Kapitel 2.: Anatomie, Bewegung und Aussehen des Pferdes

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Mit großen Zähnen zum Zerkleinern von Pflanzen, großen Augen und einem guten Gehör zum Wahrnehmen von Gefahren sowie starken Beinen mit Hufen, die speziell für große Geschwindigkeiten geschaffen sind, ist das Pferd an das Grasen und Laufen gut angepasst. Gebäude und Erscheinungsbild eines Pferdes werden Exterieur genannt. Es beruht im Wesentlichen auf dem Knochengerüst und den Proportionen, also den Beziehungen der Körperteile zueinander. In Großbritannien und den USA werden Pferde in hands (Händen) gemessen, die Maßeinheit lautet hands high  (hh). Eine Hand entspricht 10,16 cm. Auf dem europäischen Kontinent ist die Angabe des Stockmaßes  (Widerristhöhe) in Zentimetern üblich. Die äußeren Merkmale bzw. Körperteile, die das Exterieur eines Pferdes ausmachen, sollten gut zueinander passen.

Proportionen

Es gibt drei wesentliche Anhaltspunkte für gute Proportionen.  Der erste betrifft die Entfernung zwischen dem höchsten Punkt des Widerrists und dem Ellbogen. Diese sollte genau so lang sein wie die vom Ellbogen zum Fesselgelenk, denn ein großer Brustkorb erlaubt eine ungehinderte Ausdehnung der Lungen. Der zweite wichtige Anhaltspunkt ist die Länge des Halses. Für eine gute Balance - besonders bei großer Geschwindigkeit - sollte der Hals 1 1/5-mal so lang sein wie die Entfernung vom Genick über die Stirn zur Unterlippe. Als Drittes wird vom Schultergelenk bis zum letzten hinteren Rippenbogen gemessen. Diese Strecke sollte zweimal so lang sein wie die zwischen dem Widerrist und dem höchstem Punkt der Kruppe. Wenn die Proportionen gut sind, wird das Pferd nicht nur bessere Arbeit leisten können, sondern auch attraktiver aussehen.

Gänge

Das Skelett des Pferdes wird durch starke, flexible Bänder zusammengehalten. Sie ermöglichen freie Bewegungsabläufe und verhindern eine Überdehnung der Gelenke. Die Bewegung der Glieder wird herbeigeführt durch das Ausdehnen und Zusammenziehen der Muskeln. Eine mangelhafte Entwicklung der Muskeln oder fehlendes Training führen zu fehlerhaften und uneffizienten Bewegungsabläufen. Die Art und Weise, wie ein Pferd seine Beine benutzt, wird Aktion genannt. Sie variiert zwischen den Rassen und Typen; schwere Pferde mit ihren geraderen Schultern beugen ihre Knie verhältnismäßig stark, ihre Muskeln ziehen sich mehr zusammen und entwickeln eine große Zugkraft. Leichte Pferde beugen ihre Knie weniger - das Ergebnis sind lange, fließende Schritte. Ponys wiederum nehmen ihre Beine sehr hoch, wodurch eine mehr >>hüpfende<< Bewegung entsteht. Beim Pferd gibt es  insgesamt vier Tempi: Schritt, Trab, Kanter (Arbeitsgalopp) und Renngalopp. In jedem Tempo berühren die Hufe in unterschiedlicher Abfolge den Boden. Diese Abfolgen  werden Gangarten genannt.

Schritt

Mit einer Geschwindigkeit von ca. 4,8 km/h ist der Schritt eine regelmäßige Viertakt-Bewegung. Die Hufe werden nacheinander auf den Boden gesetzt, die vier Schritte haben die gleiche Länge. Die Schrittfolge ist: linker Hinterfuß, linker Vorderfuß, rechter Hinterfuß, rechter Vorderfuß. In der heutigen Dressur werden vier Unterarten vom Schritt - Mittelschritt, versammelter Schritt, starker Schritt und freier Schritt - verlangt.

Trab

Dies ist eine Zweitaktbewegung, bei der das Pferd das eine diagonale Beinpaar auf den Boden setzt und nach einer Schwebephase das andere diagonale Beinpaar. Die Schrittfolge ist: Der linke Hinterfuß und der rechte Vorderfuß setzen zusammen auf, dann folgen als Paar der rechte Hinterfuß und der linke Vorderfuß. In der heutigen Dresserreiterei gibt es vier Unterarten vom Trab: versammelter Trab, Arbeitstrab, Mitteltrab und starker Trab.

Kanter

Der Kanter ist eine Dreitaktbewegung mit einer Schwebephase am Ende jeder Schrittfolge. Wenn das Pferd sich im Uhrzeigersinn im Kreis bewegt (Rechtsgalopp), ist die Schrittfolge: linker Hinterfuß, linker Vorderfuß und rechter Hinterfuß zusammen, rechter Vorderfuß (führendes Bein), Schwebephase. Erfahrene Reiter können ihr Pferd in der Schwebephase zum Fußwechsel (Wechsel des führenden Fußes) bringen. Dieser Wechsel von Rechts- zu Linksgalopp und umgekehrt heißt >>fliegender Wechsel<<.

Renngalopp

Dies ist die schnellste der natürlichen Gangarten. Die höchste Geschwindigkeit beim Renngalopp ist ca. 69 km/h, sie kann aber nur kurze Zeit beibehalten werden. Der Renngalopp ist im Allgemeinen eine Viertakt-Bewegung, doch es kann je nach Geschwindigkeit Unterschiede geben. Die Schrittfolge ist: linker Hinterfuß, rechter Hinterfuß, linker Vorderfuß, rechter Vorderfuß, dann Schwebephase, bevor der linke Hinterfuß als erstes wieder aufsetzt. Diese Schrittfolge war jahrelang umstritten und wurde erst durch die photographischen Experimente bei tierischen Bewegungsabläufen von Eadweard Muybridge  (1830 - 1907) bewiesen.
Neben den vier natürlichen Gängen gibt es auch spezialisierte wie den Passgang, der bei Trab rennen zum Einsatz kommt. Das Island-Pferd hat fünf Gangarten - Schritt, Trab, Galopp,Skeid  (Pass) sowie einen einmaligen, viertaktigen Rennschritt, den Tölt, der zum Überqueren von schwierigem Terrain benutzt wird.

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Sorry mein Wlan war nur für nh kurze Zeit da...Jetzt ist es aber wieder komplett da❤

HANDBUCH:PFERDERASSEN🏇🐎🐴❤Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt