Kapitel 15

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Daniels Sicht

Wie von Sinnen renne ich durch den Wald, versuche die Verzweiflung und die rasende Wut abzuschütteln.

Lilly!

Ich kann nur an die Qualen denken die sie nur meinetwegen durchmachen muss.
Wieso nur konnte ich sie nicht schützen?
Wieso habe ich nicht bemerkt wie tief Logans Haß auf mich in ihm verwurzelt ist?

Ich renne bis meine Muskulatur anfängt zu protestieren.
Erst dann bleibe ich stehen, versuche meine Atmung sowie meine weiterhin aufgewühlten Emotionen unter Kontrolle zu kriegen.

Ich lasse Jakob aufschließen und zusammen rennen wir in etwas gemächlicheren Tempo zurück.
Hoffentlich ist es Jan und David gelungen im Hintergrund des Videos etwas zu finden.
Es muss einfach so sein.
An diese Hoffnung klammere ich mich.
Klammere mich an die Hoffnung meine Seele wieder in die Arme schließen zu können.

Daniel, kommt zurück! Wir haben einen Anhaltspunkt.

Diese Aufforderung braucht Jan mir über den Mindlink nicht zweimal zu geben. Auch wenn meine Muskeln protestieren renne ich so schnell wie noch nie.

"Was hast du gefunden?" frage ich ihn kaum das ich durch die eigentlich nicht mehr vorhandene Tür trete.

"An dem vergitterten Fenster hier wächst eine bestimmte Efeuart.
Die gibt es nur in diesem Gebiet ca. 100km von hier.
Ich habe die dort in der Nähe lebende Gemeinschaft bereits angewiesen das Gebiet unauffällig zu erforschen.
Sie melden sich sobald sie etwas wissen." klärt Jan mich auf.

"Ok. David, Jakob; ihr übernehmt das Kommando hier. Jan, wir nehmen meinen Wagen.
Informier Delta Macord (Anführer der dortigen Gemeinschaft) das wir auf dem Weg sind. Er soll uns in einer Stunde erwarten, dann will ich auf den neuesten Stand gebracht werden."

"Schon geschehen. Der Wagen steht auch schon bereit. Wir können sofort los." entgegnet er.

"Danke Jan." presse ich aus zusammen gekniffenen Lippen heraus.
Es kostet mich unwahrscheinlich viel Kraft nicht wieder komplett auszurasten.
Deshalb wollte ich auch selber fahren. So muss ich mich konzentrieren und muss meine aufgewühlten Gefühle zurück drängen.

"Wir werden sie befreien und sie wird sich erholen. Dann steht euch nichts mehr im Weg."

Jan ist so voller Zuversicht, ich dagegen habe einfach Angst.
Angst sie zu verlieren.
Einen tollen Alpha gebe ich ab und ganz besonders einen tollen Mate.

......

Langsam pirsche ich mich in meiner Wolfsgestalt an die völlig verfallene Ruine heran.
Es war mal irgendein Außenposten im Mittelalter.
Macords Späher hatten recht. Lilly muss irgendwo hier sein.
Blake ist kurz vorm durchdrehen weil er sie riechen kann.
Es fällt mir schwer strategisch zu denken, da es um meinen Engel geht, aber gerade das ist jetzt von höchster Bedeutung. Wenn wir zu früh losschlagen könnte sie getötet werden.

Die Ruine ist komplett umstellt.
Niemand kann von hier entkommen.
Gerade als ich den Befehl geben will loszuschlagen, höre ich etwas entfernt Motorengeräusche.
Sofort stoppe ich die Aktion und gebe das Zeichen in Deckung zu bleiben.

Qualvolle Minuten vergehen bis ein grauer Jeep durch das Unterholz bricht. 

Logan

Wilde Vorfreude lässt das Blut in meinen Adern schneller pulsieren.
Oh er wird büßen!
Er wirkt in keiner Weise angespannt. Das ist gut, das heißt er hat uns noch nicht bemerkt. 

Ich sehe zu wie er aus seinem Jeep steigt und ihn sogar verriegelt.
Das ist so typisch für ihn.
Mistrauisch und neurotisch bis unters Haar.
Ein diabolisches Lächeln breitet sich in meinem Gesicht aus, als ich mich zurück verwandle und ihm als Mensch direkt gegenüber trete.

"Hast du wirklich gedacht ich würde dich nicht finden? "
Meine Stimme klingt bedrohlich ruhig in der Stille des Waldes.

Logan zuckt merklich zusammen bevor er sich mir langsam zuwendet.
Kalt wie Eis und voller Hass ist der Ausdruck in seinen Augen als er mich ansieht.
"Da ist er ja, unser kleiner, überheblicher Alpha. Eigentlich hatte ich gehofft du brauchst etwas länger. Ich hätte gerne noch etwas Zeit mit der süßen, kleinen Lilly verbracht.
Schade, dann muss ich mich jetzt doch damit begnügen dich zu töten."

Ich kann seine Absicht in seinem hasserfüllten Blick schon sehen bevor er auch nur einen Muskel rührt und zögere nicht eine Sekunde.

Dunkelgrau gegen Schwarz, so stehen wir uns als Wölfe gegenüber.
Beta gegen Alpha.

Mit einem wahnsinnig anmutendem Knurren stürzt er sich auf mich.
Wie zwei Felsbrocken krachen wir ineinander.
Büschelweise Fell fliegt um uns herum, da wir mit unseren Krallen versuchen möglichst viel Schaden zu verursachen.
Die Mäuler weit aufgerissen, drauf aus die Kehle des jeweils anderen heraus zu reißen rollen wir ineinander verkeilt umher.
Wildes Knurren erfüllt die kleine Lichtung vor der Ruine.
Wir bluten beide aus mehreren Wunden am Körper.
Schmerzen verspüre ich aufgrund des Adrenalins in mir jedoch nicht.
Es gibt mir Kraft und Ausdauer.
Ich merke das Logan langsamer wird und nutze die sich mir bietende Gelegenheit sofort.
Mein Maul liegt um seinen ungeschützten Nacken und ich beiße mit all meiner Wut, Verzweiflung, Hoffnung zu.
Sein Genick bricht unter der rohen Kraft meines Kiefers und sein Körper erschlafft unter mir.

Schwer atmend stehe ich neben dem Leichnam meines Betas.

Ich weiß nicht was ich fühlen soll.
Wut, Schmerz, Erleichterung?
Meine Gefühle ihm gegenüber überfordern mich.
Schnell wandel ich mich wieder und suche nach meiner Luna.

Lilly, ich kann es kaum noch erwarten Sie endlich wieder in meinen Armen zu spüren.
Macord führt mich, er kennt diese Ruine.
Als wir sie finden stockt mir der Atem.

"Lilly!" Was eigentlich ein Schrei sein sollte verlässt meine Kehle nur als Flüstern.

Dieses Bild wie sie von Wunden und Hämatomen übersät in Ketten hängt wird sich für alle Ewigkeit in meine Netzhaut einbrennen.
Niemals kann ich hoffen das diese Schuld jemals von mir genommen wird.
Während ich zu meiner Seele renne, sucht Macord nach dem Schlüssel für die Ketten.

"Ich bin hier, Lilly. Ich hole dich hier raus. Es ist bald vorbei. Wir schaffen das."
Mit ruhiger Stimme versuche ich ihr Mut zuzusprechen.
Innerlich schreie ich vor Wut.
Vorsichtig, um ihr nicht noch mehr Schmerzen zuzufügen versuche ich sie zu stützen.
Ihre Haut fühlt sich so schrecklich kalt an und ihr Brustkorb hebt sich kaum.
Sie ist sehr schwach.
Wir müssen uns beeilen.
Als wir sie endlich befreit haben versorge ich ihre offenen Wunden notdüftig mit Gazeverbänden und wickele sie behutsam in eine Wärmedecke.
Lilly ist während dieses Prozedur die ganze Zeit bewusstlos.
Einerseits ist das für sie wahrscheinlich gut, so spürt sie die Schmerzen nicht so, aber andererseits macht es mir große Angst
Was ist wenn ihre Verletzungen zu schwer sind?
Was wenn sie nicht mehr aufwacht?

"Verlass mich nicht. Bitte bleib bei mir. Bitte Lilly, komm zurück zu mir.
Unsere Zukunft liegt doch noch vor uns. Bitte, gib nicht auf. Bleib bei mir."

Immer wieder hauche ich ihr  ermunternde Worte ins Ohr.
Nicht wissend wem von uns beiden sie eigentlich Mut machen sollen und bete das wir das Krankenhaus schnell erreichen.



LG mondgoettin

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