN BIST DU DAS??', schrie mir eine nervige Stimme ins Ohr.

Scheiße, scheiße, scheiße!

Sofort legte ich auf.

'Darf ich vorstellen; meine ex-beste Freundin.', schnauzte sie und stampfte wütend in die Küche.

Jetzt verstand ich was los war.

Ihre ex-beste Freundin war neidisch.

Irgendwie amüsierte mich das, aber Kaitlin war noch immer kreidebleich im Gesicht und als ich sie mit dem Finger an der Schulter antippte murmelte sie fassungslos:

'Sie hat mich Hure genannt.. Sowas hat sie noch nie zu mir gesagt.. Hure.. Und das nur weil ich mit ihrer großen Liebe gesehen wurde..'

'Warte mal, was?! Niemand hat das Recht meine Lieblingsschwester Hure zu nennen! Erst recht nicht die kleine Bitch, wegen der ich fast taub bin!'

Ich schrie schon fast.

'Niall.. Ich..', stotterte sie.

Plötzlich brach sie weinend vor mir zusammen.

Shit, shit, shit!

'Kaitlin! Pschh Kaitlin! Alles wird gut! Pschhd!', redete ich langsam auf sie ein, aber vergebens.

Ich hörte wie ein Schlüssel im Schlüsselloch der Haustür gedreht wurde und schon kam Mum ins Haus.

'Hallo! Ich bin wieder...', sie stockte als sie Kaitlin so am Boden sah.

Sie warf mir einen fragenden Blick zu, aber ich zuckte nur mit den Schultern.

Mum strich ihr kurz über den Rücken, aber dann stand sie auf und machte heiße Schokolade.

Sie deutete nach oben und ich verstand.

Meine Arme rutschten unter Kaitlin's Körper und ich hob sie mit einer Leichtigkeit auf, die mich überraschte.

Sie wog noch weniger als Eleanor und die wog schon nicht viel.

Oder ich hatte an Kraft gewonnen. Was ich aber eher nicht glaubte, denn in letzter Zeit hatte ich nicht soviel trainiert.

Ich trug sie nach oben in ihr Schlafzimmer und legte sie sanft auf ihr Bett.

Ich deckte sie zu und ich stieg ebenfalls unter die Decke.

Kaitlin hat mittlerweile aufgehört zu weinen, aber sie zitterte und schluchzte noch sehr stark.

Nach einer Weile kam Mum mit zwei Tassen heißer Schoko ins Zimmer. Sie überreichte mir die Tassen und ich gab eine Kaitlin.

Sie klammerte sich fest an sie und versuchte sich mit Ein- Ausatmen Übungen zu beruhigen, was sie auch schon letztes Mal gemacht hatte.

Ich legte einen Arm um ihre Schultern und sie kuschelte sich so gut wie es mit einer Tasse ging an mich heran.

Mum betrachtete uns lächelnd.

Ich glaubte, sie sah, dass Kaitlin mir mehr vertraute, was sie wiederrum glücklich machte, denn dann war sie sich sicher dass Kaitlin sich einigermaßen hier wohl fühlte.

Wie sie die Zeit wohl ohne mich durch stehen würde?

Ich hoffte nur, dass sie dann nicht noch tiefer ins Loch fällt, wenn ich nicht da bin.

Denn so wie ich das sah/ verstand, war ich das Licht in ihrem dunklen Tunnel.

Durch ein lautes Schlürfen wurde ich aus meinen Gedanken gerissen.

Ich bemerkte, dass Mum uns alleine gelassen hatte und dass Kaitlin nicht mehr so stark zitterte.

***

'Erzähl mir von ihnen.', forderte ich sie abends sanft auf.

Wir beide lagen noch immer bei ihr im Bett und redeten.

'Ich weiß nicht..', murmelte sie.

Ich hatte mal gelesen, dass man den Schmerz besser überwinden könnte, wenn man von den Verstorbenen redete.

Gemeinsame Erinnerungen mit Anderen teilte.

Ich lächelte ihr aufmunternd zu und sie atmete tief ein.

'Okay.. Aber nur weil du es bist.', sagte sie.

Sie kuschelte sich an meine Seite und ich legte einen Arm um sie.

Ich sah an ihrem Blick, dass sie in Erinnerungen abschweifte.

Ein paar Tränen kullerten über ihre Wangen und ich strich sie sanft mit meinem Daumen weg.

Ich wollte sie jetzt nicht aus den Gedanken reißen, deshalb sagte ich auch nichts.

'Also einmal da waren wir hier in Europa in Frankreich im Urlaub.

Wir waren zwei Wochen in einem Haus direkt am Strand. Abends da saßen wir beim Lagerfeuer und grillten Marshmellows und andere Süßigkeiten.

Am Tag, lagen wir immer am Strand und mein Bruder, er ist einmal über einen Stein gefallen, sodass er sich den Fuß gebrochen hatte.. Meine Mum war so in Panik aber mein Bruder hatte nur darüber gelacht.. Mein großer Tollpatsch..'

Sie lächelte und mehr Tränen liefen über ihre Wangen.

Irgendwie schmerzte mein Herz dabei zu wissen, dass sie früher auch schon einen Bruder hatte.

Für sie ist es dann nicht mehr neues..

'Mum war Krankenschwester.. Sie musste viele Überstunden machen, um diese Reise zu finanzieren.. Dad war in der Armee.. Aber als ich fünf war, wurde er angeschossen und durfte nicht mehr arbeiten. Er war sozusagen die Hausfrau und kümmerte sich um alles.'

Sie lachte leise.

'Bleibst du heute Nacht hier? Also von Anfang an?', flüsterte sie.

'Ja klar. Schlaf gut Schwesterherz.'

Sie lächelte leicht.

'Nacht Niall.'

Danach schliefen wir beide ein.

BrokenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt