Love Game

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Außen angekommen fanden wir Jimmy rauchend bei den Mülltonnen. Er hatte seine Kapuze tief in sein Gesicht gezogen und wirkte alles andere als glücklich darüber, dass wir ihm gefolgt sind.

Proof klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter. „Man, das kann jedem Mal passieren. Mach dir nichts draus." Jimmy brummte darauf nur missmutig. „Das nächste Battle wirst du sicher gewinnen" versuchte Proof weiter Jimmy aufzumuntern. Doch das ging leider nach hinten los. Jimmy explodierte: „Was für ein nächstes Battle, verdammte Scheiße? Ich schmeiß hin, keinen Bock mehr auf den Mist. Hör auf mich zu diesen beschissenen Sachen anzumelden und lass mich einfach in Ruhe!!!" Mit diesen Worten stürmte er davon. Proof wollte hinterher, doch ich hielt ihn zurück. „Ich mach das schon." Und ging Jimmy hinterher. „Jimmy, verdammt warte, du weißt wie kurze Beine ich habe, ich kann nicht so schnell laufen!" rief ich ihm hinterher und versuchte ihn einzuholen. Nach einiger Zeit blieb er stehen und lehnte sich gegen die Steinmauer rechts von uns. Seine Augen waren geschlossen. Die Straßenlaterne warf dunkle Schatten auf sein Gesicht. In diesem Moment blickte ich ihn an und fühlte nur überwältigende Liebe für diesen Mann. Er hatte mich damals einfach aufgenommen und mein Leben gerettet. Obwohl es ihm selbst beschissen ging hat er trotzdem versucht für seine kleine Schwester da zu sein. Er brachte mich viel zu oft zum Lachen. Er war nett und lieb und der tollste Mensch, den ich kannte. Ich konnte nicht anders als schnellen Schrittes auf ihn zuzutreten und ihn fest zu umarmen. Im ersten Moment versteifte er sich, wie immer sobald ich Körperkontakt suchte, doch nach kurzer Zeit entspannte er sich und erwiderte die Umarmung leicht. Er vergrub sein Gesicht in meinen Haaren. Ich spürte seinen heißen Atem an meinem Ohr und es liefen mir wohlige Schauer dabei über den Rücken.

„Lass uns nach Hause gehen." Flüsterte ich nach einer gefühlten Ewigkeit. Er nickte zustimmend und wir lösten uns voneinander. Langsam gingen wir Schulter an Schulter die dunklen Straßen entlang Richtung Trailerpark. Als wir am Wohnwagen ankamen gingen wir jedoch nicht gleich hinein, sondern setzten uns auf die Verandastufen und rauchten noch gemütlich eine Zigarette zusammen. Wir unterhielten uns zunächst über alles Mögliche. Über unser Leben, unsere Hobbys, unsere Familie und unsere Lieblingsrapper. Dann kam das Gespräch auf unsere Kindheit. Ich erzählte Jimmy wie ich zur vornehmen Dame erzogen werden sollte, mich jedoch nie an die Regeln hielt. „Mein Kindermädchen mahnte mich immer die Suppe nicht zu schlürfen. Immer hieß es 'Alexandra, so wirst du nie einen Ehemann finden, dieses Schlürfen gehört sich nicht für eine Dame' Irgendwann machte ich gute Miene und tat wie mir geheißen, um der ewigen Nörglerei zu entkommen. Dann hatten meine Eltern mal wieder eine große Party und alle wichtigen Leute waren am Tisch versammelt. Wie es sich gehört gab es Suppe zur Vorspeise. Als es gerade still war, nahm ich den gesamten Topf und schlürfte die ganze Suppe auf einmal raus. Die Damen wären fast in Ohnmacht gefallen und meinen Eltern war es sehr peinlich. Ich hatte die darauf folgenden Wochen Hausarrest, doch die geschockten Gesichter dieser einfältigen Personen war es wert." Ich musste immer noch lachen bei dieser Vorstellung und Jimmy tat es mir gleich. Irgendwann kamen wir zu den ernsteren Themen. Jimmy erzählte mir, dass er in der Schule früher regelmäßig verprügelt wurde, weil er weiß und immer der Neue war. Er ist nach der neunten Klasse abgegangen. Seine Mutter ist sehr oft mit ihm umgezogen, bis er seine kleine Schwester bekommen hat. Das war das erste Mal, dass er von seiner Mutter redete. Er erzählte jedoch nicht wo diese sich momentan aufhielt und ich fragte nicht weiter nach.

Nach einiger Zeit wurde es kalt und wir beschlossen in den Wohnwagen zu gehen. Ich war schon sehr müde und war gerade auf dem Weg zur Couch, als Jimmy mich Richtung Schlafzimmer zog. Ich seufzte leise. Natürlich wollte ich Jimmy beistehen, vor allem an solchen Abenden. Doch mir war nicht ganz klar, was das zwischen uns war. Ich war nach allem noch nicht bereit mich auf einen Mann komplett einzulassen. Zu groß war die Angst, dass ich verletzt wurde. Körperlich als auch seelisch. Außerdem ertappte ich mich sehr oft dabei wie ich an Clarence dachte. Unser Streit lag mir schwer im Magen und ich fragte mich, warum mir dies so viel ausmachte. Ich schwärmte früher in der High School sehr für Clarence. Vielleicht lag es daran, vielleicht hatte ich meine Gefühle für ihn noch nicht überwunden. Ich wischte den Gedanken beiseite und legte mich neben Jimmy. Doch als er eingeschlafen war verzog ich mich aufs Sofa.Ich wollte alleine sein. Die ganze Nacht über lag ich wach und machte mir meine Gedanken. Ich schlief erst in den späten Morgenstunden ein.

Tragic EndingsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt