Aufziehendes Unheil

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Aufziehendes Unheil

*Sichtwechsel zu Laurent*

Der Name von Monas Vater war Laurent, doch nur eine Hand voll Menschen nannte ihn so und noch weniger durften ihn so nennen. Sein Vater war Anwalt gewesen, der Vater seines Vaters, dessen Vater und Mona würde auch Anwältin werden. Punkt. Er hatte nichts dagegen, dass Mona mit ihren Freundinnen feiern gehen wollte, allerdings hatte sein Instinkt sich gemeldet, als sie mit ihm geredet hatte. Da war so ein Unterton in ihrer Stimme, der Laurent veranlasste seinen Kollegen anzurufen. Er schuldete ihm noch einen Gefallen. 20 Minuten und nach einigen Anrufe für seinen Kollegen später wusste er genau wer auf der Party war. Mona war nicht dabei. 

*Sichtwechsel zu Mona*

Dieses Mal brachte ich Taddl zum Zug. Den ganzen Tag über hatte ich Mut gesammelt für diesen einen Moment. "Papa" "Ja, Mona?" Aufmerksam geworden hob er den Kopf, als er die Nervosität in meiner Stimme bemerkte. "Ich habe in letzter Zeit viel über mein weiteres Leben nachgedacht..." Bei diesem Satz setzte sich mein Vater langsam kerzengerade auf und sah drohend auf mich herunter. Ich musste dem Drang widerstehen den Kopf zwischen die Schultern zu ziehen. "Während diesen Überlegungen ist mir klar geworden, dass ich nicht Jura studieren kann... Ich werde Kunst studieren." In diesem Moment hätte ich jede Reaktion meines Vaters erwartet. Nur nicht die, die kam. Ruhig sah mein Vater mich an mit einem Blick, bei dem mir unwohler wurde, als vor dem Abi. "Willst du das wirklich?" Die perfekte Aussprache eines Anklägers, der den vermeindlich Schuldigen in den Wahnsinn treiben wollte und ich saß auf der Anklagebank. "Ja" antwortete ich so fest wie ich konnte. "Noch hast du dein Abitur nicht, Fräulein. Wenn es soweit ist könnten wir darüber reden." Ich versuchte noch, mit dem letzten Rest Mut, den ich zusammenkratzen konnte zu widersprechen, aber mein Vater stand ohne mich zu beachten auf, um seinen Teller in die Küche zu bringen und ließ mich verdutzt alleine mit meiner Mutter am Tisch sitzen. Es brauchte einige Sekunden, bis ich mich wieder gefasst hatte, doch gerade als ich aufstehen und ihm hinterher gehen wollte stand er plötzlich wieder hinter mir, packte mich mit einer Hand an der Schulter und drückte mich so brutal auf den Stuhl, dass ich mich vor Schreck nicht mehr bewegen konnte. "Diese Unterhaltung ist beendet!" knurrte mein Vater drohend und ließ mich dann wieder los. Ich hatte bei meinem Vater schon so viel erlebt: von richtigen Wutausbrüchen bis hin zu fast schon lächerlichem Desinteresse, doch das was er gerade getan hatte kannte ich so nicht von ihm. So machte mein eigener Vater mir Angst. Ich konnte den Rest des Abends kaum noch etwas zustande bringen, außer eingeschüchtert in mein Zimmer zu flüchten.

Ein Sturz entferntWo Geschichten leben. Entdecke jetzt