Kapitel 16

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POV: Luke

Ich liege auf der Liege und starre an die Decke. Der Arzt hat mir ein kaltes Gel auf den Bauch geschmiert, das einen unangenehmen, frischen Hauch hinterlässt. Es fühlt sich seltsam an, so eiskalt auf meiner Haut. Ich kann kaum stillhalten, während er mit diesem komischen Gerät über meinen Bauch fährt. Es ist unangenehm, aber nicht nur das – es fühlt sich auch irgendwie falsch an. Wie in einem Albtraum, in dem du weißt, dass etwas passiert, aber nicht wirklich begreifen kannst, was es ist.

Ich versuche, tief durchzuatmen, doch der Drang, mich einfach zu winden und wegzulaufen, ist stark. Meine Hände sind fest zu Fäusten geballt, und ich spüre, wie sich meine Fingerkrallen in meine Handflächen bohren. Ich will nicht hier sein. Ich will das alles nicht wissen. Aber der Arzt redet weiter, und obwohl ich versuche, mich zu konzentrieren, dringen seine Worte nur verzerrt und undeutlich an mein Ohr.

„Da haben wir es, den kleinen Übeltäter", sagt der Arzt schließlich, und es klingt fast so, als sei er stolz auf sich.

„Was?" Mein Kopf schießt nach oben, und mein Herz setzt einen Schlag aus. Ein „Übeltäter"? Was meint er damit? Ich starre ihn an, während mein Magen sich erneut zusammenzieht – diesmal nicht vor Übelkeit, sondern vor einer ganz anderen Art von Angst.

Ich versuche, Worte zu finden, doch sie entgleiten mir. Mein Gehirn arbeitet auf Hochtouren, aber es fällt mir schwer, einen klaren Gedanken zu fassen. „Was? Was meinen Sie? Was ist da?" Ich versuche, die Worte aus mir herauszupressen, aber sie klingen hohl, wie in einem Raum, der sich immer weiter ausdehnt.

„Alles in Ordnung, Luke?", fragt der Arzt, als er merkt, dass ich nicht mehr wirklich bei der Sache bin. Seine Stimme klingt plötzlich weniger selbstsicher, fast besorgt. Aber ich kann mich nicht darauf konzentrieren. Ich will einfach, dass dieser Albtraum vorbei ist. Dass ich aufwache und alles wieder normal ist.

„So, Luke...", fährt er fort, während er auf den Bildschirm starrt, „herzlichen Glückwunsch, du bist schwanger."

Die Worte treffen mich wie ein Schlag in die Magengrube. Schwanger? Ich kann sie kaum begreifen, sie wiederholen sich immer wieder in meinem Kopf, als wären sie aus einem anderen Universum. Schwanger? Aber das ist doch... das kann nicht sein.

Ich blinzle, und die Welt um mich herum verschwimmt. Es fühlt sich an, als wäre der Boden unter meinen Füßen weggezogen worden. Mein Herz schlägt schneller, als ich versuche, mich zu fassen. Schwanger? Das war nicht Teil des Plans. Das war nicht einmal ein Plan. Alles in meinem Kopf wirbelt durcheinander. Ich kann kaum atmen.

„Schwanger?" wiederhole ich tonlos. Es ist, als würde ich die Worte in den Raum werfen, aber sie kommen nicht bei mir an. Es kann nicht sein.

Ich merke, wie meine Hände zittern, als ich versuche, mich zusammenzunehmen. Mein Blick geht immer wieder zu dem Ultraschallbild, das der Arzt mir gezeigt hat. Aber es macht keinen Sinn. Warum sollte das so sein? Warum gerade ich?

„Bist du sicher?", frage ich, auch wenn ich selbst nicht wirklich weiß, was ich mit der Frage erreichen will. Es ist, als würde ich mich selbst davon überzeugen wollen, dass es ein Fehler ist. Vielleicht eine Fehldiagnose. Vielleicht ist das alles nur ein Traum.

Der Arzt nickt, als hätte er diese Frage schon hundert Mal gehört. „Ja, Luke, alles deutet darauf hin. Du bist schwanger."

Ich kann die Worte nicht mehr richtig einordnen. Mein Herz schlägt immer schneller, mein Atem geht flach. Die Luft scheint dicker zu werden, und alles, was ich hören kann, ist das dumpfe Pochen in meinen Ohren.

„Nein, das kann nicht sein", murmle ich, als mir klar wird, was das bedeutet. Aber dann, ein kleiner, fast unmerklicher Gedanke in meinem Kopf, fliegt mir entgegen: Du bist ein Omega.

Ich atme tief ein und schließe die Augen, versuche, mich zu sammeln. Aber der Gedanke will nicht verschwinden. Ich bin schwanger. Aber wie? Warum jetzt? Ich wollte das nicht. Ich hatte nicht damit gerechnet.

Ich habe mit Jack geschlafen, ja, aber ich habe nie daran gedacht, dass so etwas passieren könnte. Eigentlich war mir gar nicht bewusst, was es bedeutet, ein Omega zu sein – nicht wirklich, jedenfalls.

Der Arzt schaut mich mit besorgtem Blick an. „Alles okay, Luke?"

Ich öffne die Augen und nicke, obwohl ich selbst nicht wirklich weiß, was ich fühle. Ja, ich bin okay – oder besser gesagt, ich muss irgendwie okay sein. Aber wie soll ich jetzt mit dieser Nachricht umgehen? Mein Verstand ist ein einziges Wirrwarr. Ich kann nicht aufhören, mir die Frage zu stellen, warum gerade mir das passiert.

„Ja, ich bin okay", antworte ich mit einer Stimme, die sich fremd anhört. Die Worte kommen aus meinem Mund, aber sie klingen nicht nach mir. „Ich bin nur... verwirrt."

Und das bin ich wirklich.

Der Arzt fährt fort, als wäre dies eine alltägliche Nachricht. Er erklärt mir, was zu tun ist, was ich beachten muss. Aber es geht alles an mir vorbei. Ich nicke nur ab und zu, als hätte ich keine andere Wahl, als zuzuhören.

„Schwanger...", wiederhole ich immer wieder in meinem Kopf, als der Arzt mir weitere Anweisungen gibt.

Als ich schließlich die Praxis verlasse, fühle ich mich wie in Trance. Alles, was ich will, ist, diesen Tag aus meinem Gedächtnis zu löschen. Ich schaffe es irgendwie, zurück nach Hause zu gehen, aber ich kann nicht aufhören, an den Ultraschall zu denken, an die Worte des Arztes.

Und dann muss ich es Jack sagen.

Der Gedanke daran lässt mich fast ersticken. Was, wenn er es nicht akzeptiert? Was, wenn er wütend wird oder mich nicht versteht? Aber auf der anderen Seite... was, wenn er einfach alles akzeptiert?

Ich weiß es nicht. Und das macht mir noch mehr Angst.

Zuhause angekommen, gehe ich direkt zu meiner Mutter. Ich habe das Ultraschallbild in der Hand, aber es fühlt sich plötzlich so schwer an. Ich will sie nicht enttäuschen. Ich will nicht, dass sie mich verurteilt.

„Mom...", sage ich, und meine Stimme klingt brüchig. „Ich... ich muss dir etwas zeigen."

Sie sieht mich an, und für einen Moment läuft alles in Zeitlupe. Dann zieht sie mich plötzlich in eine Umarmung. Ich habe nicht mit dieser Reaktion gerechnet. Ich dachte, sie würde mich anschreien oder enttäuscht schauen. Aber nein, sie hält mich fest, als ob ich das Wichtigste auf der Welt wäre.

„Herzlichen Glückwunsch, Luke", sagt sie leise. „Du wirst ein großartiger Vater sein."

Ihre Worte sind warm und beruhigend, aber sie machen alles nur noch verwirrender. Ich will weinen, aber ich kann nicht. Stattdessen schließe ich die Augen und lasse die Tränen hinter meinen Augenlidern verschwimmen. Es ist so viel. Viel mehr, als ich mir je hätte vorstellen können.

Nachdem wir uns eine Weile umarmt haben, geht es mir ein kleines Stück besser. Wir essen zusammen, und ich versuche, irgendwie zu verdrängen, was gerade passiert ist.

Doch als ich später in meinem Zimmer liege und versuche, zu schlafen, kann ich nicht aufhören, an all das zu denken. Wie soll ich das alles verstehen? Was passiert jetzt mit mir und Jack? Und vor allem, wie geht es weiter?

Aber in meinem Kopf hallen immer wieder die Worte des Arztes: „Herzlichen Glückwunsch, Luke. Du bist schwanger."

Mein Leben als Omega (bxb,Mpreg)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt