We Ain't

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Ich wurde am nächsten Morgen mit rasenden Kopfschmerzen geweckt. Verwirrt schlug ich die Augen auf. Wo zum Teufel war ich? Ich sah neben mich. Clarence lag leise schnarchend neben mir. Er war bis zur Hüfte zugedeckt. Ich lies meinen Blick über seinen muskulösen Oberkörper schweifen. Ich ahnte böses. Leise hob ich die Bettdecke. Shit! Er war nackt. Dann schaute ich an mir herab. Verdammt, ich war auch nackt. Ich fluchte leise und lies mich zurück auf das Kissen fallen. Davon wurde Clarence wach und öffnete leicht die Augen. „Morgen Süße." Ich brummte nur. Lachend zog er mich zu sich. „Schon so schlechte Laune am Morgen?" Dabei küsste er meinen Nacken. Ich erschauderte und musste automatisch lächeln. Wie schaffte er das nur immer wieder?

Demütig schlich ich an diesem Morgen in den Wohnwagen in der Hoffnung, dass keiner dort war. Diese wurde allerdings jäh zerschlagen als ich all meine Freunde und Jimmy am Küchentisch sitzen und mich anstarren sah. Zum Glück war von Kim nichts zu sehen. Ich blieb wie angewurzelt an der Tür stehen und mir entfuhr ein leises „Fuck!". Lisa lachte. „So, so, unsere ach so brave Alex hat heute Nacht nicht daheim geschlafen. Und die gleichen Klamotten wie gestern hat sie auch noch an." Die anderen lachten nun auch. Ich warf ihnen böse Blicke zu und nahm mir erst mal einen Schluck Kaffee. Müde lehnte ich mich an den Tresen und bemerkte, dass sie mich immer noch anstarrten. „Was ist?" fragte ich genervt. „Wir wollen alle schmutzigen Details wissen." Sagte Proof und wieder lachten alle, bis auf Jimmy. „Ich weiß nicht wovon ihr redet." antwortete ich mit unschuldiger Stimme und fing an eine Kopfschmerztablette zu suchen. „Kennen wir ihn?" fragte Lisa. Ich gab keine Antwort. „Schwarz oder Weiß?" fragte Proof. Ich seufzte. Ich kam wohl aus der Nummer nicht mehr raus. „Er ist schwarz, ich habe ihn gestern im Club kennengelernt nachdem ihr gegangen seid. Wir haben viel zu viel getrunken und heute Morgen fand ich mich auf einmal in seinem Bett wieder. Zufrieden?" fragte ich sarkastisch. Die Jungs johlten und Lisa gab mir ein High Five. Ich schüttelte den Kopf und flüchtete unter die Dusche. Mir war nicht Jimmys finsterer Blick entgangen. Ich verstand seine Reaktion nicht, er hatte doch Kim, wieso wirkte er so sauer, weil ich mir auch mal Spaß erlaubt hatte? Mehr Sorge bereitete mir jedoch, dass meine Freunde herausfinden konnte wer wirklich mein Liebhaber war.

Den ganzen Sonntag lümmelte ich mit Jimmy auf dem Sofa. Wir waren beide wahnsinnig verkatert. Lily malte zum Glück am Boden leise ihre Bilder. Als wir den dritten Cartoon zu Ende geschaut hatten sagte Jimmy „Fuck, ich schwöre, ich trinke nie wieder!" Ich musste lachen. „Das sagt man doch immer und spätestens am nächsten Wochenende fängt die ganze Scheiße wieder von vorne an." Jimmy brummte zustimmend. Ich war froh, dass er normal mit mir umging. Nach heute morgen hatte ich kurz Angst, dass sich unser Verhältnis zum Negativen verändert hatte. Dem schien aber nicht so. „Ich brauch noch einen Kaffee, willst du auch einen?" Er nickte, ohne seine Augen von unserem kleinen Fernseher zu nehmen.

Ich versuchte gerade zwei Tassen aus einem der hohen Wandschränke über der Spüle zu holen und musste mich hierbei auf Zehenspitzen stellen, als ich Jimmy hinter mir bemerkte. Er stand so dicht, dass mein Herz begann wie wild zu schlagen. Er langte an mir vorbei und erreichte die beiden Tassen mühelos. Dann stellte er sie vor mir ab. „Danke." Murmelte ich. Er lächelte mich an. Das Lächeln erreichte auch seine Augen. Sie waren heute dunkelblau und er bekam beim Lächeln kleine Fältchen um die Augen. In diesem tiefen Blau seiner Augen konnte man sich verlieren. Ehe ich komplett den Verstand verlor, drehte ich mich herum und fragte „Milch?". Er brummte, was ich als ein Ja definierte. Immer noch stand er dicht bei mir. Wieso ging er nicht einfach einen Schritt zurück? Merkte er nicht, dass mich das völlig aus dem Konzept brachte?! „Bist du jetzt mit ihm zusammen?" Mein Herz hörte für einen kurzen Moment auf zu schlagen. Verdammt, wusste er das mit Clarence und mir? Langsam drehte ich mich zu ihm um. „Mit wem?" fragte ich vorsichtig. „Mit dem Typen von gestern." Er ließ mich nicht aus den Augen. Aha, er ahnte etwas. „Was ist das für eine dumme Frage, Jimmy? Ich hatte einfach nur Spaß, mehr nicht." Täuschte ich ab. Er schaute mich zweifelnd an. Ich drückte ihm eine Tasse Kaffee in die Hand und lief langsam zum Sofa zurück. „Und du bist wieder mit Kim zusammen?" fragte ich betont gelassen, obwohl mir schon die Vorstellung allein völlig zuwider war. „Schaut so aus." Gab er knapp zur Antwort und setzte sich neben mich aufs Sofa. Danach schauten wir weiter Cartoons und versuchten solche Gesprächsthemen zu meiden.

Tragic EndingsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt