Die drei hörten laute Rap Musik von meinem Lieblingsrapper Ice Cube. Sofort hellte sich meine Stimmung auf und ich wippte meinen Kopf im Takt zur Musik. Wir fuhren durch verlassene Gegenden, in denen Straßengangs an den Ecken lungerten. Je weiter wir fuhren, desto heruntergekommener wurden die Häuser. Detroit war einmal eine der erfolgreichsten Städte von Amerika. Doch das ist lange Zeit her. Schließlich durchquerten wir ein kleines Tor, über dem in schäbigen Buchstaben „Trailerpark" stand. Ich hatte von dieser Gegend noch nie gehört.
Jimmy hielt vor einem alten Wohnwagen und alle stiegen aus.
Ich schaute mich um. Alles war schmutzig und dreckig, einfach heruntergekommen. Und Wohnwagen für Wohnwagen standen nebeneinander, so weit das Auge reichte. Alle sahen sie uralt aus. Viele schwarze Menschen saßen vor den Wohnwagen, rauchten und unterhielten sich. Ich merkte auf einmal wie ich angestarrt wurde. Jimmy musterte mich wieder mit diesem durchdringenden Blick ehe er in Richtung eines anderen Wohnwagens davon ging. Ich schaute ihm verwundert nach.
„Er holt nur seine kleine Schwester von der alten Miss Dunfyer. Wir können schon mal reingehen, es ist ja arsch kalt hier draußen." erklärte mir Proof, da er meinen Blick bemerkt hatte. Ich nickte und folgte den beiden in den kleinen Trailer. Als das flackernde Licht anging, erkannte ich rechts eine kleine Couch, einen Sessel, einen kleinen Tisch und einen Fernseher. Direkt vor uns war eine Küchenzeile, rechts mit einem kleinen Esstisch ausgestattet. Links stand an der Wand ein kleiner Kühlschrank. An der Spüle stapelte sich das Geschirr. Mit Blick auf das herrschende Chaos, das sich mir bot, schüttelte ich den Kopf. Wie konnte man sich in so einer Unordnung wohlfühlen? Links von uns ging ein kleiner Gang entlang mit drei geschlossenen Türen. Ich vermutete das Bad und zwei weitere Zimmer. Ich war überrascht, dass der Wohnwagen doch größer war, als er von außen aussah. Wir setzten uns auf das vergilbte Sofa, um auf Jimmy zu warten.
Plötzlich schwang die Tür auf und Jimmy kam mit einem kleinen, blonden Mädchen auf dem Arm herein. Die Kleine schaute mich neugierig an. Jimmy setzte sie am Boden ab und ging Richtung Kühlschrank. Das blonde Mädchen währenddessen lief interessiert auf mich zu und schaute mich von unten herab mit großen, blauen Augen an. Sie hatte die gleichen Augen wie ihr Bruder. „Wer bist du?" fragte sie mich in ihrer Kinderstimme. Sie war nicht älter als fünf. Ich musste augenblicklich an meine kleine Schwester denken. Schnell wischte ich die Erinnerung weg und nahm die kleine Hand des Mädchens. „Ich bin Alex und wer bist du?" „Lily" kam postwendend die Antwort.„Magst du meine Spielesammlung sehen?" fragte sie mich mit strahlenden Augen. Ich musste lächeln, sie war wirklich süß.„Klar, warum nicht?" Dabei zog sie mich schon an der Küche vorbei zu der rechten Tür im Gang. Ich schaute in Lilys Zimmer und war geschockt. Es war winzig und kahl, gerade mal mit einem Bett und einem Schrank ausgestattet. So ein deprimierendes Kinderzimmer hatte ich davor noch nie gesehen. Wir setzten uns auf den Boden. Ihre Spielesammlung war dennoch größer als erwartet. Sie hatte von Puppen bis Rennautos fast alles. Natürlich war das Spielzeug alt und abgetragen, aber dennoch immer noch gut genug zum Spielen. „Das hat mir alles mein großer Bruder gekauft." antwortete Lilly stolz und schaute mit einem bewunderten Blick zur Tür. Ich schaute ebenfalls dorthin und sah ihn dort stehen. Wieder dieser undurchdringliche Blick mir gegenüber. Doch als er Lily anschaute, wurden seine Augen weicher. „Babygirl, du musst jetzt schlafen gehen." Ich erwartete ein „Nein" oder ein noch „5 Minuten, biiiiitteeeee", wie es meine Schwester oft getan hatte, als sie ins Bett musste. Aber überraschenderweise kam von Lily nur ein „Ok". Sie schaute mich an und fragte fröhlich: „Spielst du morgen mit mir?" Ich lächelte, sagte jedoch ausweichend „Mal schauen, Kleine." Zu meiner Überraschung krabbelte sie zu mir herüber und umarmte mich fest. Ich erwiderte die Umarmung und schloss kurz die Augen. Das war das Beste, was mir heute passiert ist. Ich sagte ihr gute Nacht und ging wieder zu den anderen auf das Sofa.
Die Jungs schalteten den Fernseher an und unterhielten sich dabei über irgendwelche „Sessions", wie sie es nannten. Ich hatte keine Ahnung was sie damit meinten und es war mir auch egal. Ich war verdammt müde. Ich erwartete noch mehr unangenehme Fragen zu meiner Person, die blieben jedoch überraschenderweise aus. Beruhigt machte ich es mir auf dem Sessel bequem. „Nur kurz ausruhen" dachte ich mir.
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Tragic Endings
Fiksi PenggemarDetroit - 1991 Alex hat kein Zuhause mehr, kommt aber zum Glück bei B-Rabbit unter, einem Underground Rapper. Er und seine Freunde zeigen ihr, dass trotz allem was sie durchmachen musste, das Leben schön sein kann. Doch schafft sie den Absprung aus...