10. Kapitel - Wanderung am Bruinen

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Hallo,

nach langer Zeit auch mal wieder hier auf Wattpad ein Kapitel. Tut uns echt leid, aber Wattpad ist nunmal nur der „Nebenverdienst". Wer ungeduldig ist, kann mal auf Fanfiktion.de vorbeischauen ().

Liebe Grüße

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10. Kapitel – Wanderung am Bruinen

Die Landschaft war eintönig, das Gras braun und abgestorben, das Licht der Sonne war nicht mehr so klar wie am Morgen. Eine leichte Dunstschicht hatte sich über das flache Land gelegt, das Rauschen des Bruinen klang gedämpft.

Immerhin war es hier auf der Ebene nicht so kalt wie in den Bergen.

Die Dúnedain ritten gleichmäßig und schweigsam, jeder schien seinen Gedanken nachzuhängen, doch waren sie niemals unaufmerksam. Die Elbenzwillinge an der Spitze des Zuges spähten stets wachsam umher. Kein noch so kleines Geräusch und keine noch so kleine Regung schien ihnen zu entgehen.

Beravor kam nicht umhin, die Elben wieder einmal zu beneiden. Wie gerne hätte sie als Waldläuferin so gute Augen und Ohren gehabt, eine derartige Geschicklichkeit und Ausdauer.
Sie versuchte, sich ebenfalls komplett auf ihre Umgebung zu konzentrieren. Sie bemerkte, dass der Vogelgesang, der heute Morgen noch so fröhlich über die Ebene geschallt war, fast gänzlich verstummt war. Wie ein alles verschluckendes Tuch legte sich der immer dichter werdende Nebel vom beständig rauschenden Bruinen über das weite Land. Der Himmel, am Morgen noch so klar und rein, war kaum noch vom Grau des Nebels zu unterscheiden.
Beravors Augen suchten nach dem Bruinen, den sie noch gut zu vernehmen vermochte, jedoch konnten ihre Augen den stetigen Begleiter ihrer Reise nicht mehr ausmachen. Der Nebel hatte ihn verschluckt.

Etwa zur Mittagsstunde, die Waldläufer vermochten die Uhrzeit ob der hinter dichten Wolken und Nebel verborgenen Sonne nicht genau zu sagen, machten die Waldläufer eine kurze Rast. Sie waren dichter an den Fluss herangeritten, sodass sie seinem silbernen Band wie einem Wegweiser folgen konnten, der sie sicher zur Mündung in den Mitheithel leiten würde.

Die Dúnedain sprachen noch immer kaum, doch es bestand auch kein Bedarf an Gesprächen. Die Waldläufer verständigten sich über Gesten und Mimik, etwas Anderes wollte sowieso gerade keiner ausdrücken. Wenn ab und zu eines der Pferde wieherte, schien es Beravor, als müsse die ganze Welt das Geräusch wahrnehmen.

Die Waldläufer füllten ihre Wasservorräte und Elladan beschrieb in knappen Worten den weiteren Verlauf ihrer Reise (oder war es Elrohir?). Beravor vermochte die Elben weder an Gestalt, noch an Stimme zu unterscheiden.

„Wir werden noch heute vor Einbruch der Dunkelheit die Mündung erreichen und dort rasten, um dann am nächsten Morgen in aller Frühe aufzubrechen." Sie waren sich noch nicht ganz im Klaren darüber, ob sie den nächsten Weg zur Nord-Süd-Straße nehmen sollten, der sie durch den Nîn-i-Eilph führen würde, oder ob sie einen weiteren Tag über unbefestigtes Gelände reiten sollten und dann erst kurz vor Isengart auf die Nord-Süd-Straße treffen sollten.

Beravor persönlich war nicht begeistert von dem Gedanken, den Nîn-i-Eilph zu durchqueren; das tückische Moor forderte zu oft Opfer. Lieber noch einen Tag mehr reisen als dieses Risiko eingehen.

Die anderen Waldläufer schienen sich mit dem Gedanken an den Sumpf auch nicht anfreunden zu können, das erste Mal an diesem Tag erhob sich leises Gemurmel, als einer der Elben davon sprach. Doch sie verstummten alle, als die beiden gleichzeitig die rechte Hand hoben. „Wir wissen, Euch gefällt der Gedanke an die Durchquerung der Sümpfe nicht, doch bedenkt, es ist noch nichts beschlossen. Verschwendet keine wertvolle Kraft darauf, Euch zu beschweren, solange es noch nichts zum Beschweren gibt."

Der Weg der Grauen ScharWo Geschichten leben. Entdecke jetzt