Der nächste Tag war ein Sonntag. Ich wachte langsam auf und schaute verschlafen auf meine Uhr. Es war schon Mittag! Ich hatte gar nicht bemerkt, dass Jimmy längst aufgestanden war. Müde ging ich Richtung Küche. Am Esstisch versammelt saß die wohlbekannte Gruppe. Ich grüßte sie und trank erstmal einen großes Glas Wasser. Mein Kopf brummte. "Na, hast nen Kater?" fragte mich Buddy und alle lachten. Ich verzog das Gesicht. Im gleichen Moment klingelte mein Handy. Es war Clarence. "Hey Papa Doc." ich betonte extra seinen Namen und er lachte. "Okay, es ist komisch, wenn du mich so nennst. Ich wollte dich fragen, ob du heute schon was vor hast?" "Eigentlich nicht, bin grad erst aufgestanden." nuschelte ich in den Hörer"Hast nen Kater oder was? Wie wär's wenn du zu uns in the Hood kommst? Bisschen abchillen?" "Ja, kann ich machen. Wo genau ist das?" "Ich hol dich bei Rosi's ab, ok?" "Ok" gab ich zur Antwort. Dann legten wir auf. Ich setzte mich zu den anderen am Tisch, um noch was von den Pancakes abzubekommen. Leider bemerkte ich zu spät die schlechte Stimmung meiner Freunde. "Was willst du mit dem Penner, Alex?" fragte mich Proof. "Das ist ein richtig mieser Wixxer." sagte Alpha, bevor ich überhaupt antworten konnte. Auf einmal redeten alle auf mich ein und schimpften über Papa Doc. Das wäre kein guter Umgang für mich, ich soll mich von ihm fernhalten usw. Der Einzige, der sich auf dem Gespräch komplett raus hielt, war Jimmy. Als Lisa dann auch noch meinte: "Du musst dich irgendwann mal entscheiden, auf welcher Seite du stehst." Wurde es mir zu bunt. Ich stand auf und schaute sauer in die Runde. "Wenn ihr ein Problem mit ihm habt, ist das eure Sache. Er ist ein Freund von mir und ich lasse mir von euch bestimmt nicht vorschreiben, mit wem ich befreundet bin und mit wem nicht. Und wenn ihr das nicht akzeptiert, dann könnt ihr mich mal!" Mit diesen Worten stapfte ich wütend ins Bad. Nachdem ich mich fertig gemacht hatte, ging ich immer noch sauer zu meiner Tasche, um alles notwendige für meinen Ausflug zu Clarence zu holen. Plötzlich stand Jimmy hinter mir. "Sei nicht pissig auf die Anderen. Sie meinen es nur gut. Papa Doc hat ziemlich Dreck am Stecken, wir machen uns nur Sorgen um dich, aber vielleicht musst du die Erfahrung einfach selber machen." "Ich kenne ihn, Jimmy. Er ist cool drauf und ich mag ihn. Ich habe keine Lust, mich jedes mal nun rechtfertigen zu müssen, wenn ich mal was mit anderen Freunden machen möchte." "Musst du auch nicht." antwortete er pampig. "Gut." Wir funkelten uns wütend an. Ich gab als erstes nach. Bei seinen wunderschönen blauen Augen konnte ich ihm nicht lange böse sein. Mit einem flüchtigen Kuss auf seine Wange verabschiedete ich mich:" Bis Später." Dann verschwand ich aus der Tür.
Clarence fuhr mich zu irgendeinem alten Haus, nicht weit von Rosi's weg. Als wir ankamen, führte er mich hinunter in einen Keller. Dort waren alte Sofas aufgestellt auf denen seine Freunde saßen. Er stellte mich allen nochmal vor. Sie wirkten ganz nett und lustig. Ich konnte absolut nicht verstehen, was Jimmy und Co. gegen Clarence und seine Freunde hatten.
Wir chillten den ganzen Tag im Keller, die Jungs machten immer wieder kleine Rapbattles, was ich sehr unterhaltsam fand. Alle von ihnen konnten wirklich gut freestylen, aber das lag den Schwarzen ja quasi im Blut. An sich war es ein entspannter Nachmittag. Gegen Abend kamen dann ein paar Mädels vorbei, mit denen verstand ich mich allerdings überhaupt nicht. Sie waren hauptsächlich auf Klamotten, Aussehen und Männern fokussiert. Genauso wie die Frauen aus meinem alten Leben. Nach einer gewissen Zeit war ich nur noch genervt und bat Clarence mich heimzufahren.
Er bestand darauf, mich bis zu Jimmys Trailer zu fahren, da es allmählich dunkel wurde und es in Detroit dann nicht mehr sicher war für kleine, weiße Mädchen. Ich lachte bitter in mich hinein: Wenn er wüsste, dass das Schlimmste, was einem Mädchen passieren kann, mir schon in dem reichen Viertel von Detroit passiert ist.
Als wir vor Jimmys Haus ankamen, wollte ich eigentlich so schnell wie möglich aussteigen. Ich hatte keine Ahnung, ob die Anderen noch da waren und vielleicht rauskommen würden. Unbedingt wollte ich jeglichen Stress zwischen meinen Freunden und ihm vermeiden. Doch Clarence wollte noch mit mir reden. "Du Alex?" "Hmm?" sagte ich nervös, immer wieder zum Trailer schauend. Er truckste stotternd herum, was mich nun doch neugierig machte. "Spucks aus Clarence!" Er atmete einmal tief durch. "Pass auf Alex, ich mag dich.." Oh nein, ich konnte mir schon denken was jetzt kommt. "Ich mochte dich schon in der Schule ziemlich gerne, dachte allerdings immer, dass du ,naja, so wie die anderen reichen Bitches bist. Das bist du anscheinend ganz und gar nicht!" er lachte nervös. "Okay, cool. Also ich muss dann mal rein.." versuchte ich ihn noch irgendwie zu stoppen, doch es war zu spät. "Hast du vielleicht mal Lust mit mir auszugehen?" Ich schaute ihn gequält an. "Ich glaube, das ist keine so gute Idee, Clarence." Innerhalb einer Sekunde veränderte sich sein Gesichtsausdruck komplett. Er schaute mich wütend an. Plötzlich bekam ich Angst. "Ist es wegen diesem weißen Motherfucker?" presste er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Ich stieg ohne Kommentar aus und lief Richtung Trailer, doch er folgte mir. "Fickst du mit diesem weißen Abschaum?" schrie er hinter mir. Ich drehte mich um und hob beschwichtigend die Hände. "Beruhige dich, ok?" In diesem Moment kamen Jimmy, Proof und die Anderen aus dem Trailer gerannt. Jimmy schob mich beschützerisch hinter sich und trat Clarence angriffslustig gegenüber. Mit eiskalter Stimme sagte er: "Verpiss dich!" Ich merkte, wie Clarence immer wütender wurde. Schnell stellte ich mich zwischen sie. "Stopp." Ich schaute beide eindringlich an. Sie schenkten mir jedoch keine Beachtung und starrten sich immernoch gegenseitig herausfordernd an. Also drehte ich mich zu Clarence um, in der Hoffnung, dass er mich beachtete. "Ernsthaft, geh jetzt besser. Bitte!" flehte ich ihn panisch an. Er kam ganz langsam auf mich zu bis er mit seinem Gesicht nur noch wenige Meter von mir entfernt stand: "Das wirst du bereuen, Bitch. Niemand gibt Papa Doc einen Korb." Mit diesen Worten drehte er sich um, stieg in sein Auto und fuhr mit quietschenden Reifen davon. "Fuck" entfuhr es mir. Noch mehr Probleme. Ich drehte mich wütend zu meinen Freunden um. "Musstet ihr euch einmischen, man?" Lisa setzte an: "Wir wollten doch nur..", doch ich unterbrach sie. "Leckt mich." Dann stapfte ich wütend in den Trailer.
Als die Anderen gegangen waren, versuchte Jimmy sich mit mir zu versöhnen. Ich war auch nicht wirklich sauer auf ihn oder meine anderen Freunde. Ich war sauer auf mich, auf die Situation und auf Clarence, der ein Nein nicht akzeptieren möchte. Ich schenkte ihm ein zaghaftes Lächeln und ging besorgt ins Bett.
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Tragic Endings
FanfictionDetroit - 1991 Alex hat kein Zuhause mehr, kommt aber zum Glück bei B-Rabbit unter, einem Underground Rapper. Er und seine Freunde zeigen ihr, dass trotz allem was sie durchmachen musste, das Leben schön sein kann. Doch schafft sie den Absprung aus...