Kurz nach Mittag machten wir uns auf den Weg zu unserem gestrigen Treffpunkt, den wir nach kurzer Diskussion zu unserem 'Forschungsplatz' ernannt hatten.
Bewaffnet mit Notizblock, Stift, Stoppuhr und verschiedenen anderen Materialien standen wir nun dort und beredeten mit was wir anfangen sollten. Am einfachsten war es die Reichweite meines Gehöres zu überprüfen, daher wählten wir dies für den Anfang. Fiona übergab mir das eine Ende eines Maßbandes und sie selbst lief mit dem anderen Ende los. Alle 10 Meter blieb sie stehen und fragte in normaler Tonlage ob ich sie noch hörte. Ich notierte mir die Entfernung und wie gut ich sie verstand und so ging es erstmal bis zum Ende des Maßbandes. Da es ein altes aus dem Vermessungsamt, wo Fionas Vater arbeitete, war erreichte es die 50 Meter, doch für unsere Tests mussten wir weiter gehen. So zog sie das Band zu sich und legte es mit einem Stein an den Punkt wo sie stand, dann ging sie wieder 10 Meter weiter nach hinten. Nach dieser Messung rollte sie es wieder auf und kam zurück zu mir. Ich überreichte ihr meine Liste, damit sie sie eingehend studieren konnte. Auf die 100 Meter gesamtweite hatte ich mit Leichtigkeit alles bis 40 Meter hören können, bis 80 musste ich mich mehr konzentrieren hörte es aber trotzdem deutlich und die letzten 20 wurden dann leiser. Zwar war es immer noch hörbar kam aber langsam einem Flüstern näher. Da wir mein Maximum noch nicht erreicht hatten markierte meine BFF auch meinen Standort mit Markierungsfarbe, so wie sie es bei ihrem letzten getan hatte. Dadurch könnten wir ein andermal an der Stelle weitermachen wo wir aufgehört hatten. Jetzt machten wir erst einmal Pause und aßen etwas. Ich checkte kurz meine Nachrichten und schaute die Bild-Meldungen an die mir gezeigt wurden. Jared hatte mal wieder gefühlt tausend Bilder von seinem Motorrad, seinen Werkeleien an verschiedenen technischen Dingen und seinen Katzen dort hochgeladen. Irgendwie war das süß, jemand der seine Hobbys so leidenschaftlich verfolgte und ein Katzenliebhaber war konnte im Grunde seines Charakters doch gar nicht so schlecht sein wie er manchmal dastand. Ich kommentierte ein paar der Bilder und schrieb ein paar Zeilen mit ihm ehe ich mein Handy wieder weglegte und Fiona fragte ob sie die Bilder auch sehen konnte. Seltsamerweise verneinte sie das. Ich hatte angenommen, dass alle aus der Klasse für seine Bilder freigegeben waren, aber das entsprach anscheinend nicht den Tatsachen. Wieso sollte ich sie dann sehen können? Da ich darauf jetzt eh keine Antwort finden würde verschob ich die Gedanken und widmete mich wieder meiner Freundin, die sich schon wieder fleißig den nächsten Test für mich ausdachte.
Als nächstes stoppten wir meine Schnelligkeit auf einer bestimmten Strecke und wiederholten es ein paarmal. Dann ließ sie mich im Kreis rennen um meine Ausdauer zu überprüfen. Während ich mich körperlich verausgabte, lag sie gemütlich auf der Decke und las eine Zeitschrift. Uff, das war so unfair, aber irgendwann würde ich sicher meine Revanche bekommen.
Je länger ich rannte desto mehr drifteten meine Gedanken ins Nirwana ab, wie auch schon in der Sportstunde. Nach weiteren Minuten hatte ich den Punkt erreicht wo ich die Gegend um mich herum kaum noch wahrnahm. Nur meine Bewegung stand im Mittelpunkt. Dies und das Rauschen der Bäume wenn der Wind durch sie fuhr hatten schon fast eine hypnotische Wirkung auf mich. Erst als mich jemand an der Hand packte und daran hinderte weiterzulaufen fuhr ich hoch. Reflexartig drehte ich mich fast schon knurrend um und fixierte mein Hindernis.
„Hey Mel, hör auf mit dem Mist du machst mir Angst!" Langsam wie durch Watte drangen Fionas Worte zu mir durch. Heftig schüttelte ich den Kopf um wieder klar denken zu können. Was war das gerade gewesen? Nervös schaute ich auf die Hand meiner BFF, die mich immer noch fest hielt und lies ihn hoch in ihr Gesicht wandern.
„Es tut mir Leid! Ich weiß nicht was in mich gefahren ist..." stammelte ich vollkommend überfordert mit der Lage.
Erleichtert stellte ich fest, dass sich in ihrem Blick nicht wie befürchtet Angst spiegelte sondern Sorge. Obwohl ihr etwas hätte passieren können, wenn ich die Kontrolle verloren hätte blieb sie an meiner Seite und machte sich um mich Sorgen... Vielen wäre es sicher zu extrem gewesen und sie wären längst über alle Berge um ihre eigene Haut zu retten, doch nicht sie. Einerseits rührte mich ihre Loyalität, doch auf der anderen Seite hatte ich Angst sie zu verletzen wenn sie mir in so einer Situation zu nah kam. Schließlich war das schon einmal passiert und ich wollte sie auf gar keinen Fall verlieren. Die Umstände waren zwar damals bei Lina anders, denn immerhin war ich da noch klein und hatte noch nicht diese Kräfte, doch war es sehr ähnlich. Das Ausmaß der Katastrophe die eintreffen würde, wenn es jetzt dazu käme wollte ich mir überhaupt nicht vorstellen. Ich war fest entschlossen es nicht so weit kommen zu lassen. Nicht diese Kräfte beherrschten mich sondern ich sie! Nur so und nicht anders würde es von heute an laufen. Ich würde bei jeder Hürde die mir das Schicksal stellte herausfinden wie ich sie meistern konnte und nachforschen was es damit auf sich hatte. Denn nicht nur die Gegenwart hatte damit zu tun, sondern auch die Vergangenheit und in ebendieser galt es noch Karten aufzudecken, auch wenn es schwer werden würde.
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Eine außergewöhnliche Verwandlung #waveaward19
Hombres LoboWenn du selbst nicht mehr weißt wer du bist, dich immer weiter veränderst, plötzlich Dinge kannst von denen andere nur träumen...oder Albträume haben. Wenn deine Mutter dir plötzlich ein gut gehütetes Geheimnis enthüllt und doch doppelt so viele wei...