Die Vernissage

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Die Vernissage

*Sichtwechsel zu Mona*

Nachdem ich die Galerie mit Taddl betreten hatte, hatte ich den Türsteher schon wieder vergessen. Überall waren Leute, mache alleine und manche mit ihren Ehefrauen, oder Männern. Heute waren es bei weitem mehr, als sonst und sogar Milos Freund war gekommen. Selbst ich hatte eine Weile gebraucht, um zu verstehen, dass der Besitzer der Galerie Homosexuell war, aber für mich machte ihn das nur noch liebenswerter. "Zuerst sage ich ein paar Worte und dann du, in Ordnung?" "Oh Gott... Ich weiß gar nicht, ob ich das schaffe... Ich bin so nervös!" Beruhigend legte Taddl mir eine Hand auf die Schulter und Milo lächelte mich wohlwollend an. "Das ist normal, Schätzchen. Es verschwindet, sobald du angefangen hast zu reden." Ich sah auf die ganzen Leute, die sich in gedämpften Ton unterhielten und mir wurde schlecht. "Bist du dir da sicher?" "Absolut. Du schaffst das, Mona." Dann drehte Milo sich um und stellte sich ohne einen Anflug von Lampenfieber vor die Menge. "Meine Damen und Herren. Ich möchte mich herzlichst dafür bedanken, dass sie zu dieser Vernissage erschienen sind. Bei den Kunstwerken, die sie hier sehen handelte es sich ausschließlich um Werke von einer Künstlerin. Sie werden den Namen sicherlich kennen. Zum einen steht er auf der Einladung-" allgemeines Gelächter und ein charmantes Grinsen von Milo "- und zum anderen haben viele von ihnen schon ein Bild von ihr gekauft, oder waren kurz davor. Nicht wahr, Jordan?" Er zwinkerte in die Richtung eines etwa 45 jährigen Mannes, der herzhaft lachte. "Ich bereue es, glaub mir!" Wieder lachten alle. "Ich rede von Mona Brown. Mit Absicht habe ich es, bis jetzt so gehalten, dass ihr Gesicht und vor allem ihr Alter unbekannt bleibt. Bevor sie auch ein paar Worte an sie richten wird will ich, dass sie sich zuerst die Bilder ansehen und mir dann anhand der Bilder sagen, wie alt sie ist." Eine Weile war es still, doch dann sagte ein älterer Mann unvermittelt. "Diese Bilder hat eine sehr erfahrene Künstlerin gezeichnet. So perfekte Linien und Schattierungen sieht man selten.. Ich persönlich schätze 50." "Auf gar keinen Fall jünger, als 40." schloss ein anderer sich an. "Alles andere wäre ein Wunder. Die Bilder sind zu gut." Mein Herz schlug immer schneller und ich drückte Taddls Hand noch etwas fester. War das wirklich ernst gemeint, oder spielte Milo mir einen Streich? "60 oder Ende 50." schätzte einer der Journalisten in der vordersten Reihe. "Nun gut, wir werden sehen, ob sie Recht haben. Mona, komm doch bitte vor und genieße ihre Gesichter."

*Sichtwechsel zu Taddl*

Seit dem Moment, als er Mona das erste Mal zeichnen gesehen hatte, oben auf den Dächern von Köln, hatte er gewusst, dass sie Talent hatte. Trotzdem war es für Taddl überraschend gewesen was für eine hohe Meinung alle von ihr hatten, von seiner Freundin und er freute sich unglaublich für sie. Mona hatte das alles hier verdient, wenn nicht noch mehr. Das Lächeln verschwand den ganzen Abend nicht von ihrem Gesicht, auch als Monas Rede schon längst fertig war und sich die Journalisten für ein kurzes Interview um sie sammelten. Taddl beschloss sie kurz alleine zu lassen und nach ihren Longboards zu sehen, die sie völlig offen im Eingangsbereich hatte stehen lassen. Auf dem Weg dorthin kam er an zwei Journalisten vorbei, die sich unterhielten. Er hörte ihnen nur mit halbem Ohr zu, bis ein Name fiel, der ihn abrupt stoppen ließ "Laurent Brown" Monas Vater. 

"Ich hab mir schon ein paar Mal überlegt, ob es sich nicht lohnt der Sache nach zu gehen... Ist dir nicht auch aufgefallen, wie oft er in den letzten 2 Jahren in Köln war? Laurent Brown, einer der besten Anwälte weltweit nimmt seit einiger Zeit fast nur noch Aufträge in Köln an... Ist das nicht merkwürdig?" Die junge Journalistin tippte mit ihren langen Fingernägeln überdreht gegen das Sektglas in ihrer Hand und sah ihr gegenüber erwartungsvoll an. "Komm schon, verschwende deine Zeit nicht schon wieder mit einer Story, die es nicht wert ist! Weißt du noch letztes Mal, als..." "Jaja, du musst mich nicht immer daran erinnern, aber jetzt wird es doch erst interessant! Der gute Herr Brown war auch schon ein paar Mal ohne Auftrag hier... 'Im Urlaub' - ohne seine Frau! Wenn der Typ keine Affäre hat fress' ich nen’ Besen!" "Nun komm schon! Du willst dich doch nicht auf das Niveau einer Klatschzeitung herunter lassen..." Schnell drehte Taddl um und lief zurück zu Mona. Vielleicht war es ja auch falscher Alarm und er würde sie nur unnötig beunruhigen, wenn er es ihr erzählte... Nein, Taddl würde seinen Mund halten. Er liebte Mona viel zu sehr und konnte den Gedanken nicht ertragen, dass er sie vor ihrem Vater nicht beschützen konnte.

Ein Sturz entferntWo Geschichten leben. Entdecke jetzt