vertrauliche Gespräche

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Nachdem wir unser kleines Picknick beendet hatten gingen wir zu Fiona. Wir hatten spontan beschlossen, dass ich bei ihr übernachtete. Ohne Wiederrede meinerseits zuzulassen hatte sie beschlossen das wir wieder einmal eine Mädchen Nacht brauchten und da der morgige Tag frei wäre bot es sich an. So saßen wir jetzt bei ihr im Zimmer auf einem riesen Berg von Kissen und unterhielten uns.

"Hast du eigentlich schon Fortschritte bei Tyler gemacht?"

Typisch Fiona. Immer mit der Tür ins Haus fallen. Seit ich ihr davon erzählt hatte, dass ich in Tyler aus unserer Klasse verknallt war, ließ sie keine Möglichkeit aus mich auszufragen oder damit aufzuziehen.

"Nein und das weißt du... Ich bin viel zu schüchtern, um auch nur mehr als einen Satz mit ihm zu reden."

Zu meinen bedauern. Ich hätte mich gerne mal richtig mit ihm unterhalten, doch schaffte ich es einfach nicht. So blieb mir nur die Möglichkeit ihn weiter still zu beobachten.

"Mensch Mel, ergreif doch mal die Initiative! Ich weiß zwar nicht was du in diesem Idioten siehst, aber ich will dass du glücklich bist. Doch dafür musst du was tun und darfst ihn nicht nur aus der Ferne anhimmeln."

Gespielt streng schaute sie mich an um ihren Worten Nachdruck zu verleihen. Meine Wangen glühten inzwischen schon wie eine rote Ampel. Mir war das einfach peinlich, auch wenn es meine beste Freundin war mit der ich darüber sprach. Ich wusste genau was sie von ihm hielt, schließlich war das wahrscheinlich die Meinung von den meisten die ihn kannten. Sie würden ihn als ein arrogantes Arschloch mit zu viel Geld beschreiben, doch ich empfand seine Art anders, außerdem war er witzig. Ja, manche seiner Sachen gingen ab und zu unter die Gürtellinie jedoch ging das für mich klar solange es nichts zu krasses war. Doch wusste ich nicht mal ob er mich überhaupt bemerkt hatte. Schließlich war ich nichts Besonderes, nur ein kleines, schüchternes Mädchen das zufällig mit ihm in eine Klasse ging.

Seufzend antwortete ich ihr:

"Ja das weiß ich doch, aber..."

"Nichts aber!", wurde ich von ihr unterbrochen, „Kratz deinen Mut und deinen Stolz zusammen und schnapp ihn dir!"

Das brachte mich zum Lachen. Ich weiß nicht wie oft wir das Gespräch schon gehabt haben, aber ich war ihr dankbar dafür. Nickend gab ich ihr zu verstehen, dass ich es weiterhin versuchen würde und wir wechselten das Thema. Wir redeten bis spät in die Nacht ehe wir uns schlafen legten.

Schweißgebadet fuhr ich wieder mitten in der Nacht aus dem Schlaf.

Abermals hatte ich von dem Wolfsangriff geträumt und wieder waren diese Stimmen da gewesen. Mit jedem Mal schienen sie lauter zu werden, doch verstehen konnte ich sie immer noch nicht. Frustriert fuhr ich mir durch die Haare. Fiona lag halb auf ihren Arm gestützt neben mir und schaute mich besorgt an. Als ich mich komplett zu ihr umwandte fielen meine Haare aus meinem Gesicht und gaben den Blick auf meine Augen frei.

"Wow Mel, deine Augen sind unglaublich! Die übertreffen alle Kontaktlinsen", flüsterte sie begeistert.

Gequält verzog ich mein Gesicht. Sie hatten sich also wieder verändert. In dem Punkt das die Farbe toll war konnte ich meiner Freundin nicht wiedersprechen, doch sah ich darin nichts Gutes. Ohne Vorwarnung nahm mich Fiona in den Arm.

"Hey alles ist gut, dass war nur ein Albtraum und den Rest bekommen wir schon unter Kontrolle." redete sie beruhigend auf mich ein. Erst jetzt bemerkte ich dass ich zitterte und mir die Tränen in den Augen standen. Das war einfach alles zu viel für mich. Schluchzend vergrub ich meinen Kopf an ihrer Schulter. Kurze Zeit später hatte ich mich wieder beruhigt, doch schlafen wollte ich nicht mehr. Inzwischen war es kurz nach 6Uhr, deshalb beschlossen wir, dass wir auch einfach wach bleiben konnten. Um uns zu beschäftigen und die anderen nicht zu stören fingen wir an meine Veränderungen aufzulisten. Empfindliches Gehör, bessere Kondition und wechselnde Augenfarbe, waren bis jetzt unsere Punkte. Die ersten zwei würden wir später austesten um es genauer einzugrenzen oder etwas hinzuzufügen. Bei letzterem gingen wir die Situationen durch bei denen es aufgetreten war. Zum einem waren da meine Albträume und dann noch das eine Mal wo ich so genervt, fast schon wütend auf Jared war. Fiona hatte sofort eine Theorie:

"Ich denke, dass deine Augen sich deiner Gefühlslage anpassen. Wut und Angst sind sehr stark und wenn du dich beruhigt hast waren sie doch immer wieder weg oder?"

Prüfend schaute sie mich an als ich überlegte. Ihre Worte machten Sinn doch wie konnte ich es verhindern wenn sie dadurch ausgelöst wurden? Nach außen wirkte ich zwar immer ruhig doch innen war es nicht selten, dass ein Sturm tobte. Ich hatte gelernt meine Gefühle nach außen zu verbergen und doch wurden sie jetzt durch meine Augen nach außen getragen. Wenn ich das vermeiden wollte musste ich mich wohl oder übel auch im inneren mit meinen Gefühlsausbrüchen zurückhalten. Im weiteren Verlauf des Gespräches stellten wir fest das die Farbänderung meist ein leichtes kribbeln in den Augen mit sich brachte wie bei Heuschnupfen. Damit konnten wir arbeiten, jedes Mal wenn ich das wahrnahm musste ich mich beruhigen oder abwenden. Falls es doch mal durchkommen würde stände meine BFF an meiner Seite.

Eine außergewöhnliche Verwandlung #waveaward19Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt