HANDBUCH:PFERDERASSEN🏇🐎🐴❤

Einleitung

Die Entwicklung des Pferdes Teil 2.

Der Knochenfund wies zudem kurzkronige Mahlzähne auf, wie die eines Affen oder Schweins, nicht geeignet zum Grasen, sondern zum Knabbern an Büschen. 1876 gruben Wissenschaftler aus im Eozän gebildeten Bergformationen in Wyoming (USA) ein beinah vollständiges Skelett aus. Diesmal wurde es korrekt als Eohippus identifiziert, als der Vorfahr unseres heutigen Pferdes. 1931 wurde im Big-Horn-Becken von Wyoming ein weiteres, fast vollständiges Eohippus-Skelett ausgegraben. Dieses wurde rekonstruiert, und zusammen mit den anderen Funden liefert es uns eine genaue Vorstellung über das Morgenrötepferdchen. Das Big-Horn-Eohippus hatte ein Schultermaß von fast 35 cm und wog ca. 5,5 kg. 1932 erkannte Sir Clive Foster-Cooper, dass das in England ausgegraben Fossil dem amerikanischen so ähnlich war, dass der britische Fund eine europäische Variante des Eohippus darstellen musste. Vor 60 Millionen Jahren war der Meeresspiegel viel niedriger als heute, und es gab Landbrücken über die Meere: zwischen Asien und Nordamerika entlang der Beringstraße, von Italien und der Iberischen Halbinsel über das Mittelmeer nach Nordafrika sowie über den englischen Kanal. Folglich konnten das Eohippus und seine Nachfahren sich frei in Europa, Afrika, Asien und Amerika ausbreiten. Je nach Klima und Landschaft passten sich die Tiere an und entwickelten sich weiter. Das Schultermaß des kleinsten Eohippus betrug wohl nicht mehr als 25 cm, einige waren doppelt so groß, und es ist möglich, dass noch viel größere Formen in Europa existierten. Der nächste bedeutende Entwicklungsschritt in der Evolution des Pferdes erfolgte im Oligozän, vor 35 bis 40 Millionen Jahren. In dieser Zeit bekamen die Nachfahren des Eohippus nach und nach Ähnlichkeit mit unseren heutigen Pferden. Das Mesohippus stand bereits auf längeren Beinen und war mit 45 cm Schultermaß größer als das Eohippus. Es hatte drei Zehen an jedem Fuß, der mittlere Zeh war verlängert. Die Tatsache, dass mehr Gewicht auf den Mittelzeh verlagert wurde, deutet darauf hin, dass der Boden, auf dem das Mesohippus lebte, viel fester war. Es entwickelten sich Schneidezähne, mit denen das Tier die inzwischen entstandene größere Gräservielfalt besser abrupfen konnte, denn der zur Zeit des Eohippus vorherrschende Lebensraum Dschungel hatte nun für Buschlandschaften Platz gemacht. Klima, Lebensraum und Vegetation veränderten sich während der nächsten 15 Millionen Jahre weiter. Es entstanden gemäßigte Wälder, diese wichen dann baumlosen Grasebenen, und das Equus passte sich an die neue Umgebung an. Das Mesohippus wurde abgelöst vom etwas größerem Miohippus, danach folgte das Parahippus. Der gewölbte Rücken der früheren >>Pferde << war verschwunden, und mit noch längeren Beinen konnte das Parahippus schneller über die jetzt freien Flächen seines Lebensraumes laufen. Vor 25 bis 20 Millionen Jahren gab es den nächsten Entwicklungsschritt: Das Merychippus war bereits bis zu 90 cm groß. Dieses Tier besaß noch immer drei Zehen, doch das Gewicht hatte sich zunehmend auf den Mittelzeh verlagert, während Größe und Funktion der äußeren Zehen abgenommen hatten. Mit einem längeren Hals, der ihm erlaubte, am Boden zu Grasen sowie seinen Kopf hochzuheben und so besser in die Ferne zu sehen, und Schneidezähnen, geschützt durch einen stärkeren Zahnschmelz und zum Abrupfen härterer Gräser besser geeignet, war das Merychippus schon erkennbar ein Pferd - wenn auch nicht der >>Prototyp<< des heutigen Equus. Das >>wahre<< Pferd entwickelte sich aus dem Pliohippus, das in der Mitte des Eiszeitalters vor ca. sechs Millionen Jahren auftauchte. Mit einem Schultermaß von 1,22 m wies es etwa die Proportionen des heutigen Pferdes auf und war das erste einhufige Tier überhaupt. Es war auch der Vorfahr der Zebras, der Esel und der Halbesel (wie Onager, Mongolische Kulan, Indische Khur und Tibetische Kiang).