Schreiend erwachte ich mitten in der Nacht aus einem Albtraum. Schweißgebadet saß ich aufrecht im Bett und versuchte mein Marathon rennendes Herz zu beruhigen. Mein Hals fühlte sich an als wäre ich Tagelang ohne Wasser durch eine Wüste gelaufen, sodass ich verschlafen ins Bad schlich um etwas Wasser aus dem Hahn zu trinken. Nachdem ich mich erfrischt hatte hob ich meinen Kopf wieder unter der Garnitur hervor und ließ meinen Blick auf den Spiegel über mir gleiten. Geschockt starrte ich meine Augen an. Sie waren nicht wie sonst Braun, sondern strahlten mir in einem dunklen gold-gelb entgegen. Mit stockendem Atem blinzelte ich mich selbst ein paarmal im Spiegel an und rieb mir die Augen. Als ich sie dann wieder fixierte schauten sie mir wie immer mit einem trüben braun entgegen. Kopfschüttelnd ging ich zurück in mein Zimmer. Das musste ich mir eingebildet haben. Wahrscheinlich hat mir mein übermüdetes Hirn nur einen kleinen Streich gespielt. Wieder im Bett versuchte ich noch einmal einzuschlafen, schließlich hatte ich noch 3 Stunden Zeit bis ich aus den Federn musste. Jedoch gelang mir das mehr schlecht als recht, sodass ich als der Wecker klingelte sehr müde ins Bad schlurfte um zu duschen. Meine einzigen Hoffnungen um wach zu werden waren eine kalte Dusche und ein starker Kaffee. Eigentlich verabscheute ich Kaffee, aber in solchen Situationen musste ich zu drastischen Mitteln greifen um den Schultag überstehen zu können.
Doch anscheinend war heute nicht mein Tag. Ich verpasste den Bus und musste zur Straßenbahn laufen, dann schrieben wir in Mathe auch noch eine unangekündigte Leistungskontrolle und als wäre das nicht schon genug, wurde ich neben meiner Müdigkeit wieder von Kopfschmerzen geplagt. Zu allem Überfluss hatte mein bescheuerter Banknachbar heute beschlossen mir noch mehr als sonst auf den Zeiger zu gehen. Diese ganzen Umstände brachten meinen Geduldsfaden zum reißen. Ein lautes klatschen ertönte als ich Jared auf die Finger schlug, weil er abermals einen meiner Stifte ohne meine Zustimmung nutzen wollte.
"Lass verdammt noch eins endlich meine Sachen in Frieden und hör auf mir auf den Geist zu gehen!!!", zischte ich ihn mit unterdrückter Wut entgegen und konnte mich gerade noch so zurückhalten ihn nicht anzuschreien. Seltsamerweise zog er seine Hand ruckartig weg und starrte mich geschockt an. Irgendetwas an dieser Reaktion konnte ich nicht deuten, zwar war es für mich ungewöhnlich das ich ausflippte aber wieso sollte er deswegen so ein Gesicht ziehen? Zum Glück erlöste er mich aus meiner Unwissenheit indem er anfing zu stottern: "WTF w..was geht bei deinen Augen falsch?!"
Wie Bitte meine Augen?! Schnell senkte ich den Blick und meldete mich um auf die Toilette gehen zu dürfen. Und tatsächlich als ich mich vor den Spiegel im Mädchen WC stellte blickte mich mein Spiegelbild wie schon heute Nacht mit gold-gelben Augen entgegen.
"Sch***e! " Das konnte doch nicht wahr sein. Resigniert legte ich meine Hände vor die Augen. Ich hatte mir so gewünscht, dass das wirklich nur Einbildung gewesen war, aber jetzt konnte ich es nicht mehr leugnen. Die seltsamen Veränderungen ließen sich nicht mehr abstreiten und hatten mit dieser Iris meinen Horizont gesprengt. Ich konnte das nicht mehr für mich behalten. Aber mit wem sollte ich darüber sprechen? Mit meiner Mutter garantiert nicht. Also blieb nur meine beste Freundin. So sehr es mir auch wiederstrebte sie damit hinein zu ziehen, so sehr wollte ich mich auch jemanden anvertrauen und sie war nun mal die beste Wahl. So versuchten ich mich etwas zu beruhigen und Atmete ein paar Mal tief ein und aus. Als sich meine Panik vor mir selbst etwas gelegt hatte schaute ich wieder auf und stellte erleichtert fest, dass meine Iris wieder normal war. Mh, jetzt musste ich Jared nur noch davon überzeugen, dass das ein paar Kontaktlinsen gewesen waren die er gesehen hatte. Das war zumindest die einfachste Erklärung die mir dafür einfiel. Zügig ging ich zurück ins Klassenzimmer und setzte mich auf meinen Platz. Sofort wurde ich von meinem Banknachbarn belagert indem er mir tausende von Fragen stellte. Unwirsch würgte ich seinen Redeschwall ab und schaute ihn direkt an. Natürlich fragte er wieso meine Augen auf einmal nicht mehr diese seltsame Farbe hatten und ich antwortete nur mit einem leisen Lachen darauf: "Hahaha, du bist drauf reingefallen! Dein Blick war Gold wert. Ich hatte ein paar farbige Kontaktlinsen drin." Verdutzt schaute er mich an ehe er sich irgendwas in seinen nicht vorhandenen Bart grummelnd von mir abwandte. Wahrscheinlich grämte es ihn, dass er auf meine 'Kontaktlinsen' hereingefallen war. Die weiteren Stunden bis zur großen Pause verliefen Gott sei Dank ereignislos, sodass ich mir in ebendieser Fiona schnappen und sie in eine ruhige Ecke des Hofes ziehen konnte. Sicherheitshalber schaute ich mich noch einmal nach allen Seiten um, ehe ich anfing zu sprechen: "Ich muss dir unbedingt etwas erzählen und zeigen. Können wir uns nach der Schule irgendwo treffen wo wir unbeobachtet sind und fast niemand hinkommt? Ich brauche deine Hilfe..."
Stutzig musterte sie mich weil ich einen so flehenden Tonfall angeschlagen hatte, stimmte aber ohne weiter nachzufragen zu. Auf sie war halt immer verlass. Nie würde sie mich mit meinen Problemen alleine lassen, so wie ich das auch nie machen würde. Zu meinem Bedauern einigten wir uns auf einen kleinen Wald in der Nähe ihres Zuhauses. Dort würde niemand vorbei kommen und es wäre geschützt vor unerwünschten Blicken. Doch auch wenn wir nicht weit hineingehen würden und am Waldrand blieben, schmeckte mir die Sache nicht wirklich. Ich hatte einfach kein gutes Gefühl dabei egal wie klein der Wald auch war.
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Eine außergewöhnliche Verwandlung #waveaward19
WilkołakiWenn du selbst nicht mehr weißt wer du bist, dich immer weiter veränderst, plötzlich Dinge kannst von denen andere nur träumen...oder Albträume haben. Wenn deine Mutter dir plötzlich ein gut gehütetes Geheimnis enthüllt und doch doppelt so viele wei...