Kapitel 9

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"Komm, wir setzen uns lieber. Meine Füße bringen mich sonst noch um." sagt Cindy und zieht mich zur Couch.

"Die Jungs können sich aus der Küche die Stühle holen." befiehlt sie. Erstaunlicherweise machen sie das sogar ohne Widerworte.
"Bringt den Kaffee und den Tee mit! " fügt sie noch an.

Ich sehe sie nur perplex an und schüttele meinen Kopf.
"Hast du keine Angst? " frage ich sie verblüfft.
"Quatsch, sie würden sich eher einen Arm abhacken als mir etwas zu tun."
Ihre völlige Überzeugung und Ruhe wirkt auch auf mich in gewisser Weise beruhigend.
Zumindest habe ich nicht mehr das Gefühl mir würde das Herz gleich aus dem Brustkorb springen.
Langsam verringert sich mein Herzschlag und meine Hände sind zumindest nicht mehr so schwitzig.
Allerdings sind meine Muskeln schon  wieder zum zerreißen gespannt und es sieht nicht danach aus als würde sich das bald ändern.

Als endlich alle sitzen und ich eine Tasse mit meinem leiblings Milchkaffee in den Händen halte, schaue ich erwartungsvoll in die Runde.

Ich warte  -  30 Sekunden , 1 Minute,   2 Minuten  ....

Daniel öffnet mehrfach den Mund, ohne das auch nur ein einziger Ton entweicht.

Frustriert stelle ich meinen Kaffee weg und raufe meine Haare.
Das kann ja wohl nicht wahr sein. Erst haben sie alle eine große Klappe und dann .... nichts.

Je mehr ich meine Angst in den Griff kriege, umso rationaler kann ich plötzlich an die Sache herangehen.
Meine Atmung wird mit jedem Zug ruhiger, mein galoppierendes Herz beruhigt sich immer weiter und auch meine angespannte Muskulatur lockert sich etwas. (Nicht das ich davon besonders viel habe.)

Entschlossen sehe ich Daniel in seine schwarzen, schimmernden Augen. Der Goldschimmer wirkt fast hypnotisch auf mich.
Eine Gänsehaut beginnt meinen Körper zu überziehen und meine Körpertemperatur scheint anzusteigen. Mein Herz beginnt wieder schneller zu schlagen.
Was passiert mit mir?
Wie kann ein einziger Blick in seine Augen das bewirken?
Ich habe doch noch nie so extrem auf einen Mann reagiert. Schon gar nicht auf einen mir völlig Fremden.
Ich merke wie meine Wangen sich zu röten beginnen.
Hilfe! Kann nicht mal jemand den Ausknopf drücken?
Wie stellt man das ab?

Daniels Augen beginnen derweil regelrecht zu glühen als er meine Reaktion bemerkt.
Ein Knurren scheint tief aus seinem Brustkorb zu kommen.
Dadurch ist es mir möglich den Blickkontakt zu unterbrechen.

"Ruhig!" ermahnt Jan ihn. "Du verschreckst sie nur wieder. "

Reumütig senkt Daniel den Blick."Sorry!"

"Ist schon ok." Ich spreche leise mit gesenktem Kopf, weil ich meiner Stimme noch nicht so richtig traue.

Ich räuspere mich und trinke noch einen Schluck. Dann hebe ich meinen Kopf wieder und frage: "Ist es okay wenn ich einfach Fragen stelle und du beantwortest sie?"  frage ich an Daniel gerichtet. "Ich habe so das untrügliche Gefühl das du hier das sagen hast."

Verblüfft sieht er mich an. Ich glaube, er hat nicht damit gerechnet, das ich ihr kleines Machtgefühge zu einem kleinen Teil bereits durchschaut habe.

"Ok. Das ist eine gute Idee. Fang an wenn du soweit bist."

Ich straffe erneut gedanklich meine Schultern und atme geräuschvoll aus, bevor ich mit der wohl wichtigsten Frage beginne.

"Was bist du? Ich meine diese Verwandlung, kannst du das nur in einen Wolf oder auch noch in andere Tiere?"

"Was wir sind wird allgemein als Werwolf bezeichnet und nein, ich kann mich nicht in andere Tiere verwandeln." erklärt er, wobei er ziemlich verstimmt aussieht.

"Tut mir leid, ich wollte dir nicht zu nahe treten. Auch das mit dem Hund." sage ich und sehe ihn zerknirscht an.

Darauf geht er nicht näher ein während ich von Cindy ein leises Kichern vernehme.
"Bitte, erkläre es mir. Ich meine wie geht das alles? Du sagst ihr tut niemandem etwas, aber der Wolf damals im Wald;  ich hatte das Gefühl das er mich töten wollte." Bei der Erinnerung daran schaudere ich und ich atme ohne das ich es will flacher.
Meine Atemzüge werden immer kürzer, abgehackter.
Oh nein, nicht schon wieder eine Panikattacke!
Mein Sichtfeld beginnt zu verschwimmen, meine Hände werden eiskalt und zittern.
Ich weiß nicht, wie ich eine Ohnmacht noch verhindern soll.

"Sieh mich an." klingt Daniels seidenweiche Stimme in meinen Ohren. Ein angenehmer Schauer überzieht meinen Körper.
Unsere Blicke verhaken sich ineinander und eine tiefe Ruhe und Sehnsucht überkommt mich. In meinen Körper beginnt es zu kribbeln und von meinen Händen aus breitet sich angenehme Wärme aus.
Als sein Daumen beruhigend über meinen Handrücken streicht weiß ich auch woher diese Wärme kommt.
"Atme mit mir." ist alles was er sagt.
Ich konzentriere mich auf seine tiefen, ruhigen Atemzüge.
Mit der Zeit gelingt es mir seinen Rhythmus zu übernehmen und ich werde ruhiger. Meine Sicht wird wieder klar und meine Hände haben aufgehört zu zittern.

"Wie machst du das? Wieso reagiere ich so stark auf dich? Das kann doch nicht normal sein." Die Worte kommen nur flüsternd aus meinem Mund.

Daniel hat es trotzdem gehört.
Ein Lächeln ziert sein markantes Gesicht als er erwidert: "Wir sind Seelenverwandte. Du trägst die zweite Hälfte meiner Seele."
Sein Blick, der unverändert auf mir liegt scheint sich nochmals zu intensivieren. Das Gold in seinen Augen breitet sich aus und scheint sich regelrecht zu verflüssigen.
Hitze steigt in mir auf und ich versinke immer mehr diesem Augenblick.

Ein lautes, amüsiertes Räuspern reißt mich aus dem tranceähnlichen Zustand.
Augenblicklich laufe ich knallrot an und weiche erschrocken zurück, denn unsere Lippen hätten sich fast berührt.

Ich bin froh über die Unterbrechung, Daniel scheint nicht begeistert, denn ein leises Knurren ertönt.
"Hey Dan, bleib cool. Du erschreckst sie nur wieder." kommt es von Jan.

Upps, die anderen hab ich total vergessen. Ich sehe mich um und stocke. "Wo sind Cindy und Eric hin?"

"Sie sind gegangen. Cindy war erschöpft und hatte auch nicht unbedingt Lust noch eine Stunde zuzusehen wie ihr euch anschmachtet." antwortet Jan mit einem breiten grinsen im Gesicht.

Geschockt sehe ich ihn an und mir stockt der Atem.
Eine Stunde? Du meine Güte was für Auswirkungen hat dieser Mann auf mich?
Schüchtern sehe ich aus gesenkten Lidern zu Daniel rüber. Nicht das sowas nochmal passiert. Das ist ja sowas von peinlich.
Er sitzt mittlerweile neben mir, da wo Cindy vor meinem, ich nenne es mal Blackout, gesessen hat. In meinem Kopf rasen derweil meine Gedanken.
Seelenverwandte - das hört sich unheimlich romantisch an. Romantisch ja, aber auch furchteinflößend.
Während mein Pulsschlag sich wieder erhöht frage ich mich, was meine Mutter mir in einer solchen Situation raten würde.
Wahrscheinlich würde sie soetwas sagen wie: 
Lilly, du kannst es versuchen, aber letztlich kannst du deine Gefühle nicht ignorieren. Du kannst sie nur annehmen und herausfinden welches Abenteuer sie dir bescheren.

"Was soll das genau bedeuten?" stelle ich die für mich alles entscheidende Frage. "Was verlangst du jetzt von mir?
Soll ich mein gerade begonnenes neues Leben so mir nichts dir nichts wieder aufgeben um mit dir in den sprichwörtlichen Sonnenuntergang zu reiten?
Soll ich dir dir ewige Liebe schwören, obwohl ich dich gar nicht kenne?
Was willst du von mir?"

"Ich will eine Chance. Ich will das du mich kennenlernst, mich nicht von vornherein ablehnst, mich dich beschützen lässt. Denn auch wenn du es noch nicht nachvollziehen kannst,  du bist das wichtigste für mich. Mein Licht, meine Seele, mein Leben."

Sprachlos sehe ich ihn an. So etwas wunderbares habe ich noch nie gehört. Seine Worte, so aufrichtig gesprochen, scheinen direkt aus seinem Herzen gekommen zu sein.
Es ist verrückt, doch ich glaube ihm jedes einzelne Wort.
Eine Träne stiehlt sich aus meinem Auge und rinnt langsam meine Wange hinab.
Daniel lehnt sich vor, umschließt mein Gesicht zärtlich mit seinen Händen und wischt sie mit seinem Daumen behutsam fort.

Mit verschleiertem Blick hauche ich:
"Okay."

Hey, ich hatte irgendwie Probleme mit diesem Kapitel. Schreibt mir wenn ihr was komisch findet. Oder auch wenn ihr es doch gut findet. ;)
LG mondgoettin

Mate-Magischer Sommer #OlympAward#PhönixAward#BlackDevilAwardWo Geschichten leben. Entdecke jetzt