Ich versuchte nun zum gefühlt hundertsten Mal Clarence auf seinem Handy zu erreichen. Es klingelte und klingelte und klingelte. Genervt legte ich auf. Dieser Junge konnte so stur sein. „Jimmy, kann ich dein Auto haben?" fragte ich. Jimmy sah von seinem Zeichenblock auf, auf dem er gerade irgendwelche Song Lines gekritzelt hatte. „Wieso?" Er schaute mich neugierig an. „Papa Doc ist immer noch sauer auf mich wegen gestern und geht nicht an sein Telefon. Also würde ich gerne bei ihm vorbei fahren." erklärte ich vorsichtig. Jimmy verzog für einen Moment das Gesicht, warf mir dann allerdings kommentarlos die Schlüssel zu. Ich bedankte mich mit einem kleinen Lächeln und stieg dann in den alten Toyota.
Auf dem Weg zu seinem Haus überlegte ich, was ich zu ihm sagen konnte. Clarence war schon immer sehr aufbrausend. Ich konnte verstehen, dass er sauer war, schließlich hatte ich unsere Beziehung geheim gehalten. Allerdings musste er doch auch verstehen, dass ich dies nicht ohne Grund getan habe. Langsam bog ich in seine Straße ein. Wir waren in einem der reicheren Viertel der 8 Mile angekommen. Natürlich waren die Häuser hier trotzdem alt und abgetragen. Allerdings waren es Häuser, nicht wie in Jimmys Wohngegend, die ausschließlich aus Trailern bestand. Ich war früher ein paar Mal bei Clarence gewesen. Er hatte eine eigene Wohnung in einem der größeren Häuser. Es war nicht verwunderlich, dass er seinen Freunden nicht erzählt hatte, auf welche Schule er gegangen ist. Er kam zwar aus dem Ghetto, hatte jedoch durch einen sehr engagierten Lehrer ein Stipendium an eine der besten Schulen von ganz Detroit bekommen. Hier prallten zwei Welten aufeinander und es war bestimmt nicht immer leicht für ihn sich in beiden zu Recht zu finden.
Ich hielt vor seinem Haus und stieg langsam die Stufen hinauf. Kurz atmete ich nochmal tief durch, ehe ich die Klingel betätigte. Es dauerte eine kurze Zeit und schon musste ich nur gegen die Tür drücken, um in das Innere des großen Hauses zu kommen. Ich stieg die Treppen bis zum dritten Stock hinauf. Oben angekommen erwartete mich Clarence. Schnaufend stützte ich mich an der Wand ab. Meine Raucherlunge machte sich bemerkbar. „Wie überlebst du nur jeden Tag ohne Aufzug?" antwortete ich außer Atem. Er ging nicht darauf ein. „Was machst du hier, Alex?" „Ich möchte mit dir reden." Mein Blick glitt langsam an seinem Körper hinab. Er stand oberkörperfrei an der Tür gelehnt. Seine dunkle Jogginghose lag lässig auf seiner Hüfte. Mein Blick blieb an seinen dunklen, muskulösen Oberarmen hängen. Ich biss mir auf die Unterlippe. Im nächsten Moment überquerte Clarence die kurze Distanz zwischen uns und drückte mich mit seinem Körper an die Wand. „Du weißt, dass mich das verrückt macht." Sagte er ehe er mich leidenschaftlich küsste. Seine Zunge fand wie von selbst ihren Weg in meinen Mund. Ich krallte mich in seinen Haaren fest und zog ich noch dichter an mich heran. Ich wollte mehr. Er nahm mich mühelos hoch und trug mich in seine kleine Wohnung. Dort schmiss er mich aufs Bett, nur um im nächsten Moment über mich herzufallen.
Wir lagen verschwitzt und lächelnd nebeneinander. „Hätte ich gewusst, dass so die Streits mit dir enden, hätte ich dich öfter wütend gemacht.", sagte ich. Er lachte und zog mich zu sich heran. „Wollen wir drüber reden?" Nuschelte ich an seiner Brust. „Lieber nicht." Antwortete er. Ich beließ es dabei.
Gerne wäre ich die ganze Nacht bei ihm geblieben, ich wusste jedoch, dass Jimmy sein Auto zurückwollte. Seufzend riss ich mich von ihm los. Er schaute mich fragend an. „Ich hab Jimmys Auto." sagte ich entschuldigend. Er verstand. Clarence begleitete mich noch zur Tür, an der er mir einen langen Kuss gab.
Im Wohnwagen angekommen, sah ich, dass Jimmy noch wach war. Ich setzte mich neben ihn aufs Sofa. „Und? Wieder vertragen?" fragte er sarkastisch. Ich nickte und gab ihm seinen Autoschlüssel zurück. Er stand auf, machte kommentarlos den Fernseher aus und ging in sein Zimmer. Seine Tür knallte ungewöhnlich heftig zu. Ich schaute ihm nachdenklich nach. Aus diesem Kerl wurde ich einfach nicht schlau.
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Tragic Endings
FanficDetroit - 1991 Alex hat kein Zuhause mehr, kommt aber zum Glück bei B-Rabbit unter, einem Underground Rapper. Er und seine Freunde zeigen ihr, dass trotz allem was sie durchmachen musste, das Leben schön sein kann. Doch schafft sie den Absprung aus...