Die Ausstellung

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Die Ausstellung

1/2 Jahr später

 Der Fahrtwind fegte mir eine Haarsträhne, die sich aus meinem Dutt gelöst hatte aus dem Gesicht, als ich mit dem Longboard um die Kurve fuhr. Geschickt schlängelte ich mich mit der großen Leinwand in der Hand durch die Menschen. Auch wenn die Kustgalerie sehr klein und privat war, war sie unter Kunstkennern unglaublich bekannt. Milo erkannte ich schon von weitem. Der Besitzer der Galerie war etwa 30 Jahre alt, stand auf dem Gehweg vor dem Eingang und wippte ungeduldig mit einem Fuß. Er wartete auf mich. Ich stoppte mit dem Longboard direkt neben ihm. "Oh Gott, Schätzchen! Du weißt doch, dass ich immer einen halben Herzinfarkt kriege, wenn du deine Bilder mit dem Longboard hierher bringst!" Milo umarmte mich und ich musste grinsen. "Komm schon! Bis jetzt ist noch nie etwas passiert!" "Bis jetzt!" betonte er und hielt mir die große Glastür auf. Früher hatte ich mich in der Galerie immer unwohl gefühlt. Alles, vom Boden bis zum Türrahmen war teuer und edel. Wie passte ich mit meinem lässigen Pullover, den zerrissenen, ausgewaschenen Jeans und den bunten Turnschuhen hierher? Eigentlich gar nicht, aber die Galerie war zu meinem zweiten Zuhause geworden. Milo nahm mir das Bild ab und löste vorsichtig das Packpapier, in das es eingeschlagen war. "Oh Mona, das ist ein Meisterwerk! Wie immer!" Ich konnte spüren, wie ich rot wurde. "Danke" Über Milo hatte ich schon viele Bilder verkauft und zwar zu Preisen, die ich mir nie erträumt hätte. Viele Bilder hatte Milo aber auch selbst behalten. Sie hingen überall, verteilt in der Galerie und am zentralsten mein 2-Tage-Bild mit der Skyline von Köln. "Süße, ich hab noch einen Anschlag auf dich vor." sagte Milo plötzlich und legte mir eine Hand auf die Schulter. "Ich plane seit langem wieder eine neue Ausstellung mit Bildern von nur einem Künstler. Nun, ich wollte dich fragen, Mona ob ich dazu nicht deine Bilder verwenden könnte." Mein Herz setzte für einen Schlag aus. "Meinst du das Ernst?" "Mona, ich mache nur sehr selten Witze." "Danke, Milo!" Ich fiel ihm um den Hals. In dem letzten halben Jahr waren wir gute Freunde geworden. "Ich nehme das als Ja!" lächelte er und erwiderte meine Umarmung. "Du musst dann aber auch zur Vernissage kommen und ein paar Worte sagen." "Natürlich! Das mach ich doch gerne!" Es fühlte sich an, als würde mein Herz vor Freude überlaufen. Eine komplette Ausstellung mit meinen Bildern? In diesem Moment betrat der umwerfenste Junge der Welt die Galerie. "Taddl!" rief ich, rannte auf ihn zu und noch bevor er auch nur ein Wort über die Lippen brachte küsste ich ihn so stürmisch, als müsste ich alles Glück, was ich in diesem Moment empfand in diesen Kuss legen. "Woooohw! Hast du mich etwa so vermisst?" "Milo möchte eine Ausstellung nur mit meinen Bildern machen! Eine richtige Ausstellung!" "Was?" Überrascht sprang sein Blick zwischen Milo und mir hin und her. "Das ist ja großartig!" Die Freude in seinen Augen war das Geschenk, was er mir machen konnte. Womit hatte ich so ein Leben verdient? Den wunderbarsten Freund, den man haben konnte und ein wahr gewordener Traum. "Die Vernissage ist in einer Woche, bitte seid pünktlich!"

Die ganze Woche über war ich aufgeregt und platzte fast vor Glück. Dann schließlich war es so weit. Ich zog das neue, schwarze Kleid aus dem Schrank und zwang Taddl einen Anzug anzuziehen. "Ich komme mir darin richtig lächerlich vor." murmelte er, während ich ihm half einen Krawattenknoten zu machen. "Falls es dich tröstet: Du siehst darin unglaublich sexy aus!" Er lächelte, zog mich an sich und gab mir einen schnellen Kuss. Die Wärme seiner Lippen war schneller verflogen, als ein Wimpernschlag. "Komm schon, Taddl! Das kannst du doch besser!" Er lächelte als Antwort nur, legte mir seine starken Arme um die Hüfte, zog mich noch näher zu sich heran und küsste mich so leidenschaftlich, dass es mir den Atem verschlug. "Ich liebe dich." murmelte er mir sanft ins Ohr und strich mir über mein Haar. Bei manchen Pärchen werden diese Worte mit der Zeit bedeutungslos. Man sagt sie nur noch aus Gewohnheit, weil es sich eben so gehört, doch noch nie hatte Taddl ein "Ich liebe dich" ohne Gefühl ausgesprochen, nie hörte es sich so an, als würde es ihm nichts bedeuten. Jedes einzelne Mal war es ein Versprechen, dass mein Herz dahin schmelzen ließ. In diesem Moment klingelte sein Handy. "Hallo, Simon. Was ist?"

Ein Sturz entferntWo Geschichten leben. Entdecke jetzt