Maynard waren gerade einmal drei Stunden Schlaf vergönnt, als er im Police Departement in Midtown Manhattan auf Detective Selders wartete. Selders hatte Maynard durch mehrere aufdringliche Anrufe geweckt und wollte am Telefon nicht so recht mit der Sprache herausrücken. Nun lief er mit quietschenden Sohlen auf dem mit Linoleum ausgelegten Flur auf Maynard zu, in der Hand zwei billige Pappbecher mit dünnem Kaffee. Maynard lächelte höflich und wollte einfach nur wieder ins Bett.
In seinem Büro deutete Selders kurz auf den Stuhl gegenüber vom Schreibtisch und stellte einen der Kaffeebecher auf Maynards Seite ab, bevor er sich ebenfalls setzte. „Mister Maynard, wir hätten da noch ein paar Fragen. Das Krankenhaus teilte uns mit, dass Sie offenbar der Vater von Julia Kaufmann sind. Können Sie mir eventuell mitteilen, warum Sie uns dies verschwiegen haben??" Wieder dieser zynische Unterton von Selders. Müde und zerknirscht blickte Maynard den Polizisten an. „Das ist kompliziert. So richtig weiß ich es erst seit dem Moment, als ich das Blut für Jule gespendet habe." „Bei allem Respekt, das verstehe ich nicht." Maynard seufzte und lehnte sich zurück. „Ich hatte eine Beziehung zu Miss Kaufmanns Mutter. Sie wurde schwanger und verschwand kurze Zeit später. Maria hatte sich mit ihrem Vater – Mister Conant – zerstritten. Kurz darauf zog ich nach New York und ich habe sie nie wieder gesehen. Mister Conant beauftragte mich kurz vor seinem Tod, nach seiner Tochter zu suchen. Er hat nie erfahren, dass seine Enkeltochter.... Nun, das seine Enkelin meine Tochter ist." Nun war es Selders, der sich zurücklehnte und grübelnd zu Maynard sah. „Bin ich hier in einem schlechten Roman?" fragte er zweifelnd, und Maynard hätte fast gelacht, wenn er nicht eine der Hauptfiguren gewesen wäre. Selders öffnete eine Schublade und holte Fotos hervor, die er nach kurzer Betrachtung zu Maynard herüber schob. „Kennen Sie diesen Mann?" Maynard betrachtete das Bild und erkannte den Mann sofort. „Das ist Joseph Doucette, der ehemalige Fahrer von Mister Conant. Ich habe Ihnen von ihm erzählt, er hat doch auch etwas geerbt. Warum zeigen Sie mir das?" Eine üble Vorahnung keimte in Gregory Maynard auf. „Nun sagen Sie schon!!!" Detective Selders nahm die Fotos zurück. „Wir haben Mister Doucette gestern in seiner Wohnung aufgesucht. Wir wollten ihm einige Fragen stellen zum Vorfall mit Julia Kaufmann.... Überraschenderweise gab er alles direkt zu, sagte, er habe bereits auf uns gewartet. Aktuell überprüfen wir seine Aussage noch, aber es ist ziemlich wahrscheinlich, dass er Miss Kaufmann angegriffen hat." Die Worte des Polizisten rauschten an Maynard vorbei, er verstand sie auch, und doch konnte er es nicht greifen. „Doucette???? Aber... WARUM?" „Doucette sagte, Miss Kaufmann habe das alles nicht verdient – und meinte damit das Erbe. Er habe so lange für Conant gearbeitet und wäre Tag und Nacht für ihn da gewesen, und Julia Kaufmann wäre nicht die Person, welches diese Erbe verdient habe." „Was?? Das....kann er doch nicht machen. Deshalb hat er sie angegriffen???" Maynards Puls raste, es hielt ihn nichts mehr im Stuhl, also stand er auf und lief im Büro auf und ab. Seine zitternden Hände versteckte er in den Hosentaschen. „Mister Maynard, Doucette scheint psychisch auffällig zu sein. Er wird von uns auch psychologisch untersucht." „Wollen Sie damit sagen, dass er für seine Tat nicht mal zur Verantwortung gezogen werden kann??" Maynard schrie die Frage fast, und bevor Selders antworten konnte, spürte Maynard die Vibration seines iPhones in der Tasche seines Jacketts. Erst wollte er den Anruf ablehnen, als er die Nummer erkannte. Selders sah erwartungsvoll zu ihm. „Es ist das Krankenhaus..." flüsterte Gregory Maynard und nahm das Gespräch an.
„Mister Maynard, spreche ich Sie persönlich?" fragte der Arzt am anderen Ende, was Gregory bestätigte. „Sie sollten schnell hierher kommen. Wirklich schnell."
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rich & broken
FanfictionJule Kaufmann, 30 Jahre, ist am Ende. Sie kifft und trinkt zu viel, ist notorisch pleite, steht kurz davor, aus der Wohnung zu fliegen und verdient sich ihren Lebensunterhalt als kleine Straßendealerin. So weit, so bescheiden - bis eines Tages ein f...