Teil 48

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Es war bereits früh am Morgen, als Jule und Jimmy heimkehrten und dabei vermutlich das restliche Haus weckten, während sie irische Lieder sangen. Nach dem Take an der Brooklyn Bridge landeten sie noch im Irish Pub für ein Interview mit Conor McGregor, und Jimmy konnte sich kaum konzentrieren. Conor roch den Braten ziemlich schnell und gab eine Runde nach der Nächsten aus, jedes Mal begleitet von Glückwünschen zur gefundenen Liebe zwischen Jule und Jimmy. Die verbliebenen Roots Tarik, Quest und Kirk ließen sich zu einigen Songs hinreißen, wenngleich schnell deutlich wurde, dass irischer Folk nicht gerade zu ihren Stärken zählte.

„ICH KANN JETZT NOCH NICHT SCHLAFEN" rief Jimmy glücklich und aufgekratzt und wirbelte Jule einmal im Kreis durchs Wohnzimmer. „Hast du Hunger? Ich mache uns jetzt ein Sandwich. Pastrami! DAS BESTE PASTRAMI EVER!" Jimmy wartete ihre Antwort nicht ab und lief in die Küche, während Jule sich lachend an die Theke setzte, um ihm zuzusehen. „Soll ich dir helfen? Ich hab mal gehört, die Küche birgt für dich so einige Gefahren.." „Werd mal nicht frech, junge Dame!"

Kurze Zeit später saßen sie einvernehmlich an der Theke und ließen sich Jimmys dicke Sandwiches schmecken. „Bist du glücklich?" Jimmy fragte mit halbvollem Mund, während Jule ihm einen Rest der Senfsoße am Mund wegrieb. „Ja... ja, das bin ich. Komisches Gefühl." „Komisch? Das ist nicht hilfreich, Jule." Sie lachte, „Sorry, so war es nicht gemeint. Ich fühle mich gut, irgendwie.... Es ist halt etwas ungewohnt für mich." „Ich verstehe... Jule, ich möchte, dass du glücklich bist. Dass du dich wohl fühlst. Mit mir zusammen." Jule sah ihn an und lächelte. Sie wusste nicht, was sie darauf antworten sollte, auch wenn sich alles richtig anfühlte. Sie konnte sich nicht daran erinnern, wann sie das letzte Mal so glücklich war und fragte sich, ob sie überhaupt dazu fähig war, eine Beziehung zu führen, mit allem, was dazu gehört. Aber sie war bereit, es zu probieren. „Was ist?" fragte Jimmy. Statt zu antworten, beugte sie sich zu ihm und küsste ihn, was Jimmy sich nur zu gern gefallen ließ. Sie schmeckte die Soße und den letzten Whiskey und spürte das wohlige Gefühl der Erregung aufkeimen. Der Kuss vertiefte sich, und Jimmy stand auf, hob Jule vom Stuhl und trug sie zum Sofa, während sie ihre Beine um ihn schlang. Auf dem Sofa wurden ihre Berührungen intensiver, Jimmy entledigte sich seiner Kleidung, während Jule es ihm gleich tat, bevor er ihren Körper mit Küssen überdeckte und ihre Brüste streichelte. „Ich bin süchtig nach deinem Geruch, Jule" seufze er rau, bevor seine Hand hinunter glitt und sie streichelte, „Gott... du bist so..so..." Jule stöhnte auf und küsste ihn erneut. Jimmy konnte nicht an sich halten, drang hart in sie ein, und es sollte nicht das letzte Mal sein an diesem Sonntagmorgen.

Erst Mittags erwachte Jule und spürte Schmerzen an einer ihrer Wunden, was sie erschrecken ließ. Vielleicht hatten sie es letzte Nacht etwas übertrieben, glücklicherweise sah sie aber kein Blut. Beruhigt ließ sie sich wieder in die Kissen fallen und bemerkte erst jetzt, dass sie allein in Jimmys Bett lag, in das sie irgendwann noch gefallen waren. Sie ließ ihre Lebensgeister kurz zurückkehren und erinnerte sich an die letzte Nacht und dem dazugehörigen Morgen. Ein breites Lächeln formte sich auf ihren Lippen, bevor sie aus dem Bett krabbelte. Jule stellte sich direkt unter die Dusche, wenngleich sie sich eigentlich den Duft der vergangenen 12 Stunden nicht vom Körper waschen wollte, diese Mischung aus Alkohol, Schweiß und Liebesakten, sie hätte ihn gern eingeschlossen und behalten, auch wenn sie sich sicher war, dass dies nicht das letzte Mal gewesen sein dürfte. Sie konnte es kaum erwarten.

In Jimmys viel zu großem Bademantel gehüllt, tippte sie barfuß in die Küche, wo Jimmy an der Theke saß und Kaffee trank. Gedankenversunken scrollte er durch sein Smartphone. Jule kannte sich mit den ganzen Social Media Apps nicht aus, erkannte aber zumindest die Twitter Farben. Sie umarmte Jimmy von hinten und schlang ihre Arme um seinen Oberkörper, „guten Morgen. Bist du schon lange wach?" „Oh, guten Morgen!" Jimmy drehte sich zu ihr und küsste sie innig, „nein, eine halbe Stunde vielleicht." Schnell schloß er die App und ließ sein Telefon in der Jogginghose verschwinden. „Soll ich dir einen Kaffee machen?" „Bleib sitzen, ich mach schon... und, gibt es was Neues?" Jimmy sah zu Jule, die nun hinter der Theke stand und den Kaffeeautomaten bediente, und Jule meinte, fast etwas Erschrockenes in seinem Blick wahrzunehmen. „Wie meinst du das?" „Wie? Einfach so... du hast doch gerade Twitter gelesen oder so?" „Achso! Ja. Also nein. Nein, nichts Besonderes." Jule sah zu, wie der starke Kaffee in die Tasse floss und eine dicke Crema bildete und zählte die letzten Tropfen, die, immer langsamer werdend, in die Tasse fielen. Sie wusste sofort, dass er log. Sie nahm die Tasse und wandte sich ihm zu, „und sagst du mir jetzt auch die Wahrheit, Jimmy?" Jimmy hob den Kopf von seiner Tasse und blickte überrascht zu ihr. „Was, wie meinst du das? Ich habe doch gesagt, alles okay." Jule trank einen Schluck und sah ihn dabei unverwandt an. Jimmy hielt dem Blick nicht lange stand. „Wir wurden gefilmt. Heimlich. Gestern an der Brooklyn Bridge." Jimmy wurde immer leiser, während er das sagte, und Jule versuchte, sein Gesagtes einzuordnen. „Was heißt das jetzt?" „Das bedeutet, dass das Video gerade viral geht. Es wurde letzte Nacht hochgeladen, ich weiß noch nicht von wem, und vermutlich können wir die Quelle auch nicht mehr ausfindig machen." „Und das ist schlimm, weil du berühmt bist, und weil du es nicht steuern kannst?" Jule versuchte noch immer zu greifen, was das bedeuten würde. „Es ist vielleicht schlimm, weil du nicht berühmt bist. Ich kann nur erahnen, was die nächsten Wochen auf dich zukommen wird und hätte es dir gern erspart - und ja, eben durch etwas, was wir beide besser hätten kontrollieren können." Beide sahen sich an und Jule trank einen großen Schluck Kaffee. „Zeig mal." Jimmy holte sein Telefon hervor und öffnete Twitter. „Hier ist es...ohne Ton und etwas verwackelt, aber man erkennt eben doch, dass wir es sind." Jule starrte auf den Bildschirm des Smartphones und sah die Szenerie von gestern Abend, aus circa 30, vielleicht auch 50 Meter Entfernung gefilmt. Sie konnte sich selbst sehen, wie sie vom Stuhl aufsprang, kurz zögerte, um dann auf Jimmy zuzulaufen, der High Fives verteilte. Wie sie mit ihm sprach, er ihre Hand nahm, und sie sich letztlich küssten und die Umstehenden applaudierten, wie Andy sich freute. Jule lächelte. „Du... lachst?" fragte Jimmy verunsichert. „Ja natürlich. Das zu sehen, ist so schön, findest du nicht? Es... es war der mutigste und schönste Moment in meinem Leben, zumindest gefühlt." Jimmy sah sie erstaunt an, bevor er ebenfalls lächelte. Er beugte sich über die Theke und küsste Jule. „Du hast Recht, jemand hat uns da einen Gefallen getan und diesen wunderbaren Moment eingefangen... es ist auch nicht das Video an sich, es sind die Folgen und die Reaktionen darauf. Meine Fans... nun, nicht alle, aber einige davon sind etwas neben der Spur, von der Regenbogenpresse mal abgesehen. Manche Menschen sind einfach nicht nett." „Du hast ‚Abschaum' komisch ausgesprochen, Jimmy." Er schnaubte kurz, während Jule ihm das Telefon abnahm und sich einige der Kommentare durchlas.

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