Teil 26

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Pepper stand ratlos in der Badewanne und legte den Kopf schief, das gelbe Gummihuhn im Maul. Offensichtlich verstand er nicht so recht, was er hier sollte, aber zumindest zeigte er keine Scheu, als Jule den Duschschlauch nahm und das Wasser aufdrehte. Vorsichtig ließ sie den Strahl über den Rüden laufen, und Pepper hüpfte erfreut in der Wanne umher, vergaß sein Gummihuhn und versuchte, den Wasserstrahl zu fressen. „Na wer hätte das gedacht! Pepper, jetzt kommt die Seifenschlacht!" Jule grinste und schäumte den Hund ein, was er auch erst sichtlich genoss... bis er feststellte, dass es sich nicht um eine intensive Kuscheleinheit handelte. Pepper sprang mit einem Satz aus der Wanne und nahm Reißaus, rannte aus dem Bad durch den Flur ins Wohnzimmer und hinterließ eine deutliche Spur in Form von Seife und Wasser. „Pepper!!!! Verdammt!!!" hörte sie kurz darauf Jimmy rufen. Im Wohnzimmer angekommen, brach Jule in schallendes Gelächter aus. Pepper saß auf Jimmy, freudig hechelnd und noch immer komplett eingeseift, während Jimmy nass und nach Jule rufend verzweifelt sein Tablet hoch hielt, um es vor einem Seifenbad zu schützen. Jule nahm es ihm ab, gerade noch rechtzeitig, da Pepper sich aufrichtete und sich einmal kräftig schüttelte. „Verdammt!!! Jule, nimm den Hund!!" rief er, während Pepper anfing, Jimmys Gesicht abzulecken. Jule legte das Tablet weg und nahm lachend Pepper am Halsband. „Na super..." murmelte Jimmy und blickte auf seine fast komplett durchnässte Kleidung herab. „Komm schon. Es ist nur Wasser und Seife. Du wolltest doch dass ich ihn bade!" erwiderte sie lachend und lief mit Pepper zurück ins Bad. „Warte, jetzt kann ich dir auch helfen, bin sowieso schon nass..." Jimmy folgte den Beiden, Pepper sprang freiwillig in die Wanne, für ihn war das offenbar alles ein sehr lustiges Spiel. Jimmy hielt Pepper fest, während Jule ihn erneut einschäumte. Pepper startete mehrere Fluchtversuche, das gesamte Badezimmer wurde unter Wasser gesetzt. Jimmy ließ sich lachend auf den Boden fallen, Jule folgte ihm, Beide bekamen kaum noch Luft vor Lachen, vor allem als Pepper sich erneut das Wasser vom Körper schüttelte. Komplett durchnässt saßen sie nebeneinander auf dem Badezimmerboden und holten Luft, blickten sich lachend an. „Du... hast da noch Schaum." Jimmy hob seine Hand und strich Jule eine Locke und einen Rest Schaum aus dem Gesicht, verharrte sekundenlang dort und schluckte. „Du auch..." Jule tat es ihm gleich, sie wollte es zumindest, so wie sie noch so viel mehr gewollt hätte. Pepper nahm ihr die Entscheidung jedoch ab, sprang auf und leckte Jimmy erneut durch das Gesicht.

Etwa eine Stunde später saßen Jimmy und Jule trockengelegt auf dem Sofa, der Hund lag zufrieden, sauber und satt zusammengerollt in seinem neuen Körbchen und zuckte, während er träumte. Es lief leise Musik im Hintergrund, Jimmy arbeitete am Laptop, während Jule einfach da saß und den Tag Revue passieren ließ. Jule musste erneut an Leannes Gesicht denken, den schlaff herab hängenden Arm, die offenen Augen. Sie schüttelte kurz und heftig den Kopf, um die Bilder loszuwerden, wohl wissend, dass diese sie noch etwas begleiten werden. „Alles ok?" fragte Jimmy. „Ja... schon ok. Und bei dir?" „Nun... wie man's nimmt..." erwiderte Fallon und drehte den Laptop zu ihr. Jimmy hatte irgendeine Internetseite aufgerufen, den schrillen Farben nach zu urteilen wohl eher irgendetwas Richtung Klatsch und Tratsch, und ganz oben prangte ein Foto, etwas unscharf, aber dennoch deutlich zu erkennen: Der Wagen der Cops, Jule, Jimmy und die beiden Detectives, wie sie kurz nach ihrer Ankunft miteinander reden. „Was zur Hölle???" rief Jule so laut, dass Pepper hochschreckte und einmal bellte. „Oh....sorry Pepper, sorry....pssstt.." beruhigte sie den Rüden und streichelte kurz seinen Kopf, bevor sie sich wieder dem Bild zuwandte. „Fuck Jimmy. Ich habe es kommen sehen. Ich habe drei Männer mit Kameras noch weglaufen sehen, bevor wir in das Haus gingen. Was schreiben sie?" „Sie fragen in dem Artikel, was ‚jemand wie Fallon' mit ‚jemandem wie dieser Frau', also mit dir, in einer ‚Gegend wie dieser' zu tun haben könnte, stellen weitere Fragen zum Polizeieinsatz, sie erwähnen auch den Kranken-und Leichenwagen und stellen hunderte verrückte Vermutungen auf – also business as usual. Meine Gegner bekommen neues Futter, meine Fans machen sich unnötig Sorgen und stellen ebenfalls komische Vermutungen an, und in ein bis zwei Wochen spricht niemand mehr darüber – solange ich kein Statement dazu abgebe." Lakonisch betete Fallon den Text herunter, sah sie müde dabei an. „Manchmal nervt es. Glücklicherweise habe ich jetzt erst mal zwei Wochen Sendepause und bin vermutlich nicht lange im Fokus. Falls du diese Seite verklagen möchtest, weil sie dich abgedruckt haben, dann stehe ich dir gern hilfreich zur Seite. Ich kann dir allerdings nur raten: Sitz es aus. Solche Gegendarstellungen können auch nach hinten losgehen. Irgendwann interessieren sie sich nicht mehr für dich. Allerdings ist es gut möglich, dass sie dir in der nächsten Zeit auflauern und dich mit Fragen bombadieren werden." „Mich?? Wieso das denn?" Fallon zog eine Augenbraue hoch und formte einen Schmollmund. „Weil du mit dem heißesten Typen New Yorks abhängst, ist doch klar!" Jule musste lachen. „War mir nicht bewusst. Aber ich muss schon sagen, es ist bemerkenswert wie du damit umgehst. Ich sehe da dieses Foto von mir, aufgenommen in einer für mich absolut beschissenen Situation, ungefragt veröffentlicht, und ich möchte das ganze Ding einfach nur anzünden. Und du bleibst da so entspannt?" „Wenn ich dagegen angehe, kommt das nächste schon bald, und so geht es weiter. Ich bin eine Person die im öffentlichen Leben steht. Ich moderiere die älteste Talk Show Amerikas – es wäre seltsam, wenn keine Fotos dieser Art von mir erscheinen würden. Zugegeben; die Situation ist, gelinde gesagt, tatsächlich denkbar ungünstig, aber gerade für die Papparazzi ein gefundenes Fressen. Fallon in Verbindung mit den Cops zu bringen ist Gold wert: Der Saubermann und die Polizei, großartig. Ich habe mich daran gewöhnt. Ich kommentiere nichts mehr, nur im Ausnahmefall, denn...." Jimmy unterbrach seinen Monolog, denn er nahm Jules Blick wahr. „Jule. Glaub mir, wenn du als bisher unbekannte Person erwirkst, dass das Bild entfernt wird, gerätst du erst recht in den Fokus. Und nur weil es von dieser Seite gelöscht wird, heißt es nicht dass es für immer verschwunden ist. Beyoncè hat mal ein ungünstiges Foto von einem ihrer Konzerte löschen lassen. Daraufhin ging es erst recht viral und wurde zum Internethit. Heute spricht kein Mensch mehr darüber – das hätte sie auch schon früher haben können. Ignoranz ist eine Kunst, die nicht jeder beherrscht." „Und was mache ich, wenn die mir jetzt auflauern und mir Fragen stellen? Auch ignorieren?" „Das wäre die beste Reaktion. Man kann auch mit Humor reagieren. Ich selbst stelle mich den meisten von ihnen, wenn ich ihnen Futter gebe, lassen sie mich meist an anderen Stellen in Ruhe. Nicht immer, wie man sieht. Aber für mich gehört es auch irgendwie dazu." Jimmy nahm den Laptop und gab irgendetwas in die Suchleiste ein. „Hier. Erinnerst du dich?" Er drehte ihn erneut zu ihr, und Jule blickte auf den Bildschirm. „Wer ist die geheimnisvolle Schönheit?" prangte als Überschrift dort, dann folgte ein Foto von Jimmy und Jule vor dem Eingang des Hauses, als beide zum 30 Rock fuhren. Schallend lachte Jule auf. „Schönheit???" prustete sie aus. „Okay, das ist witzig. Ich bin also die Geheimnis umwobene Fremde, die plötzlich in dein Leben tritt und alles durcheinander wirbelt, und keiner weiß eigentlich so genau, woher ich komme, wohin ich gehe, und lass mich raten: hoffentlich bringe ich dir keinen Ärger ein?" Jimmy nickte zustimmend, während Jule noch sprach, blickte kurz auf den Artikel, wandte sich wieder Jule zu: „Korrekt. Ich hätte es nicht besser zusammenfassen können." Wieder mussten Beide ausgiebig lachen. „Danke Jimmy. Prinzip verstanden. Und jetzt mach den Quatsch da weg, bevor ich es mir anders überlege." „Gut. Ich weiß auch was Besseres." Jimmy setzte sich näher an Jule heran, damit Beide gemeinsam auf den Bildschirm blicken konnten, und Jimmy gab die Webseite eines Möbelversands ein. „Willst mich wohl loswerden?" „So schnell wie möglich. Geheimnisvolle Schönheiten mit Hund passen nicht in mein Konzept." „Welches Konzept? Lebenslang langweilig?" „ICH und langweilig?? Das ist wohl Ansichtssache. Wieso langweilig?" „Reicher New Yorker, immer schön nach geltenden gesellschaftlichen Konventionen lebend, bloß nicht gegen den Strom schwimmen, denn man hat ja einen Ruf zu verlieren..." Halb entsetzt, halb amüsiert legte Jimmy das Notebook zu Seite. „SO denkst du also über mich? Eigentlich nicht überraschend. Möchtegern Punkmädchen, immer auf die harte Schale bedacht, die im Übrigen dünner ist als sie glaubt, schön das Klischee wahrend mit den schwarzen Klamotten und der lauten Musik, immer gegen den Strom schwimmend – aber auch nur weil sie nicht weiß, wie schön es sein kann, sich mal treiben zu lassen..." Sprachlos sah sie den grinsenden Jimmy an. „So hat wohl jeder sein Päckchen zu tragen..." fügte er noch hinzu. „Außer du lässt dich auf den Spaß ein, mal für einen Abend die Rollen zu tauschen. Du putzt dich als reiche New Yorkerin, die du im Übrigen bist, heraus, und ich bin einen Abend lang der auf den Boden rotzende Punk." „ ‚der auf den Boden rotzende Punk'?" Jule lachte. „Hast du mich jemals auf den Boden spucken sehen??" „Jule, du weißt wie ich das meine. Hör zu; heute Abend steigt eine große Party für die Tonight Show Mitarbeiter für den gelungenen Saisonabschluss. Ich wollte ursprünglich nicht dorthin, aber nach dem Tag heute können wir Beide ein bisschen Ablenkung gebrauchen. Du kennst ja schon einige Leute dort. Komm mit! Und zwar herausgeputzt. Im Gegenzug laufe ich morgen mit Pepper in zerrissenen Jeans Gassi." „Wow." Unbeeindruckt sah sie Jimmy an. „Das ist billig, Fallon. Du willst mich auf der Party vorführen und mich im Kleidchen da rumhüpfen sehen, und du gehst ne Runde Gassi in kaputten Jeans? Lass mich überlegen... ich denke nicht." „Ich muss dich nicht vorführen." Jimmy nahm den Laptop wieder auf seinen Schoß. „Ich finde dich wahnsinnig hübsch. Es sollte nur eine spaßige Idee sein. Sollen wir trotzdem hingehen, was meinst du?" sprach er weiter, während er auf der Möbelseite surfte. Jule war entgeistert. Hatte er das gerade wirklich gesagt? Stumm nickte sie. „Sehr gut. Guck mal, gefällt dir das Bett hier?"

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