Teil 27

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„Ich würde vorschlagen, wir laufen die paar Blocks. Pepper kann dann noch mal seine neue Heimat kennenlernen, laufen ist gesund und das Wetter ist so schön" sagte Jimmy im Lift. „Wie du meinst... hatten wir heute nicht genug Fotografenaction?" zweifelte Jule. „Und wenn schon. Ich bin bei dir." „Wie du meinst."

Gemeinsam liefen sie die Lexington Avenue entlang, Pepper immer vorweg und fast jeden Fußgänger begrüßend. „Wie gefällt es dir eigentlich mittlerweile hier?" fragte Jimmy unvermittelt. „Ziemlich gut, überraschenderweise" antwortete sie ohne groß darüber nachzudenken. „Überraschenderweise?" Jule lachte kurz. „Ja... wenn ich so an meine ersten Tage hier zurückdenke... das war alles ziemlich deprimierend, ich war völlig überfordert und ziemlich einsam. Ich bin von vornherein mit dem Gedanken hierher geflogen, das alles einfach abzuwickeln und wieder zurück zu fliegen. Deshalb hatte ich auch nur einen Rucksack dabei." „Und was hat dich hier gehalten?" „Das ist eine gute Frage.... Dafür müsste ich jetzt sehr ausholen Jimmy. Ich weiß nicht, ob du dafür schon bereit bist." „Bereit? Was soll das bedeuten?" „Naja... war alles nicht so einfach. Als ich vor einigen Wochen wieder zu Hause war, kam mir meine eigene Wohnung so unendlich fremd vor. Als wäre ich ein anderer Mensch. Dabei war ich vorher ja nur wenige Wochen hier. Irgendetwas hat sich verändert. Ich wollte nicht mehr in mein altes Leben zurück." „Es wurde dir leicht gemacht mit der Erbschaft – aber es ist auch eine große Chance, findest du nicht?" „So leicht fand ich es jetzt ehrlich gesagt nicht, und finde es auch immer noch nicht. Du hast schon Recht, es vereinfacht natürlich, sich keine Gedanken über Geld machen zu müssen. Es ist sicherlich auch Jammern auf sehr hohem Niveau, wenn ich sage, dass ich das alles nicht gerade unkompliziert finde. Und trotzdem... ich habe nichts dafür getan. Das fällt mir schwer. Ich habe mich immer selbst versorgt." „Kellnern, nicht wahr?" Abrupt blieb sie stehen, und Pepper nutzte die Chance, sich an einem Ampelpfahl zu verewigen. „Jimmy, ich denke ich muss dir mal ein paar Dinge erzählen." Langsam lief sie weiter. „Ich habe nicht gekellnert. Ich war... nun... also ich habe mit Gras gedealt." Nun war es Jimmy, der stehenblieb. „Ist das alles?" „Wie?" „Naja...also, reicht das zum Leben?" Jule musste lachen. „Wie man's nimmt. Und wie man ‚Leben' definiert. Mittlerweile würde ich es eher ‚hausen' nennen...ja. ‚Hausen' trifft es ganz gut, denke ich." Wieder liefen sie weiter. „Aber... du bist nicht dumm, du hast doch auch studiert? Oder stimmte das auch nicht?" „Doch, das stimmt. Und es stimmt auch, dass ich alles abgebrochen habe. Es gab da so einige Dinge, die mich beschäftigten...." „Du musst nicht weiterreden, wenn du nicht willst Jule." „Das geht schon. Ich bin nicht gut aufgewachsen. Meine Mutter war Alkoholikerin und es ist ziemlich viel schief gegangen. Deshalb wusste ich auch nichts von meinem Großvater, und ich weiß auch nicht wer mein Vater ist. Das ist die Kurzfassung." „Die kurze Kurzfassung." „Sozusagen. Und bitte verschone mich mit Beileidsbekundungen, das macht es nicht besser." Jule spürte selbst, wie hart sie wieder klang. Schweigend liefen sie eine Weile nebeneinander her. „Aber es tut mir leid. Dagegen kann ich nichts machen, mir tut es unendlich leid dass du so aufwachsen musstest." „Schon gut." „Keine Verwandten?" „Weiß nicht. Vielleicht gibt es ja noch den reichen Onkel in Texas?!" „Kriegst den Hals nicht voll oder?" „Niemals." Jimmy spürte, dass Jule erst mal genug hatte. Schweigend liefen sie weiter, bis plötzlich wie aus dem Nichts ein Typ im Karohemd mit einer Kamera vor ihnen stand. „Mister Fallon, ein Foto bitte" sagte er und schoß schon drauf los. Jule wich automatisch zur Seite aus. „Nein nein, bleib ruhig dabei! Wie heißt du?" rief der Typ. Jimmy blieb entspannt. „Kumpel, nicht jeder findet deine Kamera anziehend. Respektier das einfach." Er lächelte dem Fotografen in die Linse und ließ ein paar Bilder machen. „Wer ist denn die Kleine?" fragte der Papparazzo. „An deiner Stelle wäre ich vorsichtig, so klein ist sie nämlich nicht." Jule drückte sich an der Häuserwand an dem Typen vorbei. Jimmy wechselte noch ein paar Worte mit ihm, bevor der Fotograf so schnell verschwand, wie er erschienen war. „Was für ein ekelhafter Typ." „Ach, der war noch harmlos" erwiderte Jimmy. „Danke fürs Ablenken!" „Gern."

rich & brokenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt