Die nächsten Wochen waren wie ein Spießroutenlauf für mich. Ich versuchte den Spagat zu schaffen zwischen Arbeiten, mich um Lily kümmern, Zeit mit meinen Freunden zu verbringen und zu alldem trotzdem noch Clarence zu sehen. Es wurde zunehmend schwieriger diese Beziehung geheim zu halten. Ich musste mir ständig neue Ausreden einfallen lassen, warum ich später von der Arbeit heimkam oder mal eine Nacht nicht im Trailer übernachtete. Kim machte es mir allerdings einfach die Nächte wegzubleiben. Jimmy wirkte nicht glücklich, ich hörte sie oft streiten, aber leider auch sehr oft Sex haben. Ich schüttelte immer wieder über diese gestörte Beziehung den Kopf, allerdings wollte ich Jimmy nicht hinein reden.
Es war Samstagabend. Wir waren gerade auf dem Weg ins Shelter. Jeder war ausgelassen und freute sich dem Alltag für kurze Zeit zu entfliehen. Ich wusste, dass Clarence heute auch dort sein würde. Aus diesem Grund hatte ich mich heute besonders hübsch gemacht. Ich hatte eine enganliegende Jeans an, die mir bis zur Hüfte ging, ein rotes Top, das nicht zu viel, aber auch nicht zu wenig Ausschnitt zeigte und wunderbar mit meinen blonden Haaren harmonierte. Darüber wie immer meinen Kapuzensweatshirt und meine Jordans. Ich fühlte mich bereit für diesen Abend. Leider hatte ich zu diesem Zeitpunkt noch keine Ahnung, was mich erwartete, sonst wäre ich vielleicht auf dem Absatz umgekehrt und gegangen.
Das Shelter war wie immer laut und voll. Die Jungs vertrieben ein paar Möchtegern-Gangster von unserem Stammtisch, dann konnten wir uns endlich setzen. Es lief gerade ein Lied von Ice Cube und ich zog Lisa auf die Tanzfläche. Wir tanzten wild und ausgelassen und hatten dabei eine Menge Spaß, bis sich fremde Typen zu uns gesellten. Sie versuchten mit uns zu tanzen, doch wir schoben sie immer wieder weg. Einer dieser Männer verstand wohl dieses Signal nicht und fasste mir ungeniert an den Hintern. Ich drehte mich voller Wut um und schlug ihm mit meiner flachen Hand ins Gesicht. Leider hatte ich nicht mit seiner Reaktion gerechnet. Seine Freunde lachten, doch er schaute mich mit wildem Blick an. Da begriff ich, dass er unter Drogeneinfluss stand. Ehe ich wusste was mir geschah, drängte er mich an die Wand hinter sich und schnürte mir mit seinem Unterarm die Luft ab. Panisch versuchte ich ihn von mir wegzudrücken, doch er war viel zu stark. Er schrie irgendetwas auf mich ein, doch ich bekam es kaum mit. Ich rang nach Luft und mir wurde schon schwarz vor Augen, als er auf einmal von mir weggerissen wurde. Clarence holte aus und verpasste ihm einen heftigen Faustschlag. Der Typ taumelte und wich zurück. Clarence und seine Freunde standen wir eine schützende Wand vor mir. Die Typen versuchten nicht einmal sich zu wehren, sondern gingen mit eingezogenen Köpfen davon. Clarence und seine Gruppe waren eben überall bekannt und jeder wusste, man legte sich besser nicht mit ihnen an. Lisa kam auf mich zu gerannt. „Alles ok?" schrie sie mir ins Ohr, um die Musik zu übertönen. Ich lehnte an der Wand vornüber gebeugt und nach Luft schnappend. Ich war selbst Schuld, das wusste ich. Wie kam ich auch auf den Gedanken einem großen, muskulösen Mann vor seinen Freunden eine zu knallen? Das konnte ja nur böse enden. Doch wenn ich sauer wurde, dachte ich leider nicht mehr an die Konsquenzen meiner Handlungen. Mein Temperament war schon immer ein Problem gewesen. Clarence schaute mich besorgt an. Die Musik war zu laut, als dass ich ihn verstehen konnte. Er legte den Arm um meine Hüfte und zog mich nach draußen. Die frische Luft tat gut. Ich atmete ein paar Mal tief ein. Allmählich beruhigte sich mein Herzschlag wieder. Ich stand neben dem Eingang an einer Mauer gelehnt, Clarence und seine Freunde um mich herum, als Jimmy und die Anderen dazukamen. Sofort nahm mich Jimmy besorgt in den Arm. „Was ist passiert?" fragte er und schaute von oben auf mich herab. Ich bekam nur ein Krächzen heraus. Mein Hals tat ziemlich weh. „So ein Motherfucker hat sie gewürgt und wir haben sie gerettet, während ihr es noch nicht mal bemerkt habt." Schaltete sich Clarence ein. Jimmy blieb überraschend ruhig und erwiderte nur „Danke, komm, wir gehen wieder rein." Er legte den Arm um mich und zog mich Richtung Eingang. Clarence allerdings gefiel das gar nicht. Er hielt mich an meinem Handgelenk fest. „Ich denke ein bisschen frische Luft wird ihr gut tun." Jimmy schaute ihn wütend an. Ich seufzte. Dieser ewige Kampf zwischen den beiden ging mir allmählich wirklich auf die Nerven. „Als wenn du wüsstest, was ihr gut tut, Motherfucker. Lass sie verdammt nochmal los, bevor ich dir deine hässliche Fresse poliere." Zischte Jimmy wütend. „Ich denke ich weiß ganz genau, was ihr gut tut." „Fick dich, du Hurensohn!" Jimmy versuchte mich Richtung Eingang zu ziehen, doch Clarence stellte sich vor mich. „Lass verdammt nochmal mein Girl in Ruhe." Ich schloss die Augen, verdammt! „Dein Girl? Was soll das bedeuten?" schaltete sich nun auch Proof ein. Clarence drehte sich zu mir um und schaute mich verengten Augen an. „Du hast es ihnen noch nicht gesagt?" Endlich fand ich meine Stimme wieder. „Ich.. bin noch nicht wirklich dazu gekommen." Antwortete ich ausweichend. „Verdammt Alex, was soll dieser Scheiß?" fuhr mich Clarence aufgebracht an. „Clarence, lass es mich erklären.." versuchte ich ihn zu beruhigen, doch er schüttelte meine Hand auf seinem Arm ab. „Nein Alex, verdammte scheiße, fick dich!" damit stürmte er in den Club hinein und seine Freunde folgten ihm. Meine Freunde hingegen schauten mich wütend an. „Was soll das heißen, Alex, du bist sein Girl?" fragte mich Lisa stirnrunzelnd. Ich seufzte. Jetzt war wohl der Moment gekommen reinen Tisch zu machen. Ich holte tief Luft. „Also Clarence und ich.. naja.. also wir sind ein Paar, verdammte scheiße. Und das schon über mehrere Wochen." Platzte es schlussendlich aus mir heraus. Die Gruppe schaute mich geschockt an. „Du fickst mit diesem Drecksack?" fragte mich Alpha entsetzt. Ich verdrehte die Augen. Die Einzige, die sich über das alles freute, war Kim. „Super, dann kannst du ja zu Papa Doc ziehen und Jimmy und mir nicht länger auf der Tasche liegen." Sie grinste selbstgefällig. „Verdammt, halt den Mund Kim.", schaltete sich Jimmy ein. Kim schaute ihn beleidigt an und stolzierte dann in den Club. „Leute, es tut mir leid, ich hätte es euch früher sagen solle, lasst es mich erklären.." flehte ich, doch weiter kam ich nicht. Proof unterbrach mich mit einem Blick zu Jimmy aufgebracht. „Nein Alex, verdammt! Du hättest es nicht früher sagen sollen, sondern dich erst gar nicht auf diesen Motherfucker einlassen. Du hast ja keine Ahnung, wen du dir hier ins Bett geholt hast. Dieser Penner klaut, betrügt, verprügelt Leute und fühlt sich wie der King. DU wusstest aber, dass er unser Feind ist. Und trotzdem hast du dich auf ihn eingelassen. Du bist uns eiskalt in den Rücken gefallen, Miststück." Die anderen nickten zustimmend. Ich schaute sie mit verengten Augen an. „Erstmal ist die Hälfte von der Scheiße, die du da laberst nicht wahr." Er wollte mich unterbrechen, doch ich hob den Zeigefinger. „Und Zweitens meint ihr ich hab mir das ausgesucht verdammt? Ich kenne ihn seit der High School und bin auch seitdem in ihn verknallt. Nur weil er euch nicht passt, soll ich also einfach meine Gefühle unterdrücken? Wenn ihr wahre Freunde wärt, würdet ihr das akzeptieren. Ja, es war scheiße, das zu verheimlichen. Aber ganz sicher entschuldige ich mich nicht dafür mit Clarence in einer Beziehung zu sein. Und wenn ihr das nicht akzeptieren könnt, dann könnt ihr mich mal." Ich dreht mich um und stapfte wütend in den Club zurück.
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Tragic Endings
FanficDetroit - 1991 Alex hat kein Zuhause mehr, kommt aber zum Glück bei B-Rabbit unter, einem Underground Rapper. Er und seine Freunde zeigen ihr, dass trotz allem was sie durchmachen musste, das Leben schön sein kann. Doch schafft sie den Absprung aus...