Innen angekommen erwartete ich Jimmy und vielleicht auch Proof und Lisa an unserem Esstisch. Es war jedoch niemand da. Also machte ich mich leise bettfertig. Ich ging auf Zehenspitzen zu Lilys Zimmer und schaute hinein. Mein Engel lag schlafend in ihrem Bettchen. Mich überkam ein Gefühl von überwältigender Liebe für diesen kleinen Schatz. Zeitgleich musste ich jedoch an meine kleine Schwester denken. Mein Bauch zog sich schmerzhaft zusammen. Auf einmal hörte ich ein Stöhnen und Grunzen. Es kam aus Jimmys Zimmer. Ich hatte eine böse Vorahnung. Leise schlich ich zu seiner Tür und öffnete diese einen Spalt. Was ich sah war wie ein Schlag in den Magen. Jimmy lag auf Kim und fickte sie gerade. Kim bemerkte mich und lächelte mich über Jimmys Schulter mit einem bösen Grinsen an. Ich schloss die Tür leise wieder und setzte mich aufs Sofa. Mit aller Gewalt versuchte ich meine Tränen zurück zu halten. Ich hatte absolut kein Recht traurig oder wütend zu sein. Schließlich waren Jimmy und ich nicht zusammen. Es hatte nur einen einzigen Kuss zwischen uns gegeben, der nichts bedeutete. Das redete ich mir jedenfalls ein. Ich hatte mich mit Clarence getroffen, um von meinen Gefühlen für Jimmy weg zu kommen. Ich spürte, dass ich etwas für Clarence fühlte. Doch das war nichts im Vergleich zu dem was ich für Jimmy empfand. Tief in meinem Inneren wusste ich das, jedoch wollte ich mir das auf keinen Fall eingestehen. Leise legte ich mich aufs Sofa und zog die Decke über mich. Ich rollte mich zusammen und versuchte mit aller Gewalt diesen inneren Schmerz zu vertreiben.
Am nächsten Morgen weckte mich leises Flüstern. Müde schlug ich die Augen auf. Kim und Jimmy standen in der Küche und unterhielten sich. „Verdammt Kim, du musst jetzt wirklich gehen." Flüsterte Jimmy. „Wieso? Wegen dieser kleinen Bitch? Keine Sorge, sie hat uns gestern eh schon gesehen. Außerdem, warum sollte ich mich verstecken?! Wir sind doch schließlich zusammen oder nicht?!" fragte sie herausfordernd. „Kim, bitte.." flehte Jimmy. Ich streckte mich und machte mich dadurch bemerkbar. „Morgen" murmelte ich, als ich betont gelassen an den beiden vorbei ins Bad ging. Sie schauten mich an. Kim mit einem triumphierenden und Jimmy mit einem gequälten Blick. Als ich unter der Dusche stand hatte ich wieder mit meinen Tränen zu kämpfen. Ich war eine richtige Heulsuse geworden. So war ich früher doch auch nicht, was war nur los mit mir? Entschlossen hob ich den Kopf und straffte die Schultern. Um nichts in der Welt würde ich mir etwas anmerken lassen. Als ich in die Küche ging saß Kim am Esstisch. Wahrscheinlich war Jimmy bei Lily und half ihr beim Anziehen. Ich setzte Kaffee auf und sah zu wie die braune Flüssigkeit langsam durch die alte Maschine lief. „War wohl auch eine lange Nacht für dich? Für uns war es sie auf jeden Fall." Kim schaute mich mit einem bösen Grinsen an. Ich riss mich zusammen und erwiderte nichts darauf. Ich wusste, dass sie mich nur provozieren und verletzen wollte. Was fand Jimmy nur an diesem Mädchen? Sie war hübsch, keine Frage. Aber ihr Charakter machte sie zu einer abscheulichen Person.
Lily riss mich aus meinen Gedanken. Sie sprang mir überschwänglich in die Arme. „Guten Morgen Alex!" Ich hob sie hoch und küsste sie auf die Wange. „Guten Morgen mein Schatz. Hast du gut geschlafen?" „Ja, ich hab was ganz tolles geträumt." Dann erzählte sie mir ihren Mädchentraum von Prinzessinnen und Drachen. Ich musste lachen über ihre kindliche Phantasie. Es war so schön zu sehen, dass Lily trotz ihrem Umfeld, das geprägt war von Gewalt und Armut, ein wunderbares kleines Mädchen war. Jimmy hatte bei ihr gute Arbeit geleistet.
Währenddessen setzte sich Jimmy zu Kim an den Tisch. Ich merkte wie unangenehm ihm die Situation war. Aus diesem Grund versuchte ich die Stimmung etwas aufzulockern. „Wollt ihr auch Pfannkuchen?" „Oh ja!" rief Lily. Jimmy und ich lachten, nur Kim schaute böse. „Perfekte Hausfrau, perfekte Mitbewohnerin, was würden wir nur ohne dich tun?" fragte sie mich giftig. „Kim verdammt! Lass sie in Ruhe." Fuhr Jimmy sie an. Und im nächsten Moment stritten sie sich heftig. Ich seufzte. Ich packte Lily und ging kommentarlos mit ihr raus. Das musste sie nun wirklich nicht mitbekommen. Wir gingen zusammen auf den nahgelegenen Spielplatz. Auf dem Weg holten wir uns Waffeln und aßen diese im Sonnenschein. Ich rutschte mit ihr und schaukelte mit ihr. Wir spielten Fangen und Verstecken. Es war ein herrlicher Vormittag. Als es langsam Nachmittag wurde, fiel mir ein, dass Lisa heute Geburtstag und ich noch kein Geschenk hatte. Also fuhren Lily und ich mit dem Bus in die Stadt. Lily hielt bei jedem Schaufenster und schaute sich alles ganz genau an. Besonders begeistert war sie von den hübschen Kleidern. Sie bettelte mich an in ein Klamottengeschäft zu gehen. Ich gab nach und wir probierten alle möglichen Sachen an. Natürlich konnten wir uns nichts davon leisten, jedoch hatten wir einen Riesenspaß. Als wir durch die Stadt schlenderten und uns gerade ein Eis genehmigt hatten bemerkte ich einen kleinen Schmuckstand. Dort fand ich eine wunderschöne Kette für Lisa, die zudem noch billig war. Es war ein rubinroter Stein, der an einem Silberkettchen hing. In der Sonne funkelte er und warf rote Strahlen. Lily und mir gefiel er auf Anhieb. Ich zahlte noch nicht mal einen Dollar dafür. Kurz bekam ich das mulmige Gefühl, dass die Kette eventuell gestohlen sein könnte.Doch ich verwarf den Gedanken gleich wieder. Was interessierte es mich? Wir waren hier in Detroit, da konnte alles, was verkauft wurde, gestohlen sein. Als es dämmrig wurde machten Lily und ich uns auf den Heimweg. Ich brachte Lily zu Miss Dunfyer und ging dann in den Trailer. Innen warteten schon meine Freunde auf mich. Jimmy und Kim saßen schmusend beieinander. Anscheinend hatten sie sich wieder vertragen. Ich ging lächelnd auf Lisa zu und umarmte sie fest. „Happy Birthday!"flüsterte ich ihr ins Ohr und drückte ihr die kleine Schachtel mit der Kette in die Hand. Bevor sie sie öffnen konnte drehte ich mich um, packte mein Partyoutfit und verschwand im Bad. Eigentlich hasste ich Geburtstage, meinen eigenen noch mehr als andere. Geschenke überreichen gehörte demnach auch nicht zu meinen Lieblingstätigkeiten. Als ich im Bad war, hörte ich nur, wie Lisa entzückt durch die Tür rief. „Verdammt Mädchen, ist die hübsch! Danke!" „Gern geschehen!"rief ich zurück und lächelte.
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Tragic Endings
FanfictionDetroit - 1991 Alex hat kein Zuhause mehr, kommt aber zum Glück bei B-Rabbit unter, einem Underground Rapper. Er und seine Freunde zeigen ihr, dass trotz allem was sie durchmachen musste, das Leben schön sein kann. Doch schafft sie den Absprung aus...