Denn alles beginnt mit einem Sturz...

1.4K 40 4
                                    

Denn alles Beginnt mit einem Sturz...

Wieso muss Köln nur so weit weg sein? Stundenlange Zugfahrt musste ich über mich ergehen lassen, bis ich endlich hier stand. Meine Eltern waren überhaupt nicht begeistert darüber gewesen, dass ich über ein Wochenende mal kurz so weit weg fuhr. Vor allem wegen dem ABI. Aber ich brauchte einfach mal Abstand von meiner kleinen, langweiligen Heimatstadt, doch meine Schulbücher waren trotzdem dabei. Die Sonne wärmte meinen Rücken, als ich draußen, bei einem wunderschönen, kleinen Café einen Cappuccino trank. Der Blick meiner blauen Augen war in das Mathebuch von mir vertieft, als ich das Geräusch von Longboardrädern auf dem Asphalt hörte. Ich nahm kaum Notiz davon, bis einer der fahrenden Jungs direkt in meinen Tisch hinein krachte. Mit einem lauten Scheppern fiel der Tisch , samt Cappuccino und Junge zur Seite. Das Mathebuch hatte ich gerade noch so packen können. "Hey!" funkelte ich ihn an, während sein Kumpel im Hintergrund kicherte. "Pass doch auf, wo du wo verdammt noch mal hinfährst!" "Oh Gott, das tut mir mega leid!" stotterte der Junge und rappelte sich auf. Er war etwas größer als ich und hatte hellbraune Haare, die ihm wild vom Kopf abstanden. "So was passiert mir nicht! Wirklich!" Er klopfte sich den Staub von seiner Jeans. "Ich... ich bezahl das!" Verwundert bemerkte ich, wie er leicht rot wurde. Schließlich gab er mir einen neuen Cappuccino aus und setzte sich zu mir an den Tisch. Sein Kumpel war gegangen. "Noch mal... es tut mir wirklich leid! Das ist mir so peinlich..." Mein Ärger war schon längst verflogen. "Wie oft willst du dich eigentlich noch entschuldigen? Es ist schon ok... " lachend nippte ich an meinem Cappuccino. "Wie heißt du eigentlich?" fragte er plötzlich. "Ich würde gerne wissen wen ich umgefahren habe." "Du kannst Mona sagen. Und wer hat mich umgefahren?" Der Junge mir gegenüber fuhr sich durch die Haare und biss sich nachdenklich auf die Unterlippe, als müsste er abwägen was er mir sagen würde. "Meine Kumpel sagen Taddl zu mir..." "Von was ist Taddl denn die Kurzform?" fragte ich und war ehrlich interessiert. Irgendwie konnte ich mir keine Langform für diesen Namen vorstellen. "Willst du das ehrlich wissen? Der Name ist schrecklich!" "Jetzt sag schon!" "Taddäus" murmelte er und ich musste lachen. "Ist das dein Ernst?" Das war es. Alles in allem war es ein sehr schöner, sonniger Nachmittag. Schließlich musste ich zurück in mein Hotel und Taddl musste gehen. Als ich an diesem Abend ins Bett ging hatte ich sein Lachen immer noch in den Ohren und wusste nicht mehr, als seinen Vornamen.

Nach meinem Geschmack ging das Wochenende viel zu schnell vorbei. Hier in Köln hatte ich so gut lernen können wie schon lange nicht mehr, aber damit war es jetzt vorbei. In 10 Minuten würde mich der Zug wieder zurück Nachhause bringen. Seufzend hängte ich mir die Tasche über die Schulter und ging auf die offene Zugtür zu, als mich etwas von der Seite umstieß. Mit einem Aufschrei fiel ich auf die harten Steine und neben mir landete... Taddl! "Hast du es irgendwie auf mich abgesehen, oder so?" Neben uns fuhr sein Kumpel ebenfalls mit seinem Longboard auf und ab und bekam sich nicht mehr vor Lachen. "Scheiße... Verdammt, Mona! Gott ist mir das peinlich..." Er rappelte sich auf und fuhr seinen Kumpel an. "Ardy, hör auf zu lachen! Nächstes Mal schubse ich dich gegen ein gutaussehendes Mädchen, dann siehst du mal wie das ist!" Ich suchte meine Sachen zusammen und klopfte mir den Staub von den Kleidern. Hatte er mich gerade gutaussehend genannt? "Lern du erstmal fahren, junge!" gab Ardy zurück und kicherte in sich hinein. "Irgendwie hatte ich nicht erwartet dich wieder zu sehen..." sagte Taddl an mich gewand und ignorierte seinen Freund gekonnt. "... besonders nicht so plötzlich." Peinlich berührt fuhr er sich durch seine Haare und ich musste grinsen. "Glaubst du an Zufall?" fragte Taddl schnell. "Ich bin mir nicht ganz sicher." Gab ich zurück "Wieso?" Ohne mir zu antworten kramte er in seinen Hosentaschen herum, bis er schließlich irgendwo einen Fetzen Papier und einen Stift gefunden hatte. Unsicher sah er mich mit seinen grau-blauen Augen an, bevor er begann hastig etwas darauf zu kritzeln. Das war das erste Mal, dass mir die Augenfarbe von jemandem auffiel. War dieses Funkeln gestern schon da gewesen? "Das ist wahrscheinlich der billigste Weg überhaupt ein Mädchen kennen zu lernen... sie umzufahren!" Taddl wollte mir gerade den kleinen Zettel in die Hand drücken, doch als er mich berührte bekam ich eine leichten, elektrischen Schlag, wie wenn man ihn manchmal bekommt wenn man eine Autotür öffnet. "Au!" sagte ich und zog erschrocken meine Hand zurück. "Du bist elektrisch!" lachte ich, als plötzlich ein Gong ertönte und die Stimme einer gelangweilten Frau verkündete, dass mein Zug jetzt losfahren würde. Ich konnte nur noch ein "Tschüss" über die Schulter werfen, hechtete über den Bahnsteig und schaffte es gerade noch so in den Zug zu kommen, bevor sich die Türen hinter mir schlossen und der Zug sich in Bewegung setzte. Taddl stand immer noch auf dem Bahnsteig. Der kleine Zettel mit seiner Handynummer hatte seine Hand nicht verlassen.

Ein Sturz entferntWo Geschichten leben. Entdecke jetzt