„Ich liebe dich. Weißt du das?"

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„Ich liebe dich. Weißt du das?“

*Sichtwechsel zu Laurent*

Mona war nicht die Einzige, die diese Nacht wach blieb. Ihr Vater saß bei dem Licht seiner dämmrigen Schreibtischlampe in seinem Sessel und beobachtete wann genau das Licht unter Monas Tür verlosch. Die ganze letzte Woche über hatte er über Monas Telefonrechnung gesessen. Man musste keine großartige Kombinationsgabe haben, um zu bemerken was passierte. In den letzten Monaten hatte sie beinahe nur mit einer Nummer telefoniert. Um sicher zu gehen hatte Laurent ein paar Kontakte spielen lassen und wusste jetzt, dass diese Handynummer nach Köln gehörte. Er hatte nichts anderes erwartet. Auch wenn Laurent einen langen Arbeitstag hatte fiel es ihm nicht schwer noch einige Stunden länger wach zu bleiben. 3 Stunden, nachdem Mona das Licht ausgeschaltet hatte erhob er sich langsam von seinem Schreibtisch und öffnete die Tür zu Monas Zimmer. Sie schlief. So wenig Geräusche machend, wie möglich ging er zu ihr ans Bett und zog ihr Handy vom Ladekabel. Ihr Passwort war schnell geknackt. 

*Sichtwechsel zu Mona*

Als mein Wecker mich aus dem Bett klingelte galt mein erster Griff meinem Handy. Verwirrt schlug ich die Augen auf. Hatte ich es gestern nicht ans Ladekabel gehängt? Ruckartig setzte ich mich auf. Es war nicht weg, aber auch nicht da, wo ich es gestern Abend zurückgelassen hatte. Vielleicht irrte ich mich auch, doch als ich diesen Morgen das Haus verließ schloss ich mein Zimmer ab. Dann war es schließlich soweit. Mein letzter Schultag. Heute bekam ich mein Abschlusszeugnis. Am Morgen hatte ich schon per Whatsapp moralische Unterstützung von halb YouTube bekommen, wie es mir schien. Felix, Simon, Ardy, Caty, Hallodri, Izzi, Flo, Julien, Taddl... alle die ich in dem letzten knappen Jahr kennen und lieben gelernt hatte. Mein Herz klopfte wie verrückt, als ich schließlich mein Abizeugnis in der Hand hielt. 1,4 Durchschnitt. Es kam mir vor, als würde eine riesige Last von den Schultern fallen. Ich. Hatte. Mein. Abitur. "Was hast du?" fragte mich eine meiner Freundinnen. "Eine 1,4!" jubelte ich "1,9!" rief sie und wir fielen uns in die Arme. "Kommst du mit feiern? Oh mein Gott, ich muss feiern!" "Klar! Ich muss nur noch schnell jemanden anrufen!" "Ok!" Jubelnd raste sie aus der Aula und ich zog mein Handy heraus. "Mona, du rufst mitten in der Aufnahme! Jungs, wollt ihr das raus schneiden?" Ich blieb still, bis sie alles unter sich geklärt hatten. "Warte... ich stell dich auf Laut..." "Hallooooooo Monaaaaaa" begrüßten mich alle im Teamspeak. "Eins. Komma. Vier." Mehr musste ich nicht sagen. "Oh mein Gott, Mona!" "Verdammt, wie gut bist du?" "Und du dachtest du wärst zu schlecht?" riefen sie so schnell durcheinander, dass ich gar nicht mehr zuordnen konnte wer was sagte. "Kommst du dieses Wochenende?" "Natürlich! Ich denke ich muss dann nach einer Wohnung suchen... Ich hab ne Stelle für ein FSJ in Köln!" Innerlich platzte mein Herz vor Freude. Sie waren die ersten, denen ich das erzählen konnte. Gestern erst hatte ich die Zusage bekommen. Auf der anderen Seite der Leitung brach Jubel aus. "Spinnst du?" rief Ardy "Du ziehst du uns! Oder, Taddl?" "Natürlich!" antwortete er "Taddl?" sagte ich leise. "Was?" "Ich liebe dich. Weißt du das?" Es war das erste Mal, dass ich diese 3 Worte aussprach. Plötzlich fühlte es sich einfach richtig an es zu sagen. "Ich liebe dich auch, Mona. Du bist das Beste, was mir je passiert ist!" In diesem Moment hätte ich schwören können, dass unsere Herzen im selben Takt schlugen.

*Sichtwechsel zu Laurent*

Sie hatte ihr Zimmer abgeschlossen. Als hätte er keinen Ersatzschlüssel! Mona war mit ihren Mitabiturienten feiern. Das wusste er von dem Vater, von einer von Monas Freundinnen. Sie hatte einen Durchschnitt von 1,4... wie konnte sie sich nur so einen Fehltritt erlauben? Mit zielstrebigen Schritten betrat Monas Vater ihr Zimmer. Es war im Gegensatz zu anderen Zimmern von Jugendlichen ihres Alters, aber Laurent kannte sie gut genug, um zu wissen wo Mona die Dinge aufbewahrte, die ihr wichtig waren. Er blätterte durch ihr Skizzenbuch. Es war gefüllt mit Köln, immer wieder Videospielfiguren und weitere Jungs. Bevorzugt immer wieder einer. Diesen hatte sie auch immer wieder in groß gezeichnet, doch die Bilder hatte sie in der hintersten Ecke ihres Zeichenblocks versteckt. Die Zeichnungen interessierten Laurent jedoch weniger. Aufmerksam sah er sich um und bemerkte, dass eine Ecke der Bettdecke unter der Matratze eingeklemmt war. Normalerweise passierte das nicht, wenn man die Matratze nicht anhob. "Was haben wir denn hier?"

Ein Sturz entferntWo Geschichten leben. Entdecke jetzt