Ein Sturz entfernt

Die wichtigste Prüfung im Leben

Die wichtigste Prüfung im Leben

Mir war schlecht vor Angst, als ich vor unserer Aula stand, in denen ich die nächsten 5 Stunden das erste schriftliche Abi hinter mich bringen würde. Gleich würde ich mein Handy abgeben müssen. Das vibrieren in meiner Hosentasche ließ mich zusammenfahren. "Hey Mona, du schaffst das! Ich glaub' an dich! Kuss Taddl" Als ich das las stahl sich ein leises Lächeln auf mein Gesicht und mein vor Angst wimmerndes Herz wurde etwas leichter. Gerade, als ich zurück schreiben wollte bekam ich eine weitere Nachricht. "Morgen Brudi! Bin extra früh aufgestanden, damit du die Nachricht noch kriegst. Du bist besser, als jeder den ich je kannte! Das du das beste Abi überhaupt machst kann man gar nicht in Frage stellen!" Ardy! Wer hatte Ardy morgens um 7 aus dem Bett geprügelt? Eine weitere Nachricht... "Ungeheuer guten Morgen, Mona! Wehe du sagst noch einmal du kannst es nicht! Ich bin ein sehr friedfertiger Mensch, aber wenn sich jemand selbst so runtermacht... Naja, lassen wir das. Du schaffst das! Ökopower! ;-)" Simon! Immer mehr Nachrichten kamen an. Dner, Manu, Izzi... Sie alle hatten an mich gedacht! Als ich das Handy schließlich abgeben musste fühlte ich mich gestärkt und hatte keine Angst mehr.

Ich fühlte mich, als wäre ich von einem Laster überfahren worden, doch das schriftliche Abi in einem Fach hatte ich noch vor mir. Eines. Seufzend ließ ich mich tiefer ins Kissen sinken und wartete auf die Schritte vor meiner Tür. Es dauerte noch einige Minuten, doch dann hörte ich sie. Schnell schloss ich die Augen und atmete so gleichmäßig und unschuldig wie ich nur konnte. Die Tür ging auf und das weiße Licht des Flurs ergoss sich in mein Zimmer. Ich wusste von dem Geräusch und dem Takt der Schritte, dass es mein Vater war, der den Kopf durch die Tür steckte und aufmerksam mein Zimmer musterte. Er sah, wie ich schlief und schloss die Tür wieder leise hinter sich. Kaum waren die Schritte verstummt öffnete ich die Augen und setzte mich auf. So leise wie es ging kramte ich meine beiden Kopfkissen hinter mich, hob eine Ecke meiner Matratze an und zog die Fotos hervor. Bis vor kurzem hatte ich noch, aber jetzt nahm er auf und ich wollte ihn nicht stören. Irgendwie gaben diese Fotos mir Kraft diese Woche zu überleben und vor allem... Die Kraft meinem Vater zu sagen, dass ich Kunst studieren würde. 

Die letzte Klausur hatte mir mehr zugesetzt, als ich dachte. Ich fühlte mich als würde ich im nächsten Moment umkippen und sterben, doch ich war auch erleichtert. Es war geschafft! Wie ferngesteuert schleppte ich mich aus der Schule, als mir plötzlich jemand von hinten die Augen zuhielt. "Na, wer bin ich?" Zwischen tausend und abertausend anderen Stimmen hätte ich seine sofort wiedererkannt. "Taddl?" Er nahm die Hände von meinen Augen und ich fiel ihm in die Arme. "Was machst du hier?" Er lächelte mich an und küsste mich, sodass mein Herz sofort wieder schneller schlug. "Ach, vergiss es!" lachte ich. "Du hast doch sowieso keinen Grund!" "Doch!" widersprach Taddl mir. "Dich!" Er fuhr mir mit seiner Hand sanft über den Rücken und ein angenehmer Schauder durchfuhr mich. "Hast fu heute zufällig Zeit für den gutaussehenden Longboardfahrer, der dich zweimal umgefahren hat?" "Und den Zug verfolgt hat." fügte ich hinzu. "ich rufe meine Eltern an und sage, dass ich mit meinem Wirtschaftskurs feiern bin. Der Anruf war schnell erledigt und besonders mein Vater fragte erstaunlicherweise kaum nach. "Wie gehts dem Knie?" fragte Taddl nachdem ich mein Handy wieder in die Hosentasche gesteckt hatte. "Es geht." gab ich zu. "Wenn ich irgendwo dagegen stoße ist es ziemlich schwer auf zwei Beinen stehen zu bleiben, aber machbar..." "Dann muss ich dich also wirklich nicht tragen?" "Nein, Taddl! Wirklich..." ohne auf meinen Widerspruch zu achten hob er mich im nächsten Moment hoch und hielt mich wie ein kleines Kind in seinen Armen. "Du bist aber ziemlich stark für einen Gamer!" scherzte ich "1." verkündete er "YouTube-Partner-Kräfte und 2. Stelle mein Männlichkeit nicht in Frage!"